Thema des Tages

Wetter aktuell
Aktuelle Winterbilanz

Im heutigen Tagesthema werfen wir ein Blick auf die bisherige Bilanz
des meteorologischen Winters 2023/24.

Einleitung – Aktuell Frühling im Winter

Der meteorologische Winter (1. Dezember bis 28./29. Februar) neigt
sich so langsam seinem Ende zu und verkleidet sich derzeit auch eher
als Vorfrühling – die Fastnachtsumzüge wird es freuen. Dass wir uns
bereits mit großen Schritten in Richtung der Vegetationsperiode
bewegen, kann man gut mit der Maßzahl der Grünlandtemperatur
visualisieren. Für diese Maßzahl werden alle positiven
Tagesmitteltemperaturen seit Jahresbeginn aufaddiert. Aufgrund des
geringeren Sonnenstandes werden diese allerdings im Januar noch mit
dem Faktor 0.5 und im Februar mit 0.75 multipliziert. Eine wichtige
Schwelle ist die 200 K Marke, die allgemein als Vegetationsbeginn
angesehen wird. In der Grafik sieht man die Verläufe der
Grünlandtemperatursumme zwischen 1. Januar und 31. März für die Jahre
1988 bis 2023 an der Wetterstation Frankfurt. Dabei wurden einige
interessante Jahre farblich hervorgehoben. Auch der bisherige Verlauf
2024 ist eingezeichnet. Wenig überraschend bewegt sich 2024 aktuell
ganz weit oben, genau genommen sogar auf Platz zwei seit 1988 für
einen 10.Februar.

Die aktuelle Bilanz bei Frost- und Eistagen

Aber abgesehen von der aktuellen Mildphase, wie schaut der Winter
2023/24 so kurz vor Ende statistisch aus? Für die Bewertung des
meteorologischen Winters bieten sich verschiedene Maßzahlen an. Das
sind zum einen die Anzahl der Frosttage (Minimumtemperatur unter 0
Grad) und Eistage (Maximumtemperatur unter 0 Grad). Auch die mittlere
Temperatur (Tagesmitteltemperatur über den gesamten Winter hinweg)
und die Kältesumme (Aufsummierung aller negativen
Tagesmitteltemperaturen) sind gute Maßzahlen.

Blicken wir zunächst auf die Zahl an Frost- und Eistagen. Zunächst
einmal lässt sich ganz allgemein feststellen, dass die Anzahl der
Frost- bzw. Eistage im Vergleich von der alten Klimareferenzperiode
1961-1990 zur neuen Referenzperiode 1991 bis 2020 deutlich
zurückgegangen ist. Schaut man auf den bisherigen Winter, so sieht
man, dass die Werte nochmal unter den Werten der aktuell gültigen
Referenzperiode liegen. Im Mittel fehlen noch 15 bis 20 Frosttage und
5 bis 10 Eistage. Mit Blick auf die weiteren Aussichten, kann man
schon jetzt sagen, dass die Mittelwerte recht sicher nicht erreicht
werden.

Schaut man ganz konkret auf Frankfurt, dann sieht man, dass die
Anzahl der Frost- und Eistage in den letzten gut zehn Jahren im
Vergleich zu 1991-2020 nochmals deutlich zurückgegangen sind. Den
letzten richtig kalten Winter der aktuell gültigen
Klimareferenzperiode gab es 1996/97. Da schaffte es Frankfurt auf 31
und Sylt auf 19 Eistage – also Tage, an denen die Temperatur nicht
über den Gefrierpunkt gestiegen ist! Kann man sich das heutzutage
noch vorstellen?

Die aktuelle Mitteltemperatur und Kältesumme

Werfen wird noch einen Blick auf die bisherige Mitteltemperatur und
Kältesumme. Gerade letztere eignet sich sehr gut für die Einordnung
der Strenge des Winters, da sie auch die Absolutwerte der täglichen
Temperatur mit einbezieht.

Die aktuelle Mitteltemperatur liegt in vielen Regionen knapp 2 K über
den vieljährigen Mittelwerten von 1991 und 2020. Nimmt man die
Periode von 1961 bis 1990 als Basis, betragen die Abweichungen sogar
über 3 K. Dabei sind die positiven Anomalien am größten im Süden und
Südosten des Landes. Zwar war der Rekordwinter 2006/07 nochmal ein 1
K wärmer, trotzdem bewegt sich auch der Winter 2023/24 auf ziemlich
hohem Niveau.

Die Kältesumme liegt im Deutschlandmittel gerade einmal bei 56 K und
damit weit entfernt von richtig kalten Wintern. Um von einem normalen
Winter zu sprechen, sollte die Summe hingegen eher im dreistelligen
Bereich zu finden sein. Blicken wir doch nochmal auf den Winter
1996/97. In Frankfurt gab es damals eine Kältesumme von 186 Kelvin
(2023/24: 40 K), in Essen von 161 Kelvin (2023/24: 27 K). In kälteren
Regionen wie beispielsweise in Erfurt, wurden 296 Kelvin erzielt
(2023/24: 75 K).

Die niedrigsten Minima und Maxima

Neben all den Temperturmaßen darf eines nicht fehlen: Die niedrigsten
Minima und Maxima im Laufe eines Winters. Blickt man stellvertretend
auf die Wetterstation Frankfurt Flughafen, so erkennt man, dass die
winterliche Frosthärte in den letzten Jahrzehnten immer mehr
zurückgegangen ist. Während es früher in aller Regelmäßigkeit strenge
Nachtfröste gab, ist dies mittlerweile nicht mehr unbedingt ein
winterliches Kennzeichen. Die gleiche Entwicklung ist auch bei den
Maxima zu erkennen. Diese grundlegende Aussage lässt sich auch auf
andere Wetterstationen in Deutschland übertragen.

Epilog – Wie geht es weiter
Nachdem sich die sehr milden Maxima in den nächsten Tagen auf hohem
Niveau etwas konsolidieren, greift der Vorfrühling in der zweiten
Wochenhälfte erneut an. Noch unsicher, aber nicht ausgeschlossen,
dass dann zum ersten Mal in diesem Jahr die 20 Grad in der Hitliste
aufleuchtet. Damit wird es immer schwieriger, noch entscheidend an
den aktuellen statistischen Zahlen zu drehen. Der Winter geht also
wieder als ein sehr milder in die Geschichtsbücher ein. Bei der
Mitteltemperatur im Flächenmittel über ganz Deutschland liegt er
derzeit in den Top10 der wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn
1882.

Für alle Statistikfans nochmal eine ausführliche Tabelle mit allen
Maßzahlen für ausgewählte Städte in Deutschland.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.02.2024

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