Thema des Tages

Wetter aktuell
Zu nass, zu trocken oder doch im Soll – wie war es bisher im Januar?

Nach Niederschlägen in den unterschiedlichsten Phasen (Regen,
gefrierender Regen, Eiskörner, Schnee u.a.) wird es Zeit, auf die
noch junge Niederschlagsbilanz des neuen Jahres zu schauen. Wie fiel
das bisherige Jahr in Sachen Niederschlag aus?

Nach einem sehr nassen Start stellte sich in der zweiten Woche des
neuen Jahres eine mehrtägige trockene Phase ein, in der deutlich
kältere Luft in Deutschland Einzug hielt. Nachfolgend gingen viele
Niederschläge in Schnee über. Am Mittwoch, den 17.01. erfolgte ein
erster Vorstoß milderer Luft in den Süden Deutschlands. Dabei gingen
die Niederschläge teilweise in gefrierenden Regen mit Glatteisbildung
über, über der Mitte fiel teils markanter Schneefall. Im Anschluss
setzte sich die kalte Periode bis zum heutigen Montag fort, an dem
Tief „Iris“ eine Wetterumstellung einläutet. Bereits im gestrigen
Thema des Tages wurde diese Entwicklung beschrieben. Wie sieht es nun
mit der aktuellen Niederschlagsbilanz aus? Fiel der Januar bisher zu
nass oder eher zu trocken aus? Oder liegt er womöglich genau im
klimatologischen Mittel?

Mithilfe von Radardaten lassen sich die bislang im Januar gefallenen
Niederschlagsmengen recht gut abschätzen. Diese bieten den Vorteil,
dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch
in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte
Unterschiede sichtbar. Verschneidet man die Radardaten zusätzlich
noch mit den Messwerten der Stationen aus dem DWD-Messnetz, wird die
Abschätzung noch etwas genauer.

Bei der Betrachtung der Niederschlagsmenge in Deutschland seit
Monatsbeginn (01. Januar) in Liter pro Quadratmeter (auch „absolute
Gesamtniederschlagsmenge“ genannt) fallen zunächst einmal die rot und
violett eingefärbten Flächen ins Auge. In diesen Regionen sind
bereits über 60 Liter pro Quadratmeter, teilweise sogar über 100
Liter pro Quadratmeter an Niederschlag gefallen. Die angezeigten
Werte lassen sich bei einem Vergleich mit den Wetterstationen im
DWD-Messnetz auch bestätigen. Derzeitiger Spitzenreiter ist die
Station Dachsberg-Wolpadingen im Südschwarzwald. Dort wurden seit dem

  1. Januar 162 Liter pro Quadratmeter gemessen. Die Radar-Auswertung
    zeigt in der Nähe der Station sogar vereinzelt Signale für mehr als
    200 Liter pro Quadratmeter.

Anders sieht es hingegen im Osten und Nordosten Deutschlands aus.
Dort dominieren die Farben Grün und Gelb. Entsprechend der Legende
sind dort also meist weniger als 40 Liter pro Quadratmeter seit
Monatsbeginn gefallen. Die Station, die bisher die geringste
Niederschlagsmenge aufweist, ist Quedlinburg am Nordrand des Harzes
in Sachsen-Anhalt mit lediglich 13 Liter pro Quadratmeter.

Aber wie ordnet man diese Niederschlagsmengen nun ein? Um die
sogenannte absolute Gesamtniederschlagsmenge besser interpretieren zu
können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und
Jahreszeit, welche wenig?“) setzt man sie in einen klimatologischen
Kontext. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum
Analysetag (Montag, 22.01.2024) mittleren langjährigen
Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält
man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter
100% ein Niederschlagsdefizit (rote bis hellgrüne Flächen)
beschreiben, Werte über 100% (blaue bis violette und weiße Flächen)
stellen eine zu nasse Witterung dar. Die dunkelgrünen Flächen
repräsentieren hingegen Regionen, in denen die Niederschläge ungefähr
der im Mittel zu erwartenden Menge entspricht.

Regional ergibt sich derzeit durchaus ein heterogenes Bild in
Deutschland. Regionen, die ein deutliches Niederschlagsdefizit
aufweisen, halten sich in Grenzen. Lediglich am unmittelbaren
Alpenrand lassen die Mengen etwas zu wünschen übrig. Dort liegt der
Anteil am Monatssoll lediglich um 30%. Die Station Reit im Winkl in
Bayern beispielsweise kommt derzeit auf 42 Liter pro Quadratmeter,
was lediglich 32% des Monatsmittels ausmacht. Deutlich zu nass ist es
hingegen im rheinland-pfälzischen Montabaur. Dort entsprechen die
bisherigen 66 Liter pro Quadratmeter bereits 197% des Monatssolls. In
einigen Regionen des Hunsrücks (Rheinland-Pfalz) oder Mittelhessens
zeigt die Analyse sogar einen Anteil von rund 400%.

In den kommenden Tagen stellt sich ein sehr wechselhaftes Wetter ein.
Immer wieder ziehen Tiefausläufer über Deutschland hinweg und bringen
weiteren Regen. Zwischendurch stellt sich kurzzeitig
Hochdruckeinfluss ein, die Niederschlagsneigung nimmt wieder ab.
Abbildung 3 zeigt die Vorhersage der akkumulierten
Niederschlagsmengen bis nächsten Montag, den 29.01.2024 der
Wettermodelle ICON (deutsches Modell), IFS (europäisches Modell) und
GFS (amerikanisches Modell). Im Norden und Süden scheint die
Niederschlagsneigung etwas höher zu sein als über den mittleren
Landesteilen. Dazu sollen am Alpenrand über mehrere Tage hinweg
durchaus 50 bis punktuell 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen.
Dies sollte die dortige Niederschlagsbilanz deutlich aufbessern
können.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.01.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel und das Archiv der „Themen des Tages“
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon