Thema des Tages

Alaaf, Helau, Halt Pohl und Ahoi!

Das närrische Treiben 2020 wird mit der Weiberfastnacht am heutigen Donnerstag seinen ersten Höhepunkt erreichen, bis zum kommenden Dienstag stehen dann in vielen Teilen Deutschlands die traditionellen Karnevalsumzüge an. Wie so oft in den vergangenen Jahren kündigt sich wieder windiges Wetter an. Gefährdet dies sogar die Veranstaltungen?

Am heutigen Weiberfastnachts-Donnerstag wird vor allem im Rheinland und im Südwesten Deutschlands der erste Ausnahmezustand des bis Dienstag andauernden Straßenkarnevals ausgerufen. Für einen Tag übernehmen die Frauen das Regiment und so mancher Schlips oder Schnürsenkel wird „daran glauben“ müssen. In einigen Städten feiert man auch auf den Straßen, beispielsweise in Köln, wo man „Alaaf“ als Narrenruf zum Besten gibt. „Alaaf“ leitet sich von „all af“ ab, was soviel bedeutet wie „über alles“. Kombiniert mit Kölle als Synonym des Stadtnamens wird daraus „Köln über alles“.
Das Wetter ist in den Feierregionen zunächst gnädig mit einigen Sonnenstrahlen und Temperaturen zwischen 7 und 14 Grad. Am Nachmittag nimmt allerdings der Wind vor allem im Westen zu und nachfolgend zieht ab den Abendstunden von Nordwest nach Südost eine Kaltfront mit schauerartigen Regen durch, die von stürmischen Böen (Bft 8) oder Sturmböen (Bft 9) begleitet wird (siehe dazu die Grafik zur Windentwicklung über Karneval unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2020/2/20.html). In kräftigen Schauern und einzelnen Gewittern sind sogar schwere Sturmböen (Bft 10) nicht ausgeschlossen. Da sich die Feierlichkeiten abends jedoch meist in die Kneipen verlagern, müssen die
Karnevalisten vor allem auf dem Nachhauseweg aufpassen. Wer dann in höheren Lagen (600 m und höher) wohnt, könnte sogar ausrutschen, weil dort ein wenig Schnee möglich ist oder Nässe überfriert.

Nach einem etwas ruhigeren Freitag finden am kommenden Nelkensamstag in einigen Städten große Karnevalsumzüge statt. So kann man am Nachmittag beispielsweise in Osnabrück, Hannover und Moers lustig geschmückte oder verkleidete Wagen, Fußtruppen und Musikkapellen bewundern. Wenn in Osnabrück am dortigen „Ossensamstag“ und ebenso in Hannover und Moers „Helau“ als Narrenrufe zum Besten gegeben werden, wird es bei 8 bis 13 Grad wahrscheinlich zeitweise leicht regnen. Dazu drohen vor allem in der Nordhälfte stürmische Böen (Bft 8) oder Sturmböen (Bft 9) – nicht die besten Voraussetzungen für die Veranstaltungen.

Am Karnevalssonntag kann man – neben vielen weiteren kleinen und großen Umzügen im ganzen Land – auch in Köln beim „Schull- un Veedelszöch“, in Mannheim („Mannem Ahoi“), Oberhausen („Helau“), Wuppertal („Wupp-di-Ka“ ? Wuppertal – die – Karnevalisten), Frankfurt („Helau“) und Braunschweig („Brunswiek Helau“) an größeren Umzügen teilnehmen. Der Sonntag bietet ebenfalls Regen, der insbesondere in der Mitte auch länger anhaltend und kräftig ausfällt. Bei
Höchsttemperaturen von 9 bis 15, im Süden sogar bei bis zu 17 oder 18 Grad, wird es erneut windig bis stürmisch. Der Windschwerpunkt liegt an diesem Tag aber in der Südhälfte mit stürmischen Böen (Bft 8) oder Sturmböen (Bft 9). Im Süden drohen örtlich auch schwere Sturmböen (Bft 10).

Am Rosenmontag finden dann die meisten Umzüge statt. Besonders im Blickpunkt stehen die Züge in Köln, Düsseldorf („Helau“) und Mainz („Meenz Helau“), die zum Teil mehr als 1 Millionen Besucher anlocken. Nach aktuellem Stand sieht es für die Jecken gar nicht so schlecht aus. Wenn etwas von oben kommt, werden es meist Kamelle (oder andere von den Wagen geworfene Sachen) sein und nur vereinzelt auch mal ein paar Regentropfen. Der Wind flaut größtenteils ab, sodass die Züge an diesem Tag vermutlich nicht gefährdet sind. Bei 9 bis 16 Grad wird es zudem mild und vielleicht strahlt hier und da die Sonne mit den Narren um die Wette.

Zum Abschluss des Straßenkarnevals am Veilchendienstag ist der Umzug in Mönchengladbach („Halt Pohl“) einer der größten. Auch in München („Narri, Narro“) kommt es dann zum Faschingshöhepunkt, dieser ist allerdings nicht durch einen Umzug, sondern durch den Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt gekennzeichnet. Der Dienstag bietet im Westen und Nordwesten einige Schauer, während es im Süden und Osten überwiegend trocken bleibt und sogar mal die Sonne zeitweise zum Vorschein kommt. Zwar wird es bei Höchsttemperaturen von 8 bis 16 Grad wieder etwas windiger, mit zumeist nur starken Böen (Bft 7) im Tiefland erreicht der Wind aber lange nicht die Stärke wie von Donnerstag bis Sonntag.

Der diesjährige Karneval steht also in seiner „heißen“ Phase nicht die ganze Zeit unter einem guten Stern, eventuell muss sogar die eine oder andere Veranstaltung, vor allem am Samstag oder Sonntag, abgesagt werden. Wenn am Aschermittwoch jedoch alles vorbei ist, gehen die zuvor vergleichsweise hohen Temperaturen leicht zurück. Der ursprüngliche aber unbestätigte Zweck der Karnevals, nämlich die Vertreibung des Winters, wäre dann nicht mal erfüllt. Allerdings kann natürlich ein Winter, der keiner ist, auch nicht vertrieben werden.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.02.2020

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