#DWD #Thema des Tages 2023-12-22: Wildes (Vor-)Weihnachtswetter
Thema des Tages
Wetter aktuell
Wildes (Vor-) Weihnachtswetter
Derzeit ist es stürmisch und sehr regnerisch in Deutschland. Nach
Nordosten zu gehen die Niederschläge langsam sogar in Schnee über.
Reicht es dort womöglich für weiße Weihnachten? Oder fällt das
diesjährige Fest wieder „grün“ aus?
Derzeit leuchtet die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes auf wie
ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum. Von den Farben Grün, Gelb und
Orange bis Rot sind nahezu alle Warnstufen vertreten.
Am gestrigen Donnerstag (21.12.2023) fegte Sturmtief „Zoltan“ an
Deutschland vorbei und brachte neben milderer Meeresluft und
kräftigen Niederschlägen, teils mit Gewittern, auch hohe
Windgeschwindigkeiten. So traten verbreitet stürmische Böen oder
Sturmböen bis 85 km/h auf. Bei kräftigen Schauern und Gewittern
konnten häufiger auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen
zwischen 90 und 115 km/h beobachtet werden, so zum Beispiel auch in
Haaren in Nordrhein-Westfalen. Dort wurden am Nachmittag satte 113
km/h gemessen. Auf dem Feldberg im Schwarzwald sowie auf Spiekeroog
(Ostfriesland) konnten selbst Böen mit 140 km/h registriert werden.
Neben Behinderungen im Bahnverkehr gab es aber auch für Hilfs- und
Rettungskräfte zahlreiche Einsätze, besonders wegen umgestürzter
Bäume sowie Schäden an Autos und Häusern.
Die Auswirkungen des Sturms sind jedoch noch nicht vorüber. Aufgrund
der strammen nordwestlichen Anströmung der Deutschen Bucht warnt das
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (kurz: BSH) aktuell
(Stand 22.12.23, 10 Uhr MESZ) vor einer Sturmflut im Bereich der
Nordsee. Teilweise wird sogar um die Mittagszeit eine schwere
Sturmflut erwartet, wie zum Beispiel in Hamburg an der Elbe. Weitere
Informationen zur aktuellen Lage finden Sie unter www.bsh.de.
Aber auch an Regen hat es definitiv nicht gemangelt. So sind alleine
in den vergangenen 24 Stunden insbesondere in den Staulagen der
Mittelgebirge erhebliche Regenmengen zusammengekommen. Gebietsweise
fielen 20 bis 35 Liter pro Quadratmeter in nur 24 Stunden. In
einzelnen Regionen, wie dem Westerwald, dem Schwarzwald sowie dem
Bayerwald kamen sogar unwetterartige Regenmengen über 50 Liter pro
Quadratmeter zusammen.
Wind und Regen werden uns auch in den kommenden Tagen immer wieder
begleiten. Zwar zieht das Sturmtief „Zoltan“ heute langsam in
Richtung Baltikum und verliert an Einfluss auf Deutschland, dennoch
verbleiben wir in einer strammen nordwestlichen Strömung. Darüber
hinaus trennt eine Luftmassengrenze derzeit sehr milde Luft im
Südwesten von kühlerer Luft im Nordosten. So kommt es noch bis
Sonntag zu anhaltenden, teils kräftigen Niederschlägen, die in
Staulagen der Mittelgebirge und der Alpen ergiebige
Niederschlagsmengen bringen. Auf der kalten Seite der
Luftmassengrenze kann es insbesondere in der Nacht zum Samstag und am
Samstagvormittag auch für etwas Schnee bis in tiefe Lagen reichen. Im
Stau des Erzgebirges wird vorübergehend sogar starker Schneefall
vorhergesagt. In weniger als 12 Stunden könnten dort möglicherweise
25 cm zusammenkommen, in vereinzelten höher gelegenen Staulagen sind
bis zu 40 cm Neuschnee nicht ausgeschlossen. Könnte es dort dann
vielleicht sogar für weiße Weihnachten reichen? Was wäre es aber für
ein Weihnachtsfest ohne ein „richtiges“ Weihnachtstauwetter ?
Zum Sonntag (Heiligabend) überquert uns die Warmfront eines
Atlantiktiefs, die mit einer zunehmend westlichen Strömung sehr milde
Meeresluft im Gepäck hat. Somit setzt quasi „pünktlich“ zum Fest in
der Nacht zu Heiligabend in diesen Regionen Tauwetter ein und der
Schnee zieht sich allmählich wieder in höhere Berglagen zurück.
Heiligabend selbst gestaltet sich dann meist stark bewölkt und sehr
wechselhaft. Bei Höchstwerten von 8 bis 13 Grad hält der lebhafte
Westwind mit starken bis stürmischen Böen weiter an.
Am Montag, dem 1. Weihnachtsfeiertag, liegt erneut ein Tiefausläufer
quer über der Mitte Deutschlands, dort bleibt es also regnerisch und
windig bis stürmisch. Immerhin kann sich im äußersten Norden sowie im
Süden vorübergehend die Sonne zeigen. Bei weiterhin sehr milden 9 bis
15 Grad kann man also getrost mal wieder vielerorts von einem
„grau-grünen“ Weihnachtsfest sprechen.
Und auch am Dienstag, dem 2. Weihnachtsfeiertag, bleibt es sehr mild
und im Norden und der Mitte wechselhaft mit zeitweiligem Regen. Nur
im Alpenvorland zeigt sich häufiger die Sonne. Dem Wind geht darüber
hinaus allmählich die Puste aus. Dieser lässt im Tagesverlauf
allmählich nach und tangiert im Folgenden nur noch die Küsten und das
höhere Bergland.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.12.2023
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