Thema des Tages
Wissenschaft kompakt
Frühdienst an der Flugwetterzentrale Frankfurt
Ein Frühdienst am Flughafen in Frankfurt ist spannend und
unterscheidet sich doch maßgeblich von Frühdiensten in der
Vorhersage- und Beratungszentrale. Wie genau solch ein Frühdienst an
der Flugwetterzentrale in Frankfurt abläuft, ist heute Thema.
Das Arbeiten in der Flugwetterzentrale Frankfurt unterscheidet sich
maßgeblich von der Arbeit in der Vorhersage- und Beratungszentrale in
Offenbach. Zwar geht es in beiden Dienststellen ums Wetter, aber mit
sehr unterschiedlichen Betrachtungs- und auch Herangehensweisen.
Nachfolgend soll nun einer der zwei typischen Frühdienste an der
Flugwetterzentrale beschrieben werden.
Um 6:00 Uhr ist die Übergabe von der Nachtschicht an den Frühdienst.
Es gibt einen Überblick über die Wetterlage, die aktuellen
Flugwetterbedingungen in Deutschland, Vorstellung diverser grafischer
Produktkarten, die Beschreibung der TAFs (Terminal Aerodrome
Forecasts - Flugplatzvorhersagen, siehe Thema des Tages vom
17.08.2024) und einen Ausblick auf die kommenden Stunden und Tage.
Anschließend heißt es Rechner neu starten und sein individuelles
Arbeitsumfeld am PC einrichten.
Als Erstes muss für die Flughäfen Frankfurt, Stuttgart und
Saarbrücken ein kurzer Wetterbericht für die nächsten 22 Stunden
erstellt werden. Besonders wichtig sind dabei schlechte Wetter- oder
Landebedingungen durch beispielsweise winterliche Verhältnisse am
Flughafen. Jede halbe Stunde muss zudem für die drei erwähnten
Flughäfen ein Trend erstellt werden. Das bedeutet, dass man in
codierter Form, flugrelevantes Wetter für die nächsten zwei Stunden
vorhersagt. Um 7:00 Uhr und fortwährend zu jeder weiteren vollen
Stunde gibt es speziell für den Flughafen in Frankfurt eine
sogenannte Nowcast-Vorhersage. Diese dient insbesondere dem Tower
dafür einen stets aktuellen Überblick über die Wetter- und
Windbedingungen für die nächsten Stunden zu erhalten.
Außerdem ist es wichtig, ob sich beispielsweise Gewitterwolken im
Umfeld türmen die, wie die Windrichtung, ebenfalls Auswirkungen auf
den An- und Abflug haben können.
Im weiteren Morgenverlauf werden TAFs für mehrere kleine
Regionalflughäfen geschrieben und Winterdienstberichte für die
Flughäfen in Stuttgart, Frankfurt und Frankfurt-Hahn angefertigt.
Diese dienen vor allem den Räum- und Flugzeugenteisungsdiensten zur
Vorbereitung und entsprechender Personalplanung. Um 10:00 Uhr ruft
der Supervisor der Vorhersage- und Beratungszentrale zum
Abstimmungsgespräch an und um 11:00 Uhr leitet man als zentrale
Instanz die Konferenz zwischen den Luftfahrtberatungszentralen in
Essen, Hamburg, Berlin und München. In dieser wird beispielsweise für
die einzelnen Flughäfen und GAFOR (General Aviation Forecast)-Gebiete
das Warnmanagement koordiniert.
Im Anschluss schreibt man eine Flugwetterübersicht (siehe Thema des
Tages vom 22.04.2021 und vom 24.05.2021) bevor TAFs für Frankfurt,
Saarbrücken, Frankfurt-Hahn, Stuttgart, Baden-Baden, Mannheim, Kassel
und Lahr verfasst werden. Um 13:00 Uhr findet dann die Übergabe mit
dem Spätdienst statt, bevor es in den wohlverdienten Feierabend geht.
Das waren die fest planbaren Aufgaben. Richtig Abwechslung erfolgt
jedoch durch die nicht planbaren Aufgaben, die jederzeit anstehen
können. Ganz vorne landen dabei sicherlich Flugwetterberatungen, die
immer und zu jeder Zeit stattfinden können. Mal ruft der Pilot eines
Rettungsfliegers an, mal der Ballonfahrer und mal der Privatpilot,
der einen Kunden von A nach B bringen muss. Warnungen für die
einzelnen Flugplätze und GAFOR-Gebiete müssen ebenfalls bei Bedarf
ausgegeben werden. Des Weiteren meldet sich die Flugsicherung und der
Tower, um sich bei beispielsweise bei schwierigen Wetterlagen eine
Wetterberatung einzuholen oder um mitzuteilen, dass ein Flugzeug
Turbulenz oder Vereisung gemeldet hat. Auch technische Probleme
können auftreten und sorgen für extra Arbeit und bestimmte
Ablaufpläne. Besonders interessant und turbulent wird es bei
Gewittern. Dann muss bei Blitzschlag in einem bestimmten Umkreis um
den Flughafen Frankfurt eine Meldung verfasst werden, die den ganzen
Flugbetrieb unter Umständen erst einmal so lange lahmlegt, bis das
Gewitter vorüber ist.
Langeweile kommt also definitiv nicht auf, der Arbeitsaufwand steht
und fällt aber natürlich mit dem Wetter.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.11.2024
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