Thema des Tages
Wissenschaft kompakt
Schlechte Luft
Es ist das derzeit beherrschende Wetterthema: schlechte Luft. Wir
geben einen kurzen Überblick über die aktuelle Lage und erklären,
welches Wetter gut und welches schlecht ist für die Luftqualität.
Wer sich viel draußen aufhält und vielleicht auch seinen
Sportgelüsten an der frischen Luft nachgeht, der hat in den letzten
Tagen gemerkt, dass die Luft gar nicht so "frisch" ist. Die
Konzentration an Feinstaub hat sich seit dem Wochenende stark erhöht.
Am gestrigen Mittwoch wurden an vielen Messstationen in der
Nordhälfte Deutschlands die Grenzwerte für PM10 überschritten.
Der Grenzwert für PM10 - also Feinstaub mit einer Partikelgröße von
maximal 10 Mikrometer (µm) - liegt bei 50 Mikrogramm (µg) pro
Kubikmeter. Der Tagesmittelwert an PM10 darf laut Gesetz diesen Wert
im Jahr an maximal 35 Tagen überschreiten. Aufs Jahr gesehen liegt
der Grenzwert von PM10 in der Luft bei 40 µg/m³.
Für PM2.5 - also Feinstaub mit einer maximalen Partikelgröße von 2,5
µm - werden in den meisten Fällen/Ländern Jahresmittel betrachtet.
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen Jahresmittelwert von
5 µg/m³. Diese Werte sind jedoch (noch) utopisch, denn in Europa hat
man sich zunächst verpflichtet, einen Grenzwert von 25 µg/m³
einzuhalten. Das gelingt auch ganz gut und es gibt Bestrebungen, die
Feinstaubkonzentration weiter zu reduzieren, weshalb man überlegt,
die Grenzwerte herabzusetzen. Aktuell ist die Konzentration an PM2.5
regional stark erhöht und liegt deutlich über dem Grenzwert.
Woher kommt der Feinstaub?
Es gibt diverse Quellen. Neben den Emissionen aus Kraftfahrzeugen,
Kraft- und Heizwerken sowie der Industrie gelangt Feinstaub auch aus
der Natur in die Luft, zum Beispiel durch Bodenerosion. Ein lokal
nicht unwesentlicher Anteil stammt aus den immer beliebter werdenden
Kaminöfen und Pelletheizungen, die im Winter häufiger Einsatz finden
als im Sommer.
Wo liegt die Gefahr?
Der Feinstaub wird eingeatmet und kann bis in die Bronchien und bei
sehr kleinen Partikeln auch in den Blutkreislauf vordringen. Es kommt
in erster Linie zu Reizungen der Schleimhäute und Entzündungen. Durch
Ablagerungen in den Blutgefäßen steigt aber auch die Gefahr von
Thrombosen und es kann zu Auswirkungen auf das vegetative
Nervensystem kommen.
Wieso war/ist die Konzentration jetzt so hoch?
Grundsätzlich ist die Feinstaubkonzentration im Winter höher als zu
anderen Jahreszeiten. Es wird mehr geheizt und Wege werden häufiger
mit einem Kraftfahrzeug zurückgelegt. In diesem Winter beobachten wir
zudem öfter Inversionswetterlagen. Wir haben eigentlich seit Wochen
Hochdruckeinfluss in Deutschland. Nur selten haben Tiefdruckgebiete
mit Wind und Regen für Durchmischung der Luft und dadurch Reinigung
oder Weitertransport gesorgt. Vergangene Woche gab es eine
ausgeprägte Hochdrucklage, die dafür gesorgt hat, dass die Luft weder
verteilt noch ausgetauscht wurde. Stattdessen wird die Luft wie unter
einem Deckel auf die Erdoberfläche gepresst. Sie bleibt quasi liegen
und kann sich bei längerer Andauer der Wetterlage zunehmend mit
Feinstaub anreichern.
Seit Montag sorgt Tiefdruckgebiet MAX für etwas mehr Hebung und
Feuchte. Der fallende Regen und Schnee hat vor allem im Westen und
Süden am gestrigen Mittwoch den Feinstaub aus der Luft gewaschen.
Im Norden sorgte auffrischender Wind im Grenzbereich zwischen Hoch-
und Tiefdruckgebiet für eine Durchmischung der Luftschichten und
dadurch eine Verbesserung der Luftqualität. Zwar gab es auch in
anderen Bereichen Niederschläge, allerdings fielen diese deutlich
geringer aus, konnten also weniger Feinstaub binden. Entsprechend ist
in den Regionen die Feinstaubbelastung sehr hoch.
In den kommenden Tagen setzt sich in Deutschland wieder
Hochdruckeinfluss durch. Der Wind schläft ein, die Niederschläge
lassen nach. Mit nördlichem Wind kommt die Luft zwar über Nord- und
Ostsee, ist potentiell also sauberer als Kontinentalluft aus anderen
Ballungsgebieten, es ist allerdings damit zu rechnen, dass die Luft
sich mit der liegenden Feinstaubluft vermischt. Insgesamt könnte die
Höhe der Konzentration abnehmen, es ist aber auch wahrscheinlich,
dass sich die "schlechte Luft" in derzeit gute Regionen verteilt. Ob
und inwieweit ein Tiefdruckgebiet über dem Atlantik nächste Woche bei
uns für mehr Bewegung und einen Austausch der Luft sorgt, ist noch
nicht sicher.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich Hochdruckgebiete nicht zum
Austausch von Luft eignen, weder vertikal noch horizontal. Bei
Hochdrucklagen muss also immer mit einer Zunahme von Schadstoffen in
der Luft gerechnet werden. Bei Tiefdrucklagen findet eine
Durchmischung und im besten Falle Auswaschung von Schadstoffen in
bzw. aus der Luft statt. Sie eignen sich also zur Reinigung.
Allerdings kann bei Wind die Bodenerosion zu einer Steigerung der
Feinstaubkonzentration führen. Sieht man einmal von Saharastaub ab,
ist dies jedoch in den meisten Fällen ein eher regionales oder
lokales "Problem".
(Die Bilder und Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie
immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.02.2025
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