Thema des Tages
Wissenschaft kompakt
Hitzewarnsystem des DWD
Wir erläutern das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes und
geben Handlungsempfehlungen im Falle großer Wärmebelastung.
Mit Herausgabe von Hitzewarnungen soll die Allgemeinheit,
insbesondere vulnerable Personen und Risikogruppen sowie
Pflegeeinrichtungen und Betreuungspersonal rechtzeitig über
hitzebedingte, gesundheitsgefährdende Wettersituationen informiert
werden, um entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen bzw. einleiten zu
können.
Ausgangslage für den Aufbau eines operationellen Hitzewarnsystems
waren die Erfahrungen des Sommers 2003: Im August 2003 kam es zu
einer außergewöhnlichen Hitzewelle mit hoher Intensität, die Tausende
von zusätzlichen Todesopfern zur Folge hatte. Allein in Deutschland
wurden während der Hitzewellen des Sommers rund 10.000 zusätzliche
Todesfälle registriert. In den Jahren danach haben markante
Hitzewellen insbesondere in den Ballungsräumen stark zugenommen
(siehe Abbildung 1). In Folge des Klimawandels nimmt in Deutschland
die Anzahl der Tage mit Wärmebelastung voraussichtlich weiter zu.
Nicht nur vulnerable Personen und Risikogruppen, deren
Anpassungsfähigkeit eingeschränkt ist, sondern auch sonst gesunde
können bei extremen Bedingungen in ihrer Leistungsfähigkeit und ihrem
Wohlbefinden beeinträchtigt werden.
Bei den Hitzewarnungen unterscheidet der Deutsche Wetterdienst zwei
Warnstufen. Eine Warnung vor einer "starken Wärmebelastung" wird dann
herausgegeben, wenn die Gefühlte Temperatur (siehe DWD-Wetterlexikon:
https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=10334
6&lv2=100932&lv3=100988) am frühen Nachmittag einen bestimmten
Schwellenwert überschreitet. Dieser Schwellenwert liegt bei etwa 32
°C, kann aber aufgrund eines Akklimatisationseffektes bei Ereignissen
im Frühsommer etwas niedriger und im Hochsommer etwas höher liegen.
Als weiteres Kriterium einer Warnung wird die nächtliche Temperatur
von Innenräumen herangezogen. Denn bleibt die Nacht zu warm,
verschlechtert sich die Schlafqualität. Durch diese zusätzliche
Belastung wird die Hitze tagsüber schlechter verkraftet.
Überschreitet die Gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert
von 38°C, so wird vor einer "extremen Wärmebelastung" gewarnt.
Hitzewarnungen werden für den aktuellen und bei Bedarf auch für den
folgenden Tag herausgegeben. Die Veröffentlichung erfolgt sieben Tage
die Woche bis spätestens 10 Uhr. Darüber hinaus wird der Hitzetrend
für bis zu acht Tage ausgegeben. Der Herausgeber und damit
Verantwortliche für die Hitzewarnungen ist das Zentrum für
Medizin-Meteorologische Forschung (ZMMF) des Deutschen Wetterdienstes
in Freiburg im Breisgau.
Im Falle einer gültigen Hitzewarnung können einfache Anpassungen im
Verhalten dazu beitragen, die körperliche Belastung durch Hitze zu
reduzieren:
1. Hitze meiden:
? Gehen Sie nicht in die direkte Sonne! Achten Sie auch darauf, dass
Kinder vor der Sonne geschützt sind.
? Gehen Sie nicht in der heißesten Zeit (nachmittags) nach draußen.
? Unterlassen Sie große Anstrengungen. Verschieben Sie körperliche
Aktivitäten im Freien auf die frühen Morgenstunden.
2. Halten Sie Ihren Körper kühl und achten Sie auf ausreichende
Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr:
? Trinken Sie ausreichend und regelmäßig. An heißen Tagen ist der
Flüssigkeitsbedarf deutlich erhöht.
? Nehmen Sie eine kühle Dusche oder ein kühles Bad. Auch kalte Arm-
und Fußbäder wirken entlastend.
? Tragen Sie luftige, helle Kleidung und eine Kopfbedeckung.
? Verzichten Sie auf Alkohol.
? Bevorzugen Sie leichtes Essen.
3. Halten Sie Ihre Wohnung kühl:
? Lüften Sie dann, wenn es draußen kühler ist als drinnen.
? Schützen Sie die Räume vor direkter Sonneneinstrahlung.
? Suchen Sie nach kühleren Orten in der Nähe: z.B. schattige Plätze
in Parks, Kirchen, klimatisierte öffentliche Gebäude wie
Einkaufszentren oder ähnliches.
Wenn sich bei Ihnen selbst oder bei anderen ungewöhnliche
Gesundheitsprobleme wie zum Beispiel Kreislaufbeschwerden,
Kopfschmerzen oder Verwirrtheit einstellen, deren Ursache auf Hitze
hindeutet, suchen Sie Schatten auf und trinken Sie etwas. Verschaffen
Sie sich etwas Abkühlung, indem Sie beispielsweise ein kühles Tuch
auf die Stirn legen. Kontaktieren Sie einen Arzt oder eine Ärztin und
zögern Sie nicht bei Bedarf den Notruf 112 zu wählen.
(Das Bild und die Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie
immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)
Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.06.2025
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