Thema des Tages

Der Gipfel der Helligkeit!


Heute ist astronomischer Sommerbeginn und damit auch der längste Tag 
des Jahres. Bezüglich der astronomisch maximal möglichen 
Sonnenscheindauer spielt das Wetter aber nicht so richtig mit. 


Nachdem wir "Wetterfrösche" uns nun schon seit knapp drei Wochen im 
Sommer wähnen, beginnt dieser am heutigen Samstag auch aus 
astronomischer Betrachtungsweise. Anders ausgedrückt: Heute ist der 
"längste" Tag des Jahres, ab jetzt werden die Tage wieder "kürzer"! 
Um gleich von vorne weg eventuellen Korrektur-Mails vorzubeugen: 
Klar, ein Tag ist immer gleich lang, nämlich 24 Stunden. In diesem 
Text betrachten wir den Tag aber als Gegenspieler zur Nacht und da 
hat er heute nun einmal seine größtmögliche Dominanz und grüßt vom 
Gipfel der Helligkeit - zumindest auf der Nordhalbkugel.  

Aber wie lang ist denn nun der längste Tag des Jahres? Das hängt ganz
davon ab, wo man sich befindet. Je weiter man sich nach Norden 
begibt, desto länger bleibt es hell, umgekehrt macht die Nacht umso 
mehr Boden gut, je weiter man sich im Süden befindet. Tja, und wenn 
man soweit nach Norden vorrückt, dass man über den Polarkreis (etwa 
bei 66,5° N) stolpert, geht die Sonne wie im gesamten Sommerhalbjahr 
überhaupt nicht mehr unter. Grund hierfür ist die sogenannte Schiefe 
der Ekliptik, also der Versatz der Erdachse zur Bahn der Erde um die 
Sonne von rund 23,5 °.

Doch zurück in heimische Gefilde, zurück nach Deutschland. Hier 
bewegt sich die Tageslänge heute grob zwischen 17 Stunden und 19 
Minuten in Flensburg (Sonnenaufgang um 4:44, Sonnenuntergang um 
22:03) und 15 Stunden und 57 Minuten in Oberstdorf (Sonnenaufgang um 
5:21, Sonnenuntergang um 21:19). Sicherlich wünscht sich der ein oder
andere, dass die heutige Tageslänge gleichbedeutend mit der 
Sonnenscheindauer wäre. Dem macht das Wetter allerdings einen 
gehörigen Strich durch die Rechnung - zumindest teilweise.

Denn während der Ausläufer eines Tiefs bei Island von 
Schleswig-Holstein bis Sachsen viel Gewölk im Gepäck hat, versorgt 
ein Tief in höheren Luftschichten über Südosteuropa weite Teile 
Bayerns mit viel "Grau" am Himmel. Aber auch sonst versuchen im 
Tagesverlauf einige Quellwolken der Sonne ihren Platz am Himmel 
streitig zu machen, was ihnen mal mehr, mal weniger gelingt. Im Laufe
des Abends geben sich die Wolken dann aber vor allem in der 
Westhälfte des Landes doch mehr und mehr geschlagen. Besonders dort 
stehen die Chancen also nicht schlecht, noch ein paar Sonnenstunden 
mehr einzuheimsen. Lang genug ist der Tag ja.


Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 20.06.2020

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