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Hurrikans, tropische Stürme und extratropische Stürme


Ex-Hurrikan KIRK sorgt am Donnerstag für die erste Sturmlage des 
Herbstes in Deutschland. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied 
zwischen einem Hurrikan, einem tropischen und einem extratropischen 
Sturm?


Auf seinem Weg vom mittleren Atlantik nach Westeuropa entwickelte 
sich KIRK zunächst zu einem starken Hurrikan der Kategorie 4, bevor 
er sich auf seiner weiteren Reise in Richtung Westeuropa zu einem 
tropischen Sturm abschwächte. Nun hat sich KIRK in ein 
außertropisches Tiefdruckgebiet umgewandelt und beeinflusst Teile von
West- und Mitteleuropa. Da stellt sich die Frage: Worin liegt der 
Unterschied zwischen diesen Stürmen?

Für die Entwicklung eines tropischen Sturms benötigt es eine kleine 
Störung in Form von einem Gewittercluster. In Westafrika entwickeln 
sich an African Easterly Waves häufig größere Gewittersysteme. Diese 
werden in Verbindung mit dem westafrikanischen Monsun nach Westen auf
den Atlantik geführt. Dort können sich diese Systeme bei geeigneten 
atmosphärischen Umgebungsbedingungen weiter intensivieren und sich zu
einem tropischen Sturm entwickeln. Förderlich dazu sind hohe 
Wassertemperaturen von über 26 Grad, eine geringe vertikale 
Windscherung, ein hoher Feuchtegehalt in den niedrigeren 
atmosphärischen Schichten und eine moderate Strömung in der mittleren
Troposphäre. Vor allem am Anfang der Entwicklung reagiert der Sturm 
sensitiv auf diese atmosphärischen Umgebungsbedingungen.

Hat sich nun das diffuse chaotische Gewittersystem aufgrund von 
günstigen Umgebungsbedingungen besser organisiert und erreichen die 
Windgeschwindigkeiten mindestens 62 Kilometer pro Stunde spricht man 
von einem tropischen Sturm. Im Vergleich zum Hurrikan besitzt der 
tropische Sturm geringere Windgeschwindigkeiten und einen etwas 
anderen Aufbau. Während vor allem starke Hurrikans eine symmetrische 
Struktur mit einem klar definierten Auge und einer ausgeprägten 
Augenwand besitzen, ist bei einem tropischen Sturm dies nicht 
vorzufinden.

Verlagert sich jedoch ein Hurrikan in ein Gebiet mit ungünstigen 
Umgebungsbedingungen schwächt sich dieser in der Regel ab und kann 
sich zurückentwickeln zu einem tropischen Sturm. Dieses Schicksal 
erfuhr auch Hurrikan KIRK. Auf seinem Weg in den Nordatlantik 
schwächte er sich aufgrund deutlich geringeren Wassertemperaturen und
erhöhter vertikaler Windscherung zu einem subtropischen Sturm ab. Im 
weiteren Verlauf wurde KIRK in die Westwindzone eingebunden. Dabei 
fand seine Umwandlung von einem subtropischen Sturm zu einem 
extratropischen Sturmtief statt.
 
Im Gegensatz zu tropischen Stürmen beziehen extratropische Stürme 
ihren Hauptantrieb aus den Temperaturgegensätzen zwischen den polaren
und mittleren Breiten. Da diese Temperaturgegensätze im Herbst und 
Winter stärker ausgeprägt sind, treten in dieser Jahreszeit auch 
häufiger starke Stürme auf. KIRK wurde als subtropischer Sturm in die
Westwindzone eingebunden, interagierte mit einem Höhentrog und erfuhr
darauf deshalb kurzzeitig auch eine leichte Intensivierung. Außerdem 
wurde er nach diesem Prozess, der im Fachjargon Extratropical 
Transition genannt wird, deutlich beschleunigt.

Extratropische Stürme sind nämlich in die Westwindzone eingelagert 
und werden vom Jetstream (Starkwindband in 8 bis 10 Kilometer Höhe) 
gesteuert. Deshalb ist im Gegensatz zu einem tropischen Sturm eine 
starke Windscherung bei extratropischen Stürmen vorhanden. Tropische 
Stürme oder auch ein Hurrikan besitzt seine höchsten 
Windgeschwindigkeiten unmittelbar oberhalb der atmosphärischen 
Grenzschicht, während extratropische Stürme durch eine starke 
Windzunahme mit der Höhe gekennzeichnet sind.
 
Auch ihre Struktur beim Blick auf ein Satellitenbild unterscheidet 
sich deutlich von tropischen Stürmen. Während tropische Stürme 
schwächerer Intensität aus relativ chaotisch angeordneten 
Gewitterclustern bestehen, ist der Niederschlag bei extratropischen 
Tiefs an deren Frontensystemen gebunden. Dadurch ergibt sich ein 
größerer Niederschlagsbereich in Verbindung mit einer Warmfront und 
häufig ein schmales Niederschlagsband an der Kaltfront. Tropische 
Stürme sind dagegen charakterisiert durch einen warmen Kern und 
beziehen ihre Energie vom warmen Ozean. Frontensysteme besitzen sie 
nicht!

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M.Sc.-Met. Nico Bauer 

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 08.10.2024

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