Thema des Tages

Tief Mitteleuropa bringt unbeständige Witterungsperiode

Tiefdruckeinfluss ist Trumpf! Kein Frühlingshoch in Sicht. Dafür wiederholt kräftige Schauer und Gewitter, die regional viel Regen abladen. An den Alpen setzt zudem Tauwetter ein. Überschwemmungen könnten die Folge sein.

Der hohe Luftdruck um Hoch „Neyvi“ über Skandinavien erstreckt sich weiter von Grönland bis ins westliche Russland und macht nur wenige Anstalten nach Mitteleuropa vorzudringen. Auch das Azorenhoch hat es sich über dem Atlantik häuslich eingerichtet und versorgt dort den Namen gebenden Inseln mit viel Sonnenschein. Dazwischen, von Neufundland bis in den östlichen Mittelmeerraum, tummeln sich zahlreiche Tiefdruckgebiete. Über Mitteleuropa ist Tief „Axel“ wetterbestimmend. Da ist sie wieder die schon aus den letzten Jahren bekannte Wetterlage „Tief Mitteleuropa“!

Laut Definition dieser Wetterlage liegt am Boden und vor allem in der Höhe ein abgeschlossener Tiefdruckkern über Mitteleuropa vor, der weitgehend von hohem Luftdruck umgeben ist. Diese Großwetterlage basiert dabei häufig auf weit nach Süden vordringende hochreichende Tiefdruckgebiete über West- oder Mitteleuropa, die sich schließlich von der Höhenströmung abkoppeln. Die atlantische Frontalzone spaltet sich daher häufig bereits über dem Westatlantik in einen über Grönland nach Nordosten und einen schwächeren, über dem
Mittelatlantik und die Iberische Halbinsel zum Mittelmeer gerichteten Zweig auf. Über Mitteleuropa selbst herrscht eine zyklonale (gegen den Uhrzeigersinn) Strömung. Die Witterung im Frühjahr und Sommer ist bei dieser Luftdruckverteilung meist von überdurchschnittlichen Niederschlägen und zu kühlen Temperaturen geprägt. Die maximale Auftrittshäufigkeit dieser Wetterlage ist in den Frühjahrmonaten zu verzeichnen. In den letzten Jahren waren vor allem der April und der Mai, teilweise aber auch noch der Juni betroffen.

Die schwachen Luftdruckgegensätze über Mitteleuropa gepaart mit feuchter und warmer Luft und den entsprechenden dynamischen Hebungsprozessen (Aufsteigen der Luft) führt schließlich zu einer teils explosiven Mischung. Kräftige Regenfälle oder Gewitter, die sich zu einem größeren Niederschlagsgebiet verclustern und sich kaum von der Stelle bewegen, sorgen regional für enorme
Niederschlagsmengen. Eine ähnliche Luftdruckverteilung führte beispielsweise Ende Mai 2016 für heftige Überschwemmungen. In Erinnerung bleiben die unwetterartigen gewittrigen Regenfälle rund um Braunsbach am 28. Mai 2016.

Bis einschließlich Dienstag soll sich die Großwetterlage nur wenig verändern und Tief „Axel“ über Mitteleuropa wirbeln. Im direkten Umfeld von „Axel“ sind auch dieses Mal von Samstag bis Dienstag die kräftigsten Regenfälle oder Gewitter zu erwarten. Am Sonntag kann es im Südwesten ordentlich schütten und lokal Überschwemmungen geben. In der Nacht zum Montag und am Montag selber ist bevorzugt der Süden durch teils unwetterartigen Starkregen gefährdet, innerhalb von 12 Stunden können dort 15 bis 30, örtlich auch bis 50 Liter pro Quadratmeter fallen. In der Nacht zum Dienstag und Dienstag betreffen die stärksten Regenfälle den Südosten, insbesondere der Alpenrand, sowie den zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum.

Erst ab Mittwoch kündigt sich vorübergehend etwas Wetterberuhigung an, bevor zum Wochenende von Westen neue teils kräftige Regenfälle zu erwarten sind. Allerdings steigen die Temperaturen im Vergleich zur ersten Monatshälfte spürbar an, sodass die Luft den Menschen schon wieder leicht schwül vorkommt.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2019

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel und das Archiv der „Themen des Tages“
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon