Thema des Tages


Wissenschaft kompakt

Die Milanković-Zyklen



Der Klimawandel ist heutzutage in aller Munde. Aber schon bevor der
Mensch seine Finger im Spiel haben konnte, gab es immer wieder
wärmere und kältere Phasen in der Erdgeschichte. Verantwortlich war
die Erde selbst und ihr Energielieferant, die Sonne.



Es gibt mehrere Faktoren, die im Zusammenspiel auf großen Zeitskalen
die Menge der eintreffenden Sonnenstrahlung und damit das Klima auf
der Erde beeinflussen. An dieser Stelle soll es neben dem Einfluss
der Sonne selbst um die drei veränderlichen Eigenschaften der Erde
gehen, die in den sogenannten Milanković-Zyklen zusammengefasst sind.
Ihren Namen erhielten diese langperiodischen Schwankungen nach dem
serbischen Mathematiker Milutin Milanković, der entscheidend an der
Beschreibung dieser Phänomene beteiligt war.

Die Erde kreist in ungefähr einem Jahr einmal um ihren zentralen
Stern, die Sonne. Dabei ist die Bezeichnung ?kreisen? vielleicht
etwas irreführend, weil ihre Bahn in Wahrheit gar kein perfekter
Kreis ist, sondern eher einer Ellipse ähnelt. Und diese Form ist über
die Zeit auch nicht konstant. Phasenweise ist die Ellipse platter
gedrückt und zu anderen Zeiten nähert sie sich weiter einem Kreis an.
Die Form der Erdumlaufbahn um die Sonne wird als Exzentrizität
bezeichnet. Je kreisförmiger die Bahn ist, desto geringer ist die
Exzentrizität und desto weniger Sonneneinstrahlung kommt im Mittel
auf der Erde an, begünstigt also Kaltzeiten. Die Zyklusdauer, in der
die Erdumlaufbahn ihre Form verändert, beträgt etwa 100 000 Jahre.

Etwas schneller geht es bei der Veränderung der Neigung der Erdachse,
auch Obliquität genannt. Hierbei betragen die Zyklen etwa 41 000
Jahre. Die Rotationsachse der Erde ist im Weltall ein wenig gekippt,
aber auch das ist nicht in Stein gemeißelt. Mal steht die Erde sehr
aufrecht im All und mal liegt sie schräger. Je stärker die Neigung
ist, desto extremer fallen die Jahreszeiten in den hohen
geografischen Breiten aus. Ist die Neigung schwächer, sind die
Unterschiede zwischen Sommer und Winter entsprechend geringer. Die
Winter sind in diesen Phasen nicht so streng. Weil dadurch aber mehr
Wasser über den Meeren verdunsten kann, schneit es in den kalten
Regionen unter Umständen mehr und die Schneedecke wird mächtiger.
Durch die weniger heißen Sommer können die Gletscher länger erhalten
bleiben und damit sind geringe Achsneigungen tendenziell mit
Kaltzeiten verbunden.

Ein weiterer Faktor ist die Tatsache, dass die Erde bei ihren
Umdrehungen um sich selbst eiert. Die geneigte Erdachse ist nämlich
nur im Erdmittelpunkt fest, an allen anderen Orten kreiselt sie um
eine gedachte Senkrechte durch die Pole. Und das tut sie in einem
Zeitraum von jeweils etwa 26 000 Jahren. Diese Bewegung wird als
Präzession bezeichnet. Sie hat zur Folge, dass manchmal der
Nordsommer und manchmal der Nordwinter der Sonne näher ist und damit
mehr Wärme abbekommt.


Das alles ist schon kompliziert genug, aber jetzt hat auch die Sonne
noch ein Wörtchen mitzureden. Denn auch die solare Strahlung ist über
die Jahrhunderte nicht konstant. Zeitweise ist sie aktiver oder legt
eine Pause ein und auch das beeinflusst natürlich, wie viel Wärme auf
der Erde ankommt.

Wann eine Warm- oder Kaltzeit eintritt, hängt neben dem
Zusammenwirken dieser Größen noch von vielen weiteren Aspekten und
Bedingungen auf der Erde ab. Im Großen und Ganzen lassen sich aber
Zusammenhänge zwischen den Klimaentwicklungen und den hier
beschriebenen Einflüssen herstellen.


Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.08.2024

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