Thema des Tages

Frühling im Januar

Es ist fast Mitte Januar, aber es fühlt sich an wie Frühling. Die 
ersten Frühblüher sind draußen, ab und an hört man die Vögel 
zwitschern und in der Sonne ist die sehr milde Temperatur richtig 
angenehm. Wo ist der Winter?

Beim Harken des kein Ende findenden Eichellaubes in meinem Vorgarten 
habe ich diese Woche die ersten Frühblüher gesehen. Und am Nachmittag
in der Sonne auf meiner Terrasse war es richtig wohlig warm. Spontan 
habe ich mich gefragt: Wo ist eigentlich der Winter? Und wann kommt 
der zu uns?

Dank meines Jobs, ist die Klärung dieser Frage eher einfach. Winter 
gab es in der vergangenen Woche nur in Ost- und Südosteuropa. Über 
die sozialen Medien erreichten uns fast täglich Bilder von 
Schneemassen oder Schneegestöber. Mit ein bisschen Recherche lässt 
sich immer leicht herausfinden, dass die Bilder aus dem dortigem 
Bergland stammen, also 1500 Meter und darüber. Aber auch in den 
tiefen Lagen war es in Südosteuropa hier und da "angezuckert". 
Immerhin.

Bei uns war es in der vergangenen Woche ungewöhnlich warm. Zwar haben
wir die Rekorde von bis zu 20 Grad nicht gebrochen, aber eine 
Höchsttemperatur von 16 Grad ist alles andere als winterlich. Grund 
für die frühlingshafte Temperatur war ein beständiges 
Hochdruckgebiet, das mal mehr über Südwest-, mal mehr über 
Mitteleuropa lag, und seit Montag aus Westen und Süden sehr milde 
Luft vom Atlantik nach Deutschland führte. Ein südlicher Wind sorgte 
in den Leelagen der Gebirge zusätzlich für föhnige Effekte und so kam
es vergangenen Donnerstag zu 16 Grad am Oberrhein und 15 Grad am 
Nordrand der Schwäbischen Alb.

Wann kommt nun der Winter zu uns? Diese Frage ist nicht so einfach zu
beantworten. Ein Blick in die Wetterkarten macht leider keine 
Hoffnung auf Winter. Zwar wird bei eher klaren Nächten im Südosten 
die Temperatur mächtig in den Keller gehen. Im übrigen Bundesgebiet 
dominieren in den nächsten Tagen und Nächten aber Wolken und somit 
ist es nachts meist frostfrei. Auch die Tageshöchsttemperatur lässt 
mit 8 bis 14 Grad bis Ende der kommenden Woche eher keine 
Wintergefühle aufkommen.

Auch in den längerfristigen Aussichten kann man keinen Winter 
erkennen. Zwar schicken Tiefdruckgebiete über Nordeuropa immer mal 
wieder Ausläufer mit winterlichen Zügen zu uns, aber eine anhaltende 
nördliche oder östliche Strömung und somit dauerhaft winterliche 
Temperaturwerte sind bis Ende des Monats nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 11.01.2020

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