Thema des Tages

Wetter aktuell
Steigende Hochwassergefahr

Mit zunehmender Milderung setzt Tauwetter ein. Kräftiger und teils
länger anhaltender Regen sorgt zusammen mit Schmelzwasser für
reichlich Zufluss in Bächen und Flüssen – die Hochwassergefahr
steigt.

In der vergangenen Woche haben wir mehrfach darüber berichtet, dass
es nun milder und nasser wird. Teils fällt länger anhaltender und
kräftiger Regen. Mit Regen und Tauwetter steigt die Gefahr von
Hochwasser an Bächen und Flüssen.

Grund für die Milderung sind Tiefdruckgebiete über den Britischen
Inseln und dem Nordatlantik, die auf ihrer Südseite milde Luft
anzapfen und mit südwestlichem Wind auch nach Deutschland führen. Die
milde Luft kann bei ihrem Weg über den Atlantik viel Feuchtigkeit
aufnehmen. Diese kondensiert und schlägt sich als Regen nieder. Da es
sich nicht nur um ein Tiefdruckgebiet handelt, sondern um einen
ganzen Komplex mit mehreren Zentren, die sich gegenseitig stützen und
aktivieren, ziehen in kurzer Zeit mehrere Frontensysteme ostwärts
über uns hinweg. Sie bringen immer wieder kräftigen Niederschlag, der
bis in höhere Lagen als Regen niedergeht. Die Schneefallgrenze steigt
in den kommenden Tagen verbreitet über 1000 Meter, in den Alpen sogar
bis auf 2000 Meter.

Die akkumulierte Niederschlagsmenge beläuft sich in einem
72-stündigen Zeitraum von heute (Samstagmorgen) bis Dienstagmorgen im
Westen und Süden auf verbreitet 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter. Im
Stau der Mittelgebirge und an den Alpen sind teils mehr als 40 und
bis zu 80 Liter möglich. Zwischen den Niederschlagsphasen ergeben
sich auch längere trockene Abschnitte, sodass ein erheblicher Teil
des Niederschlags in kurzer Zeit fallen kann. Nach Osten und Norden
hin werden die Niederschlagsmengen geringer, trocken bleibt es aber
nirgends.

Da in den höheren Lagen der Mittelgebirge und der Alpen noch
reichlich Schnee liegt, ist durch ein Abschmelzen der Schneedecke mit
einem zusätzlichen und teils erheblichen Wassereintrage in Bäche und
Flüsse zu rechnen.
Vor allem im Süden Deutschlands werden ab Montag hohe Pegelstände
erwartet. Die Hochwasserzentralen der Länder haben bereits auf den
erwarteten Niederschlag und den Beitrag durch Schmelzwasser reagiert
und gebietsweise Warnungen ausgegeben.

Bereits von heute Nachmittag und Abend bis zum morgigen Sonntagmittag
kommt es im Schwarzwald und Allgäu zu länger anhaltenden und
kräftigen Niederschlägen, allerdings schwankt die Schneefallgrenze
noch zwischen 1000 und 1400 Metern, sodass im höheren Bergland die
feste Phase überwiegen kann und ein Teil des Niederschlags noch
einmal in Schnee gebunden wird.

Ab Sonntag steigt die Schneefallgrenze aber signifikant an und
verbleibt dann auch in höheren Lagen, sodass großflächiges Tauwetter
einsetzt. Bevorzugt in den südlichen Regionen Deutschlands, aber auch
in den Mittelgebirgen steigt die Hochwassergefahr.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.12.2023

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