Thema des Tages

Meteorologie trifft Poesie

Schon seit jeher haben wir Menschen Wetter, Jahreszeiten und die 
Natur beschrieben, dabei auch immer wieder neben lyrischer 
Beschreibung der Schönheiten auch gebührenden Respekt ob der 
lauernden Gefahren gezeigt.

"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, 
belebenden Blick, im Tale grünet Hoffnungsglück. Der alte Winter in 
seiner Schwäche zog sich in raue Berge zurück." Diesen Spruch des 
jungen und aufstrebenden Faust haben wohl die meisten noch im Ohr. 
Verkündet er doch den alljährlich wiederkehrenden Frühling, verbunden
mit einer Aufbruchsstimmung und viel Zuversicht in jeder Beziehung. 

Die Poesie hält allerdings auch andere Szenarien zu diversen 
Wettererscheinungen parat, wie hier von Hans-Christoph Neuert: 
"Bodensee, Wind treibt Keile in die Wasser, Wellen splittern und 
schäumen vor Wut..., dann brechen Blitze ein in den Mut." Die 
gewaltigen Naturkräfte flößen Angst ein, lehren uns zur Vorsicht, 
wecken in uns allerdings auch die Neugier, das alles doch irgendwie 
zu beschreiben und zu verstehen. 

Oder auch hier, Margot S. Baumann schreibt über das wohl 
beeindruckendste Naturspektakel, wenn es um das Wetter geht: 
"Gewitter, elektrisch geladene Luft entlädt sich zwischen 
Wolkentürmen..., schreiend fahren Blitze
durch pulsierendes Licht. Schmerzhaft wird ein neuer Tag geboren." Zu
der Begeisterung über die Naturphänomene gesellt sich auch eine 
gewisse Spannung und Ungewissheit, ja Ehrfurcht vor Mutter Natur und 
ihren mitunter launischen Eskapaden.

Und natürlich, meist haben wir auch eine Erklärung der 
Wettererscheinungen in petto. Erhard H. Bellermann meint dazu 
vielsagend, fast schon pragmatisch und in vergleichende Bilder 
geschmückt: "Nebelgiganten schreiten über die Wiesen und verteilen 
Tau..." Da ist er, der aufgeklärte moderne Mensch, der versucht, die 
Geheimnisse der Natur zu lüften. Wohlgemerkt ohne Wertung.   

Zum Abschluss folgt noch ein Gedicht über die Schönheit der Natur in 
allen Jahreszeiten, Barthold H. Brockes bringt es auf den Punkt: 

"Die Welt ist allezeit schön

Im Frühling prangt die schöne Welt
In einem fast Smaragden Schein.

Im Sommer glänzt das reife Feld,
Und scheint dem Golde gleich zu sein.

Im Herbste sieht man, als Opalen,
Der Bäume bunte Blätter strahlen.

Im Winter schmückt ein Schein, wie Diamant
Und reines Silber, Flut und Land.

Ja kurz, wenn wir die Welt aufmerksam sehn,
Ist sie zu allen Zeit schön." 

Dem ist nichts hinzuzufügen. 

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 16.04.2020

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