Thema des Tages
Wassertemperatur
Mit dem Sommer kommt der Badespaß in den Seen und Meeren. Zwar sind
einige Strandbäder durch Corona noch geschlossen, aber die Vorfreude
auf die Abkühlung im Nass ist bei vielen vorhanden.
Mit dem heutigen Tag beginnt der meteorologische Sommer. Wie im
Sommer so üblich, begeben wir uns in die "heiße Phase" des Jahres.
Wer denkt da bei der Arbeit oder in der Schule nicht mit Vorfreude an
eine Abkühlung im nahe gelegenen See oder vielleicht am Meer.
Allerdings empfiehlt sich vor der Abkühlung immer ein Blick auf die
aktuelle Wassertemperatur, um einen Schock zu vermeiden. In Seen wird
die Wassertemperatur meist an Bojen oder auch Stegen gemessen und
dann öffentlich in den Strandbädern ausgehängt. Auch an einigen
Meeresstränden erfolgen so Messungen. Jedoch ist dies nicht überall
möglich und so kommen vermehrt Satellitenmessungen zum Einsatz.
Die Satelliten tasten die Wasseroberfläche mit elektromagnetischer
Strahlung im Infrarotbereich ab und registrieren die Ausstrahlung der
Ozeane. Hierbei ergeben sich für die Datennutzung zwei Probleme. Zum
einen gibt die Messung "lediglich" die Temperatur der Meere an der
Oberfläche an, nicht aber wie per Definition der
Meeresoberflächentemperatur gefordert die Temperatur des Wassers in
einem Meter Tiefe. Zum anderen können bei bewölktem Himmel nicht alle
Meeresabschnitte abgetastet werden. Um diese Probleme zu umgehen,
werden die Satellitendaten nicht direkt genutzt, sondern mit
Modelldaten assimiliert. Hierzu wird beim DWD seit 2015 das
ICON-Modell verwendet. Es berechnet zunächst eine Vorhersage, welche
dann mit den aktuellen Messungen abgeglichen wird. Das Ergebnis ist
eine vollständige Karte der Meeresoberflächentemperatur in und um
Europa. Für die klimatologischen Betrachtungen der Wassertemperatur
werden die täglichen Messungen über den Monat hinweg gemittelt.
An Nord- und Ostsee liegt die so ermittelte oberflächliche
Wassertemperatur aktuell bei 14 bis 16 Grad. Messungen von Bojen und
Schiffen in beiden Meeren stützen diese Werte. Jedoch trauen sich bei
derartiger Temperatur nur hart gesottene Menschen in die Fluten.
Etwas wärmer ist das Wasser an den Stränden in Südeuropa. Im
östlichen Mittelmeer beträgt die Wassertemperatur bereits 22 bis 24
Grad. Das kann man als durchaus badetauglich werten. Für das
westliche Mittelmeer, also an spanischen und italienischen
Strandabschnitten, werden aktuell 19 bis 21 Grad angegeben. An den
Atlantikküsten von Portugal, Südwestfrankreich und Nordwestspanien
ist das Wasser mit 16 bis 18 Grad etwas kühler.
Aber wir stehen ja erst am Beginn des Sommers und die Sonne kann bis
zur Hochzeit der Ferien im Juli und August die Meere noch deutlich
erwärmen. Letzten August erwärmte sich die Nordsee in Küstennähe im
Schnitt auf rund 20 Grad, an der Ostsee waren es gut 22 Grad. Im
Mittelmeer wurde letztes Jahr eine Meeresoberflächentemperatur von
rund 26 Grad im westlichen und sogar 30 Grad im östlichen Teil
registriert. Es ist also noch Luft nach oben und wem das Wasser
aktuell zu kalt ist, der wartet auf August oder geht in ein beheiztes
Freibad.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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