Thema des Tages

Viel Regen für das Bergland Süd- und Südosteuropas

Für einige Bergregionen und Westküsten im Süden und Südosten von Europa stehen in den kommenden Tagen sehr niederschlagsreiche Zeiten an.

Die Wetterlage, wie sie sich nun eingestellt hat und auch über die kommende Woche hinweg anhält, ist prädestiniert für gewaltige Regenmengen an den Westhängen des Berglandes von Süd- und
Südosteuropa. Tiefs ziehen in rascher Abfolge vom Nordatlantik auf einer verhältnismäßig weit südlich verlaufenden Bahn über West- und Mitteleuropa ostwärts. An der Südflanke dieser Tiefs können Ausläufer so immer wieder auch Süd- und Südosteuropa erfassen, als Folge dessen sich eine sehr feuchte Mischung aus subtropischer Mittelmeer- und subpolarer Atlantikluft einstellen kann. Zudem wird dort eine westliche Strömung aufrechterhalten, durch die die Luftmasse fortwährend gegen die Berge gedrückt wird. Insbesondere die Nord-Süd ausgerichteten Bergketten sind vortreffliche Hindernisse: Der Luft bleibt nichts anderes übrig, als nach oben auszuweichen. Sie kühlt ab, der enthaltende Wasserdampf kondensiert und bildet mächtige Wolkenpakete, die bevorzugt an den Westhängen „abregnen“.

Besonders betroffen dürfte das Dinarische Gebirge (von Kroatien über Bosnien-Herzegowina und Montenegro bis nach Nordalbanien) sein, wo bis kommenden Samstag (09.11., 7 Uhr MEZ) durch wiederholt
auftretende, mitunter länger anhaltende und ergiebige Regenfälle verbreitet 100 bis 200 l/qm zusammenkommen. In exponierten Staulagen, vor allem in Montenegro und Nordalbanien, sind Mengen zwischen 200 und 400 l/qm wahrscheinlich (siehe Grafik auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/11/3.html). Da die den Angaben zugrundeliegenden Globalmodelle kleinräumige,
schauerartige oder gar gewittrige Verstärkungen der Niederschläge nur unzureichend erfassen, sind räumlich eng begrenzt auch noch weitaus höheren Mengen nicht ausgeschlossen. Auch in Teilen der Alpen (Seealpen, Italienische Alpen, Julische Alpen), in den Apenninen, an den Westküsten von Korsika und Sardinien sowie an Teilen der französischen und spanischen Biskayaküste könnten Summen zwischen 100 und 200 l/qm erreicht werden.

Mögliche Auswirkungen wären Hochwasser und Überschwemmungen an kleineren, später aber auch an größeren Flüssen sowie Erdrutsche mit entsprechenden Folgen für die Infrastruktur.

Auch bei uns fällt in den kommenden Tagen der nach wie vor dringend benötigte Regen. Die Regensummen sind aber ungleich geringer und liegen meist nur bei 10 bis 30 l/qm binnen Wochenfrist. Die Herausgabe von Dauerregenwarnungen wird also voraussichtlich nicht erforderlich sein.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.11.2019

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