SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.06.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Zunächst regional noch starke Gewitter, bevorzugt mit Starkregen, abnehmende
Unwettergefahr. Im Südosten mehrstündiger Starkregen möglich. Am Samstag vor
allem noch im Süden einzelne Gewitter, an der Ostsee steife Böen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … gewinnt ein westeuropäischer Langwellentrog weiter an Raum in
Richtung Osten. Dieser besteht aus zwei Kurzwellentrögen, wobei die Achse des
östlichen am Abend die westliche deutsche Landesgrenze passiert (18 UTC) und
während der Nacht zum Samstag über den Norden und die Mitte hinweg zieht. Der
KWT interagiert dabei mit einem flachen Bodentief, das zum Abendtermin über
Norddeutschland zu finden ist. An dessen Südwestflanke wird die bisher
wetterbestimmende sehr feuchte und labile Luftmasse durch eine etwas weniger
labile und kühlere Meeresluft ersetzt.

Zum Ausgabezeitpunkt des Berichts verlassen die letzten Unwetter Brandenburg in
Richtung Polen, nachfolgend sollte die Unwettergefahr sich deutlich reduzieren.
Besonders während der ersten Nachthälfte kommt es regional aber noch zu starken
Gewittern, die bei ppws von immerhin noch über 30 mm mit Starkregen einhergehen
können. Unwetterartige Entwicklungen mit mehr als 25 l/qm sind nicht
ausgeschlossen, treten dann aber nur örtlich auf. Außerdem besteht in
Gewitternähe das Potential für stürmische Böen oder Sturmböen.

Auf die süddeutschen Regionen greift außerdem schauerartig, teils gewittrig
verstärkter Regen von der Schweiz her über. Dieser kann regional auch das
mehrstündige Starkregenkriterium von 20 bis 35 l/qm in 6 h erreichen.
Diesbezüglich rechnet das aktuelle ICON-D2-EPS Wahrscheinlichkeiten von mehr als
50 % für die Regionen vom Alpenrand bis zum Bayerwald. Im Norden klingen die
Schauer und Gewitter dagegen nach Mitternacht meist ab, nachfolgend ist es dort
überwiegend trocken. Die Tiefstwerte liegen zwischen 18 Grad in Brandenburg und
9 Grad im westlichen Bergland.

Samstag … schwenkt der erste der beiden erwähnten Tröge nur langsam weiter
nach Nordosten in Richtung Polen, der zweite Trog vertieft sich über
Westfrankreich und geht in einen Abtropfprozess über. Am Abend wird über dem
Jura bereits ein eigenständiges Höhentief gerechnet. Damit verbleiben der Norden
und Nordosten den ganzen Tag über im Bereich des ersten Troges, der Süden
zwischen beiden Systemen. Dort wirkt außerdem ein flacher Bodenkeil, der von
Frankreich in Richtung Ostbayern reicht. Das am Vormittag über der Ostsee
befindliche Bodentief zieht nur langsam in Richtung Baltikum ab und sorgt
dadurch an der deutschen Ostseeküste für eine längere Gradientverschärfung mit
daraus folgenden steifen Böen aus West. Sonst überwiegt in der Osthälfte mäßiger
Westwind mit einzelnen frischen, vereinzelt auch starken Böen, sonst ist der
Wind meist nur schwach bis mäßig.

Der Luftmassenwechsel ist nun überall vollzogen, die eingeflossene Luft ist
kühler und deutlich weniger feucht als die bisher wetterwirksame (8 Grad in 850
hPa im Westen und 12 Grad im Südosten, ppw um 20 bis 30 mm). Die lapse-rates
zeigen außerdem eine deutliche Stabilisierung an, wobei bevorzugt im Süden
regional noch 100 bis 200 J/kg ML-CAPE vorhanden ist. Mit dem langsamen Abzug
des Bodentiefs über der Ostsee nimmt auch die Schaueraktivität in den östlichen
Bundesländern im Laufe des Vormittags deutlich ab. Anschließend ist es abseits
des Südwestens und Teilen des Südens meist trocken. Dort induziert hingegen der
zweite Trog eine ausreichende Hebung, sodass in der dort etwas feuchteren Luft
Schauer und einzelne Gewitter entstehen, die zum Abend in schauerartigen Regen
übergehen und sich auf die Bodensee- und alpennahen Regionen konzentrieren. Bei
den Begleiterscheinungen solle der Starkregen beachtet werden, um 20 l/qm sind
örtlich durchaus möglich. Größere Hagelentwicklungen sind so wie auch stärkere
Böen unwahrscheinlich. Summa summarum eine deutliche andere Wettersituation als
am heutigen Tag. Am meisten Sonne deutet sich in einem Streifen von der Nordsee
über Mitteldeutschland bis nach Ostbayern an. Dort ist auch die Schaueraktivität
am geringsten und es kann vielerorts trocken bleiben. Die Nachmittagswerte
reichen von 18 Grad an der See sowie im südwestlichen Bergland bis 25 Grad in
Niederbayern.

In der Nacht zum Sonntag zieht der nördliche Trog weiter nordostwärts ab, das
Höhentief über dem Jura verlagert sich zum Golf von Genua. Über Mitteleuropa
weitet sich nun der atlantische Rücken mit seiner Achse vom Ärmelkanal in
Richtung Westdeutschland aus. Dieser stützt auch den Bodenkeil, der sich nun in
Richtung Tschechien ausweitet. Am Rande des sich nur langsam verlagernden
Bodentiefs über der östlichen Ostsee kommt es an der Küste Vorpommerns noch zu
weiteren steifen Böen aus Nordwest, die sich im Laufe der Nacht abschwächen. In
sehr exponierten Lagen sind auch stürmische Böen nicht ausgeschlossen. Ansonsten
schwächt sich der westliche Wind ab, im Süden weht er weiter schwach aus
Nordwest.

Ein Absatz muss aber noch den längeren Regenfällen in den südlichsten
Landesteilen gewidmet werden: Mit der nordwestlichen Windrichtung gehen die
Schauer und Gewitter in eine Stausituation über. Zunächst besteht zwischen
Oberschwaben und der Salzach auch noch das Potential für mehrstündigen
Starkregen, der gewittrig verstärkt sein kann. In 24 Stunden rechnet ICON dort
mit bis zu 30 l/qm, örtlich etwas über 40 l/qm. IFS liefert noch etwas höhere
Mengen. Auch die Ensembles deuten Dauerregen über 25 l/qm innert 12 Stunden an.
Unwetter ist nicht gänzlich ausgeschlossen, eine Stark- bzw. Dauerregenwarnung
ist aber durchaus regional wahrscheinlich.

Sonst verläuft die Nacht überwiegend trocken. Hier und da kann bei den
windschwachen Verhältnissen in der feuchten Luft auch etwas Nebel entstehen. Die
Luft kühlt auf 14 bis 7 Grad ab, mit den tiefsten Werten im westlichen Bergland.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … weitet die atlantische Hochdruckzone nach Mitteleuropa aus. Der Trog
über Mitteleuropa tropft nun endgültig ab und der nördliche Rest-Trog zieht zum
Baltikum. Das südliche Höhentief nistet sich über dem Golf von Genua ein. An den
Alpen kann dieses noch für längeren, aber meist schwachen Regen sorgen. Sonst
ist es bei einer Mischung aus Sonne und Wolken meist trocken. Die Temperaturen
steigen auf Werte zwischen 20 und 25 Grad. Alles weitere kann in der
Frühübersicht nachgelesen werden, jedenfalls ist es warnarm.

Modellvergleich und -einschätzung

Die grundlegenden synoptischen Felder stimmen bei den verschiedenen Modellen gut
überein. Unsicherheiten gibt es beim möglichen Starkregen/Dauerregen in
Südostbayern während der Nacht (COSMO-D2 mit erhöhten Wahrscheinlichkeiten für
mehr als 20 mm/6h – vor allem in der ersten Nachthälfte) und bei den ab dem
Samstagabend sich intensivierenden Regenfällen am Alpenrand. Diesbezüglich muss
aber noch keine Entscheidung getroffen werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Florian Bilgeri