Thema des Tages


Wetter aktuell

Gewittertief "Xandria" im Fokus



Am heutigen Freitag treten vielerorts Schauer und Gewitter auf. 
Insbesondere im Osten Deutschlands muss dabei mit einzelnen schweren 
Gewittern gerechnet werden, die mit großem Hagel, Böen bis 
Orkanstärke und heftigem Starkregen begleitet werden können.



Wir schreiben den 21. Juni 2024 und es ist Sommer in Deutschland. Der
gestrige Donnerstag notierte dabei als der längste Tag des Jahres, 
wie interessierte Leser der Rubrik "Thema des Tages" bereits lesen 
konnten (Thema des Tages vom 20.06.2024). Allerdings muss man an 
dieser Stelle durchaus hervorheben, dass wir bisher einen 
wechselhaften und recht nassen Frühsommer 2024 erleben. Und auch die 
hierzulande stattfindende Fußball-Europameisterschaft konnte sich 
bisher nicht zu einem "Sommermärchen 2.0" entwickeln. Im Gegenteil: 
Vor der Partie Türkei gegen Georgien kam es in Dortmund 
beispielsweise zu heftigen Regenfällen. Und auch einige Fan-Zonen 
mussten bereits wegen erhöhter Unwettergefahr geschlossen bleiben.
 
Auch am heutigen Freitag wird sich an der regenreichen Witterung 
nichts ändern. Tief "Xandria" zieht heute über den Norden 
Deutschlands hinweg und erreicht in der kommenden Nacht die Ostsee. 
Dabei schwenkt das zugehörige Frontensystem über uns hinweg und sorgt
für viel Regen und nach Osten zu auch teils für schwere Gewitter.
 
Bereits am Freitagvormittag verlagerte sich im Bereich einer 
sogenannten Tiefdruckrinne, die von Tief "Xandria" ausgeht, ein 
Regenband mit eingelagerten Gewittern von Südwesten bis zur Mitte. 
Aber auch abseits kam es bereits zu kräftigeren Entwicklungen. Im 
Norden Nordrhein-Westfalens traten kleinräumig Gewitter auf, die 
sogar direkt über einen Niederschlagsmesser zogen. In Rheinberg am 
Niederrhein wurden so um 08 Uhr MESZ 40 Liter pro Quadratmeter (kurz:
l/m²) innerhalb einer Stunde registriert, in Lienen-Kattenvenne eine 
Stunde später 29 l/m². Diese Messwerte verdeutlichen bereits den 
Feuchtegehalt der Luftmasse, die heute über Deutschland hinwegzieht.
 
Im weiteren Tagesverlauf bilden sich dann vielerorts im Bereich der 
Tiefdruckrinne, die weiter in die Osthälfte vorankommt, aber auch an 
der von Westen herannahenden Kaltfront weitere Schauer und Gewitter 
aus. Lokal eng begrenzt kann dabei durchaus auch der Unwetterbereich 
bezüglich Starkregen mit mehr als 25 l/m² in kurzer Zeit erreicht 
werden.
Das Hauptaugenmerk liegt allerdings im Osten Deutschlands. 
Insbesondere vom Oberpfälzer Wald bis in die Lausitz, wo die 
energiereichste Luft zu finden ist, treten ab den Mittagsstunden 
einzelne schwere Gewitter mit Hagel mit Korngrößen zwischen 3 und 5 
cm, schweren Sturm- bis Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 
90 und 130 km/h (Bft 10 bis 12) und heftigem Starkregen mit Mengen 
bis 40 l/qm in kurzer Zeit auf. Zudem kann im Osten ein vereinzelter 
Tornado nicht ganz ausgeschlossen werden. Zwar sollten sich nur 
einzelne Gewitter mit dieser Intensität entwickeln, dort, wo diese 
jedoch auftreten, bietet sich dann jedoch ein hohes Unwetter- und 
Schadenspotenzial.
 
Auch bei den heute anstehenden Partien der Euro 2024 muss wieder mit 
Regen gerechnet werden. Beim Nachmittagsspiel um 15 Uhr in Düsseldorf
(Slowakei gegen Ukraine) besteht durchaus ein hohes Schauerrisiko. 
Einzelne Gewitter können dabei ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
Auch bei der Abendpartie um 18 Uhr in Berlin (Polen gegen Österreich)
müssen durchaus kräftigere Regengüsse eingeplant werden. Dort kann 
bei kräftigeren Entwicklungen sogar vorübergehend unwetterartiger 
Starkregen nicht ganz ausgeschlossen werden. Besonders ins Auge fällt
allerdings das Spiel Niederlande gegen Frankreich in Leipzig. Dieses 
befindet sich inmitten der bereits ausgegebenen Vorabinformation vor 
schweren Gewittern. Da der Anpfiff dort allerdings für 21 Uhr geplant
ist, sollten die Unwetter bereits durch- bzw. vorbeigezogen sein, 
sodass die Schauer- und Gewitterneigung nur sehr gering ist.

In der kommenden Nacht zum Samstag räumt die Kaltfront von "Xandria" 
die warme und feuchte Luft dann ostwärts aus Deutschland aus. Das 
Wetter kann sich zum Samstag hin somit beruhigen. Bei wolkigen 
Verhältnissen sind am Samstag dann lediglich im Nordosten und Osten 
noch einzelne Schauer möglich. Im Süden sorgen Hebungsantriebe aus 
höheren Atmosphärenschichten hingegen nochmals für einige Schauer und
einzelne Gewitter. Über wenige Stunden kann dort Starkregen 
auftreten, örtlich auch bis in den Unwetterbereich. Der in München am
Samstag stattfindende Christopher Street Day sollte aber weitgehend 
trocken verlaufen.
 
Tief "Xandria" zieht in der Folge weiter in Richtung Baltikum und 
verliert rasch an Einfluss auf Deutschland. Vom Atlantik streckt 
dagegen Hoch "Bie" seine Fühler nach Mitteleuropa aus und sorgt 
voraussichtlich bis Mitte nächster Woche für ruhiges Hochdruckwetter.
Dabei kann sich die Luft bei meist nur wenigen Wolken und vielerorts 
sonnigen Verhältnissen hierzulande allmählich auf sommerliche Werte 
mit 25 bis 30 Grad erwärmen. Ab der Wochenmitte gestaltet sich das 
Wetter dann voraussichtlich in einer von Südwesten einfließenden 
feuchteren Luft wieder wechselhafter. Bis dahin können wir jedoch 
zumindest vorübergehend ein Hauch von "Sommermärchen 2.0" genießen. 


MSc.-Met Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 21.06.2024

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