Thema des Tages

Der Mai – eine kurze Zwischenbilanz

Eigentlich wird der Mai von Dichtern und Liedermachern als
„Wonnemonat“ besungen, kommt doch die Natur spätestens jetzt so richtig in Schwung. In diesem Jahr wurde diese überschwängliche Freude jedoch angesichts der bisher vorherrschenden kühlen und feuchten Witterung etwas gedämpft. Wir ziehen eine kurze
Zwischenbilanz.

Der diesjährige Mai gestaltete sich wettertechnisch bisher eher durchwachsen. Schaut man auf die aktuellen Durchschnittstemperaturen und vergleicht diese mit dem klimatologischen Mittel der
Referenzperiode zwischen 1961 bis 1990 fällt der Monat Mai bisher mit einer Abweichung von 2 bis 4 Grad deutlich zu kalt aus. Dass man im Mai zumindest zeitweise immer noch mit einer sehr kühlen Witterung rechnen sollte, machen auch viele Bauernregeln klar: „Der Mai, zum Wonnemonat erkoren, hat den Reif noch hinter den Ohren“. Allerdings bleibt ja noch eine ganze Monatshälfte, um die negative
Temperaturabweichung bis zum Monatsende wieder auszugleichen.

Auch die „kalte Sophie“ am morgigen 15. Mai als letzter Tag der Eisheiligen ist nicht nur bei den Bauern bekannt: „Vor Nachtfrost bist du sicher nicht, bevor Sophie vorüber ist“. Aus meteorologischer Sicht handelt es sich bei den Eisheiligen um eine Singularität, also um einen Witterungsregelfall. Dabei geht man davon aus, dass speziell an den Tagen vom 11. bis zum 15. Mai mit einer kalten Witterung zu rechnen ist. In diesem Jahr traf diese „Vorhersage“ voll ins Schwarze. In den vergangenen beiden Nächten wurde gebietsweise Frost registriert. An der Station Nürnberg-Netzstall in Bayern konnte sogar ein Temperaturminimum von -2,6 Grad Celsius gemessen werden. In Bodennähe, also 5 Zentimeter über dem Erdboden, lag die
Tiefsttemperatur sogar noch etwas niedriger bei bis zu -5 Grad. Allerdings tritt der Witterungsregelfall der Eisheiligen nicht immer ein. Vielmehr sollte man diese Singularität so interpretieren, dass es mit recht hoher Wahrscheinlichkeit bis weit in den Mai hinein zu Kaltlufteinbrüchen kommen kann, die vor allem in den Nächten noch für frostige Temperaturen sorgen.

Während sich Landwirte, Weinbauern und Gärtner über die aktuellen Nachtfröste sicher nicht freuen dürften, sollten sie beim Blick in die Niederschlagsbilanz für den Monat Mai bisher zumindest
gebietsweise recht zufrieden sein. Denn eine weitere Bauernregel besagt: „Mairegen auf die Saaten, dann regnet es Dukaten“. Das durchschnittliche Niederschlagssoll im Mai liegt deutschlandweit bei knapp 73 Litern pro Quadratmeter (kurz: l/qm). Schaut man sich die bisher gefallenen Niederschlagsmengen an, liegen wir nach der knappen ersten Monatshälfte mit gebietsweisen Niederschlägen von über 30 l/qm (siehe Niederschlagsmengen im Radarbild unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/5/14.html) bei fast 50% des Solls. An der Station Tholey im Saarland wurden bereits 88,9 l/qm gemessen, was sogar 110% des Monatssolls von rund 81 l/qm entspricht. Etwas weiter nördlich zeigt das Radarbild sogar Mengen von bis zu 100 l/qm. Auch in den Staulagen des Schwarzwalds sowie an den Alpen sind bereits Mengen von über 100 l/qm gefallen. Dies ist dort jedoch völlig normal. So wurden an der Niederschlagsstation auf dem Feldberg zwar schon 103,9 l/qm gemessen, was aber lediglich 63% des Monatssolls entspricht. Die Zugspitze verzeichnet aktuell 165,2 l/qm (immerhin 96% des Solls).

Allerdings stechen beim Blick auf die RADAR-Niederschlagssummen auch blau eingefärbte Regionen ins Auge. Dort sind im Mai teilweise nicht einmal 10 l/qm gefallen. Am trockensten ist die Station Heckelberg in Brandenburg. Fallen an dieser Station im klimatologischen Mittel 51,3 l/qm, so sind hier bisher erst 1,7 l/qm gemessen worden. Aber nicht nur im Nordosten fällt die Monatsbilanz im Mai bisher deutlich zu niedrig aus, auch im Emsland in Niedersachsen war der Monat bisher deutlich zu trocken. Die Station Lingen an der Ems verzeichnet aktuell gerade einmal 5,8 l/qm (entspricht etwa 10% des Solls). Auch in Bayern gibt es nicht überall ausreichend viel Regen. Die Station in Kümmersbruck im südöstlichen Teil des Oberpfälzer Landkreises Amberg-Sulzbach weist nur 9,6 l/qm auf (entspricht 15%).

Während es an den vergangenen beiden Tagen unter Hochdruckeinfluss abgesehen vom Alpenrand weitgehend trocken war, nimmt allmählich der Tiefdruckeinfluss hierzulande wieder zu und es ziehen in den kommenden Tagen gebietsweise Regenfälle auf. So trifft zumindest im Süden und Osten wohl eine weitere Bauernregel in diesem Jahr zu: „Die kalt? Sophie, die bringt zum Schluss ganz gern noch einen Regenguss“. Auch das Temperaturniveau steigt im Laufe der Woche auf über 20 Grad an, was die bisher zu kalte Durchschnittstemperatur nach oben korrigieren sollte. Ob sich nachfolgend auch die Weisheit „Nasser Mai bringt trockenen Juni herbei“ bewahrheiten wird, muss aber noch abgewartet werden.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2019

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