Thema des Tages


Wissenschaft kompakt

Wie entsteht großer Hagel?



Teaser/Kurztext
Am vergangenen Wochenende und in dieser Woche traten gebietsweise 
kräftige Gewitter auf. Lokal kam es dabei auch zu großem Hagel, 
welcher örtlich Schäden anrichtete. 



Hagelkörner so groß wie Tennisbälle? Gerade im Frühling und im Sommer
kommt es bei uns immer mal wieder zu unwetterartigen Gewittern mit 
großem Hagel. Beispielsweise zog am 28 Juli 2013 eine Superzelle vom 
Schwarzwald entlang der Schwäbischen Alb bis nach Franken und sorgte 
vor allem südlich von Stuttgart für massiven Hagelschlag. Die 
Hagelkörner erreichten teils Durchmesser von bis zu 8 cm. Eine Woche 
später produzierte eine weitere Superzelle sogar das bisher größte 
Hagelkorn Deutschlands. Dieser Eisbrocken wurde in Undingen im 
Landkreis Reutlingen gefunden und hatte einen Durchmesser von 14,1 
Zentimeter. Doch es geht noch größer. Das größte Hagelkorn weltweit 
wurde in der Nähe von Vivian in South Dakota in den USA gefunden. 
Dieser Hagelbrocken hatte einen Durchmesser von unglaublichen 20,32 
Zentimeter. 

Wie kann derart großer Hagel entstehen?

Damit Hagel entstehen kann, werden hochreichende und vor allem 
langlebige Gewitterzellen benötigt. In diesen Wolken sind sowohl 
Eiskristalle als auch unterkühlte Wassertröpfchen vorhanden. Zudem 
befinden sich dort Aerosole, die vereinzelt als Gefrier- und 
Kondensationskeime agieren können. Bei tiefen Temperaturen von unter 
-10 Grad sind allerdings nur wenige dieser Aerosole als Eiskeime 
geeignet. Beispielsweise liegt bei einer Temperatur von -20 Grad die 
Konzentration bei etwa 1 Eiskeim pro Liter Luft. Das bedeutet, dass 
in diesen Wolkenbereichen viele unterkühlte Wassertröpfchen und nur 
sehr wenige Eiskeime vorhanden sind. 

Durch die Deposition von Wasserdampf entstehen Eiskristalle, welche 
durch Anlagerung von weiteren Eiskristallen oder von unterkühlten 
Wassertröpfchen zu Graupelkörner anwachsen können. Graupel ist die 
Vorstufe von Hagel. Laut Definition handelt es sich dabei um 
Eiskörner mit einem Durchmesser zwischen 2 und 5 Millimeter. In 
hochreichenden Gewitterwolken ist die Turbulenz meist ausreichend 
groß, dass das Graupelkorn durch Anlagerung von weiteren unterkühlten
Wassertröpfchen und durch Diffusion von Wasserdampf zu einem 
Hagelkorn anwachsen kann. Dies geschieht in einem idealen 
Temperaturbereich zwischen -10 und -20 Grad. 

Damit sich nun große Hagelkörner bilden können, benötigt es eine 
lange Lebensdauer des Gewittersturms und hohe 
Vertikalgeschwindigkeiten. Diese sollten vor allem im 
wachstumsrelevanten Wolkenbereich mit Temperaturen zwischen -10 und 
-20 Grad vorhanden sein. Zudem ist ein hoher Flüssigwassergehalt in 
diesem Temperaturbereich förderlich. Da Einzelzellen recht kurzlebig 
sind, kann bei diesen Gewittersystemen kein größerer Hagel entstehen.
Auch in Multizellengewitter, die aus einem Cluster von verschiedenen 
Einzelzellen bestehen, ist großer Hagel selten. Somit tritt großer 
Hagel mit Korngrößen von über 5 cm fast ausschließlich in Verbindung 
mit Superzellengewitter auf. Durch die rotierenden Aufwinde innerhalb
einer solchen Zelle werden die Hagelembryos auf Spiralbahnen in den 
oberen Teil der Wolke transportiert. Auf der langen Bahn können sich 
einer Vielzahl an unterkühlten Wassertröpfchen anlagern, sodass 
daraus Hagelkörner mit einem sehr großen Durchmesser entstehen 
können, die unmittelbar auf der Vorderseite des Aufwindes der Zelle 
zu Boden fallen. 

Am vergangenen Mittwoch waren in der Modellwelt die Voraussetzungen 
für großen Hagel im Vorfeld gegeben. Allerdings konnten die Gewitter 
aufgrund ungünstiger Konstellationen nicht ihr volles Potential 
ausschöpfen, sodass nur mittelgroßer Hagel bis 5 Zentimeter 
beobachtet wurde! Details dazu können Sie im gestrigen Thema des 
Tages nachlesen.


M.Sc. Met. Nico Bauer 

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 06.06.2025

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