Thema des Tages
Wo lohnt sich der Sprung ins kühle Nass?
Die Sommerferien stehen vor der Tür oder haben in einigen Regionen
bereits begonnen. Damit beginnt auch die "heiße Phase" für die Frei-
und Strandbadsaison sowohl vor der eigenen Haustür als auch in den
Küstenregionen Europas.
Mit Beginn des meteorologischen Sommers gab es an dieser Stelle
bereits einen Blick auf die Wassertemperaturen in den Meeren rund um
den europäischen Kontinent
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/6/1.html). Von
badetauglichen Temperaturen ließ sich damals freilich nur rund um das
Mittelmeer sprechen. Mit dem nun für viele bevorstehenden Start in
den Sommerurlaub werfen wir am heutigen Sonntag erneut einen Blick
auf die aktuellen Wassertemperaturen und eruieren, in welchen
Regionen auch das Wetter mitspielt, um den Sprung ins kühle Nass zu
wagen.
Die deutsche Nord- und Ostseeküste dürfte für viele Badehungrige
dieses Jahr - gezwungenermaßen - besonders hoch im Kurs stehen. Die
ermittelte oberflächennahe Meerestemperatur liegt hier aktuell
zwischen 17 und 19 Grad. Für die allermeisten dürfte der Gang in die
"kalten" Fluten eher noch einer Mutprobe gleichen. Alternativ stehen
natürlich auch die zahlreichen großen und kleinen Seen im Lande zur
Auswahl. Die Müritz oder das Steinhuder Meer beispielsweise sind mit
rund 20 Grad Wassertemperatur aber nur geringfügig wärmer. Zudem
lässt das Wetter in der kommenden Woche in weiten Teilen
Norddeutschland zu wünschen übrig und bei weitem kein Sommerfeeling
aufkommen. Zahlreiche Tiefausläufer ziehen vom Atlantik kommend durch
und bringen unbeständiges und windiges bis stürmisches Schauerwetter.
Bei diesen Bedingungen sind die Höchstwerte mit maximal 16 bis 20
Grad im Prinzip identisch zur Wassertemperatur. Für den
Strandspaziergang empfiehlt es sich die Wind- oder Regenjacke in den
Koffer zu packen.
Die besseren Badechancen ergeben sich dann doch eher in der Südhälfte
des Landes. Bei passablem Sonnenschein und meist sommerlichen 24 bis
27 Grad dürften die Badestrände oder Liegewiesen - selbstverständlich
mit ausreichend Abstand - an den dortigen Seen eher voller werden.
Dazu sind die Wassertemperaturen vom Bodensee (22 Grad) über den
Ammersee (23 Grad) und Starnberger See (21 Grad) bis zum Chiemsee (22
Grad) deutlich badetauglicher.
Wer lieber im Meer baden möchte, der wird in den beliebten
klassischen Sommerreisezielen rund um das Mittelmeer mit den höheren
Wassertemperaturen fündig. Im westlichen Mittelmeer werden von den
spanischen Costa's über den französischen Gulf du Lion und die Côte
d'Azur bis zu den Stränden Italiens zwischen 23 und 26 Grad
Wassertemperatur gemessen. Das östliche Mittelmeer von der Adria über
die Ägäis und die Türkische Riviera ist mit 24 bis 27 Grad sogar noch
einen Tick wärmer. Auch das Schwarze Meer reiht sich in diese
Kategorie ein. Die Atlantikküste zwischen Biskaya und der
portugiesischen Küste ist mit 17 bis 21 Grad dagegen deutlich
frischer.
Während sich die Tiefs zwischen Mittel- und Nordeuropa die Klinke in
die Hand geben, profitieren die südeuropäischen Mittelmeerländer in
der nächsten Woche überwiegend von Hochdruckeinfluss. Bei viel
Sonnenschein und sommerlich warmen bis heißen Tageshöchstwerten
zwischen 27 bis 35 Grad rund um das Mittelmeer lohnt sich zur
Abkühlung der Sprung ins kühle Nass. Kleinere Schönheitsfehler gibt
es allerdings doch. So zieht ein in höheren Atmosphärenschichten
ausgeprägtes Tief langsam vom Ionischen Meer über Griechenland und
die Ägäis ostwärts zur Türkei. Das Zusammenspiel aus warmen
Meerwasser und kalter Höhenluft sorgt für eine Labilisierung der
Luftmasse, wodurch man in dieser Region nicht ganz ohne Schauer und
Gewitter auskommen wird. In der zweiten Wochenhälfte greift ein
solches Höhentief vom Atlantik kommend auch auf die Iberische
Halbinsel über. Schauer und Gewitter sollten sich nach derzeitigem
Stand aber wohl eher auf das Inland beschränken.
MSc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.07.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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