Thema des Tages


Wissenschaft Kompakt

Wolkenklassifikation


Wer hat nicht als Kind nach Figuren in den Wolken gesucht? Dabei 
fällt auf, dass Wolken in den unterschiedlichsten Formen auftreten 
können. Heute möchten wir uns damit befassen, wie Ordnung in das 
scheinbare Chaos der Wolken gebracht wird und woher sie ihre Namen 
haben.


Wolken zeigen sich in verschiedensten Gestalten: Mal als filigrane 
Schleier, mal als mächtige Ambosse oder bedrohliche Walzen. Eine 
Wolke ist eine vergleichsweise dichte Ansammlung winziger 
Wassertröpfchen oder Eiskristalle in der Luft. Wasser kondensiert 
dabei an Staubpartikeln, die als Kondensationskeime dienen, bei einer
Luftfeuchtigkeit von 100 %. Die unglaubliche Vielfalt ihrer 
Erscheinungsformen machte es zunächst nahezu unmöglich, eine 
systematische Klassifikation von Wolken zu erstellen. Doch zu Beginn 
des 19. Jahrhunderts brachte der englische Pharmazeut und 
Amateurmeteorologe Luke Howard mit seinem Klassifikationsschema 
Ordnung in dieses Durcheinander. Er ordnete die Wolken ähnlich wie in
der Biologie in Familien, Gattungen, Arten und Unterarten ein.
Seine Klassifizierung ist auch heute noch als internationales 
Standardwerk anerkannt und soll im Folgenden kurz erläutert werden. 
Die Wolkenfamilien werden zunächst nach ihrer Höhe über dem Boden 
(Stockwerk) klassifiziert: Es gibt hohe Wolken, die sich in mittleren
Breiten in einer Höhe von 7 bis 13 km befinden, mittelhohe Wolken in 
einer Höhe von 2 bis 7 km und tiefe Wolken in einer Höhe von 0 bis 2 
km. Zusätzlich gibt es Wolken mit großer vertikaler Ausdehnung, die 
sich über mehrere Stockwerke erstrecken. Pro Familie gibt es in der 
Regel zwei Gattungen: haufenförmige Wolken (Cumulus) und 
schichtförmige Wolken (Stratus). In höheren Stockwerken gibt es eine 
weitere Gattung, die aus reinen Eiskristallen bestehende 
Schleierwolken (Cirrus). In den unteren Schichten gibt es auch 
Mischformen zwischen Stratus und Cumulus (Stratocumulus). Insgesamt 
ergeben sich 10 Gattungen. Der Name einer Wolke setzt sich aus dem 
Namen des Stockwerks und der Gattung zusammen. Für hohe Wolken wird 
der Präfix "Cirro-", für mittelhohe Wolken "Alto-" und für vertikal 
mächtige Wolken "Nimbo-" verwendet. Bei tiefen Wolken wird der Präfix
weggelassen.
Die Arten beschreiben dann die Gestalt der Wolken, wie zum Beispiel, 
ob sie linsenförmig (lenticularis) oder schichtartig (stratiformis) 
sind. In den Unterarten werden weitere Eigenschaften wie 
Lichtdurchlässigkeit und Anordnung beschrieben. Als Beispiel einer 
Klassifikation sei die Wolke "Altocumulus stratiformis perlucidus" 
genannt. Dabei handelt es sich um eine mittelhohe, flache 
Haufenwolke, die sich über eine große Fläche erstreckt und kleine 
Lücken zwischen den Wolkenteilen aufweist, durch die man den Himmel 
sieht. Umgangssprachlich sind diese als "Schäfchenwolken" bekannt.


Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 06.05.2024

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