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Thema des Tages
Grenzgänger zwischen Tag und Nacht: Die Dämmerung
Sie ist so selbstverständlich wie Tag und Nacht: Die Dämmerung. Aber
wussten Sie, dass sich die Dämmerung in drei Phasen einteilen lässt?
Am vergangenen Sonntag war es mal wieder soweit: Die Uhren wurden
umgestellt und laufen seither auf Sommerzeit. Damit geht die Sonne
abends wieder „später“ unter, die Nacht darf dafür in den Frühstunden
etwas länger „wach bleiben“. Aber nach Sonnenuntergang ist es
natürlich auch nach der Zeitumstellung nicht sofort zappenduster.
Zuvor wird selbstverständlich noch „gedämmert“ und das sogar in sage
und schreibe drei Phasen.
Los geht es mit der bürgerlichen Dämmerung. Sie beginnt mit
Sonnenuntergang, also sobald die Sonne unter dem Horizont steht. In
Oberstdorf beispielsweise ist das am heutigen Dienstag um 19.47 Uhr,
in Flensburg dagegen erst um 19.57 Uhr der Fall. Dieser
Zeitunterschied hängt mit der Neigung der Erdachse zusammen, wodurch
die Nächte im Sommerhalbjahr auf der Nordhalbkugel umso kürzer
werden, je weiter man nach Norden geht.
Sobald die Sonne tiefer als 6 Grad unter den Horizont sinkt, geht die
bürgerliche in die nautische Dämmerung über. Bleiben wir bei unseren
Beispielstädten, dann findet dieser Übergang in Oberstdorf heute um
20.18 Uhr und in Flensburg um 20.34 Uhr statt. Während in der
bürgerlichen Dämmerung bei wolkenlosem Himmel nur helle Planeten wie
z.B. Venus oder Jupiter sichtbar werden, zeigen sich im nautischen
Pendant schon erste Sternbilder – daher auch der Zusatz „nautisch“,
denn Sternbilder dienen bei der Seefahrt als Orientierungshilfe.
Mit der nautischen Dämmerung ist es allerdings noch nicht getan. Ab
12 Grad unter dem Horizont schließt sich ihr die astronomische
Dämmerung an, die sich heute in Oberstdorf ab 20.55 Uhr und in
Flensburg ab 21.18 Uhr die Ehre gibt. Da es nun schon wirklich sehr
stark an Tageslicht mangelt, könnte man sich vielleicht beim Gedanken
erwischen, von „Nacht“ reden zu wollen. Im Prinzip ist das allerdings
erst dann korrekt, wenn die Sonne tiefer als 18 Grad unter dem
Horizont steht. Denn erst dann schafft es wirklich kein Sonnenstrahl
mehr (durch Streuung in der Atmosphäre) zu uns (in Oberstdorf ab
21.34 Uhr, in Flensburg ab 22.07 Uhr).
Damit hat die Dämmerung also ihre Schuldigkeit getan und überlässt
der Nacht die Bühne, ehe in ihrem Verlauf das Ganze wieder von vorne
beginnt – dann allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.
Vielleicht haben Sie bemerkt, dass der zeitliche Versatz der
einzelnen Dämmerungsphasen zwischen Oberstdorf und Flensburg immer
größer wurde. Zusammengefasst dauert die Dämmerung heute Abend in
Oberstdorf 1 Std. und 47 Min. (19.47 Uhr bis 21.34 Uhr), in Flensburg
dagegen mit 2 Std. und 10 Min (19.57 Uhr bis 22.07 Uhr) satte 23
Minuten länger. Das liegt an der „Zugbahn der Sonne“, die auf der
Nordhalbkugel umso flacher verläuft, je weiter man sich im Norden
befindet. Deutlicher wird dieser Zusammenhang, wenn wir mal einen
Blick auf das tropische Manila (Philippinen) werfen. Dort dauert die
gesamte Dämmerung heute gerade einmal 1 Std. und 11 Min (18.08 Uhr
bis 19.19 Uhr) – deutlich weniger Zeit also, um das mitunter
farbenfrohe Spiel der Dämmerung zu genießen.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.03.2020
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