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Start in die Gewittersaison

Zwar gab es schon teils unwetterartige Gewitter in den vergangenen
Tagen, aber die Gewittersaison fängt erst an. Wir geben heute einen
kleinen Einblick in die Entstehungsgeschichte einer Gewitterwarnung.

Warnungen entstehen grundsätzlich in einem mehrstufigen Prozess.
Dabei ist es egal, welchen Warnparameter man betrachtet, es gilt für
Schneefall genauso wie für Wind oder eben auch Gewitter. Allerdings
sind Gewitter weit im Voraus schwierig vorherzusagen. Dieser Warntyp
erfordert eine ständige Beobachtung, Neubewertung und Anpassung der
aktuellen Lage in der Kürzestfrist, auch „Nowcasting“ genannt. Die
Vorbereitungszeit bei Gewittern ist recht „entspannt“, dafür
erfordert die Warnzeit ein hohes Maß an Agilität. Bei skaligen
Ereignissen wie Wind oder längerem Regen ist hingegen die
Vorbereitungszeit intensiver als die Warnzeit.

Bereits etwa 6 Tage vor einem Warnereignis kann man mit Hilfe
probabilistischer Ensemble-Verfahren schon einmal grob vorpeilen, ob
ein markantes oder Unwetter-Ereignis möglich ist. Bis zum
Vorhersagezeitpunkt werden laufend die Ergebnisse aus
Ensembleberechnungen und deterministischen Modellen verglichen und im
Falle einer zu erwartenden Unwetterlage wird bis zu 3 Tage vor einem
Ereignis ein erster grober Unwetterhinweis formuliert. Etwa 48
Stunden vor einem Wetterereignis liefern fein aufgelöste Lokalmodelle
die notwendigen Details zur Eingrenzung eines Warngebietes und nicht
selten den eigentlichen Input für die Ausprägung der zu erwartenden
Warnlage. Aufgrund der feinen Modellauflösung ist die benötigte
Rechenleistung sehr hoch und der Vorhersagehorizont daher begrenzt.

Einen Wetterwarnentwurf gibt es meist 24 Stunden vor einem Ereignis.
Bei einer erneuten Modell- und Ensembleanalyse sowie bei großräumigen
Ereignissen auch einer Sichtung der Punktprognosen aus dem MOS (Model
Output Statistics) kann nun eine Warnung in einem näher bestimmten
Gebiet vordefiniert werden. Im meteorologischen Kürzestfristzeitraum

  • 6 bis 12 Stunden vor einem Wetterereignis – wird der Warnentwurf
    noch einmal überprüft und gegebenenfalls angepasst. Jetzt fließt auch
    das aktuelle Wetter in Form von Messwerten, Radar-, Blitz- und
    Satellitendaten sowie von analysierten Wetterfronten in die zu
    konkretisierende Wetter- oder Unwetterwarnung mit ein.
    Bei Gewittern kann eine Warnung meist nur sehr kurzfristig erfolgen.
    Sind großräumig schwere Gewitter wahrscheinlich, wird mittels
    Vorabinformation auf das Potenzial und die möglichen Auswirkungen
    hingewiesen. Dann wird meistens auch ein Unwetterclip produziert, der
    noch einmal in Bild und Ton auf die möglichen Gefahren hinweist und
    den Bereich eingrenzt. Oft wird in diesen Videos auch auf die
    Sicherheit oder Unsicherheit der Lage hingewiesen. Gerade aber bei
    Wärmegewittern, die sich spontan und schnell bilden, sind oft schon
    erste Blitze aufgetreten, bevor eine Warnung erfolgt.

Sollten Sie also im Wetterbericht für Ihre Region das Wort „Gewitter“
hören oder lesen, empfiehlt sich des Öfteren ein Blick in den Himmel
und in eine Wetter-App. Mit der WarnWetter-App des Deutschen
Wetterdienstes erhalten Sie alle Warnungen kostenfrei. Im Falle einer
großräumig schadensträchtigen Gewitterzelle können Sie Warnungen auch
direkt mittels Cell Broadcast auf Ihrem Mobiltelefon empfangen.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.04.2024

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