Thema des Tages

Wetter aktuell
Der Frühling steht vor der Tür

Der meteorologische Winter liegt in den letzten Zügen, der Frühling
steht also vor der Tür. Aber wann genau beginnt der Frühling?

Frage: Wann beginnt der Frühling?

Der Februar neigt sich dem Ende zu und die Wahrscheinlichkeit, dass
es in Deutschland der wärmste Februar seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 wird, ist sehr hoch. Rund ein
Fünftel der Wetterstationen in Deutschland hatte bis zum gestrigen
24.02.2024 sogar noch keinen einzigen Tag mit Frost! Wenig winterlich
sind auch die Aussichten für die restlichen Tage des meteorologischen
Winters. Wenn der Winter schon eher auf Frühling macht, stellt sich
die Frage: Wann beginnt der Frühling eigentlich? Darauf gibt es
prinzipiell vier Antworten.

Antwort 1: Meteorologischer Frühlingsbeginn

Antwort 1 ist trivial und wird von den Meteorologen geliefert. Für
diese beginnt die neue Jahreszeit am kommenden Freitag, also am 1.
März 2024 um 0 Uhr UTC und dauert wie alle anderen Jahreszeiten genau
drei Monate.

Antwort 2: Astronomischer Frühlingsbeginn

Antwort 2 kommt aus der Astronomie. Der astronomische (auch
kalendarische) Frühlingsanfang ist der Bevölkerung am geläufigsten
und richtet sich nach dem Sonnenstand. Da die Erde zur Sonne geneigt
ist, „wandert“ der Punkt, an dem die Sonne mittags senkrecht auf die
Erde scheint, im Laufe des Jahres durch die Umrundung der Erde um die
Sonne von Süden nach Norden und umgekehrt. Steht die Sonne nun genau
über dem Äquator senkrecht („Äquinox“ oder „Tag- und Nachtgleiche“),
dann ist entweder Frühlings- oder Herbstanfang. In diesem Jahr wird
das am Mittwoch, dem 20. März 2023 um 04:06 Uhr MEZ sein.
Warum aber haben Meteorologen einen anderen Frühlingsbeginn
festgelegt als den astronomischen? Diese Einteilung wurde vor Beginn
des Computerzeitalters im 20. Jahrhundert getroffen, da sich ganze
Monate statistisch einfacher auswerten lassen. Darüber hinaus stellte
man im Laufe der Zeit aber auch fest, dass die meteorologischen
Jahreszeiten die klimatische Situation der Jahreszeiten besser
widerspiegeln als die astronomischen.

Antwort 3: Phänologischer Frühlingsbeginn

Antwort 3 wiederum ist in der Natur zu finden. In der Phänologie
werden die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und
Entwicklungserscheinungen der Pflanzen betrachtet und in Phasen
eingeteilt. Nach der phänologischen Uhr gibt es im Frühling drei
Phasen: Vor-, Erst- und Vollfrühling. Ihren jeweiligen Beginn kann
man durch sogenannte Leit- bzw. Ersatzphasen ermitteln. Als Leitphase
für den Vorfrühling dient dabei der Blütenbeginn der Hasel, für den
Erstfrühling der Blütenbeginn der Forsythie und für den Vollfrühling
der Blütenbeginn der Apfelbäume. Für die jeweiligen Phasen konnte aus
Beobachtungen in den letzten Jahren ein mittleres Eintrittsdatum
gefunden werden. Demnach beginnt der Vorfrühling durchschnittlich am

  1. Februar, der Erstfrühling am 25. März und der Vollfrühling am 26.
    April.
    In diesem Jahr hat die Natur aufgrund des wieder einmal zu milden
    Winters erneut einen Vorsprung. So begann der Vorfrühling bereits am
  2. Januar und damit 14 Tage vor dem vieljährigen Mittel. Diesen
    Vorsprung hat die Natur aufgrund der anhaltend milden Witterung
    seitdem vergrößert. So wird der Beginn der Forsythienblüte bei einem
    Meldeaufkommen von bisher 18 % aktuell etwa 20 Tage vor dem mittleren
    Eintrittsdatum erwartet. Hochgerechnet auf den Erstfrühling würde
    dieser bei vollem Meldeaufkommen also am 5. März beginnen (weitere
    Informationen und aktuelle Daten zum Thema Phänologie finden Sie
    unter www.dwd.de/phaenologie ).

Antwort 4: Selbst definierter statistischer Frühlingsbeginn

Antwort 4 auf die eingangs gestellte Frage lässt sich aus
statistischen Betrachtungen finden. Dazu hat der Autor dieses Textes
(recht willkürlich) einen „statistischen Frühlingsbeginn? definiert,
wobei an drei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens an zwei Tagen
eine Höchsttemperatur von über 15 Grad erreicht werden soll und es
dabei vorherrschend trocken und heiter sein soll. Schaut man sich die
vergangenen 24 Jahre an, so begann der Frühling diesen Kriterien nach
seit 2000 im Norden (repräsentiert durch Hamburg) durchschnittlich am

  1. März und im Süden (vertreten durch München) am 14. März. Der
    Trend geht auch in dieser Statistik zu einem immer früheren Beginn
    (im Norden schneller als im Süden).
    Von drei Tagen mit solch frühlingshaftem Geschehen sind wir noch ein
    kleines Stückchen entfernt. Die Modelle deuten für Anfang März zwar
    eine weitere Milderung an, der Hochdruckeinfluss kann aber
    voraussichtlich noch nicht überzeugen. Und möglicherweise schlägt im
    weiteren Verlauf sogar der „Märzwinter“ zurück. Früher oder später
    aber wird auch das Wetter den Frühling einläuten.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.02.2024

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