Thema des Tages

Wetter aktuell
„Zurück in die Zukunft“ beim Wetter

Jede Wettervorhersage ist der Versuch einer Zeitreise. Auch im
heutigen Thema des Tages wird ein solcher Versuch gestartet, um
insbesondere die Wetterlage in der kommenden Nacht bestmöglich
vorherzusagen.

Am morgigen Freitag wird in den USA der
„Gib-vor-ein-Zeitreisender-zu-sein-Tag“ begangen. Dieser findet seit
dem Jahr 2007 immer am 08. Dezember statt. In gewisser Hinsicht sind
wir MeteorologInnen tagtäglich Zeitreisende, denn wir versuchen, in
die Zukunft zu blicken. Dabei ist das Ziel, das Wetter mit seinen
Eigenschaften wie Temperatur, Niederschlag oder Wind an einem
bestimmten Ort möglichst weit in die Zukunft bestmöglich
vorherzusagen.

In welches Jahr oder zu welchem Zeitpunkt würden Sie gemäß dem
Filmtitel „Zurück in die Zukunft“ gerne reisen? Jede und jeder hat
sicherlich Momente in seinem Leben, zu denen man gerne zurückreisen
und sich möglicherweise anders entscheiden würde. Manchmal würde man
auch gerne wissen, was morgen oder übermorgen passieren könnte (bei
uns MeteorologInnen schon allein berufsbedingt). Aber wenn man das
Angebot bekommen würde, tatsächlich einmal in die Zukunft zu reisen,
dann ist es durchaus fraglich, ob man dieses Angebot letztendlich
annehmen würde.

Wenn man am heutigen 07. Dezember in der Geschichte zurückreisen
würde, käme man bei dem ein oder anderen historischen Ereignis
heraus. Da wäre beispielsweise der japanische Angriff auf Pearl
Harbor im Jahr 1941. Bei diesem Ereignis ist allerdings zu
bezweifeln, dass man dahin gerne zurückreisen würde. Der Kniefall von
Warschau im Jahr 1970 wäre dahingehend schon was Anderes.

Doch nun zum Blick in die Zukunft beim Wetter.
Wettervorhersagemodelle benötigen für ihre Berechnungen, was in der
Zukunft wettertechnisch passieren könnte, einen Anfangszustand.
Dieser sollte möglichst präzise den aktuellen Gegebenheiten
entsprechen. Beste Voraussetzungen hierfür liefert eine gute
Datengrundlage, die sich aus den Messungen von Wetterstationen,
Flugzeug- und Schiffsmessungen, Radiosondenaufstiegen sowie Radar-
und Satellitendaten speist.

Wenn man den Anfangszustand am heutigen Donnerstag beschreiben
müsste, so fasst „ein ruhiger Wettercharakter“ das Ganze für
Deutschland sehr gut zusammen. Das Vorhersagegebiet befindet sich
nämlich unter Zwischenhocheinfluss. Das Hochdruckgebiet EVANGELIA
sorgt in Anlehnung an das Evangelium zumindest in der Südwesthälfte
für eine „Frohe Botschaft“, denn dort hat man es heute mit einem Mix
aus Sonne und Wolken zu tun. In einigen Flussniederungen sowie im
Norden und Osten sieht es allerdings eher nach einem Tag mit
Dauergrau aus. Örtlich kann auch etwas Sprühregen oder Schneegriesel
aus der „grauen Masse“ fallen. In diesen Regionen kreisen die
heutigen Höchstwerte um die 0-Grad-Marke. In den mit etwas Sonne
verwöhnten Regionen klettern die Temperaturwerte immerhin auf bis zu
6 Grad.

Bereits das Wetter in der kommenden Nacht stellt die
Vorhersagemodelle vor Herausforderungen. Das Tiefdruckgebiet UDO
sorgt für etwas mehr Würze in der Wetterküche. Auf die Wetterlage an
sich wurde bereits im gestrigen Thema des Tages
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/12/6.html)
eingegangen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass UDO Wolken in den Westen und
Südwesten lenkt, aus denen nachfolgend Niederschläge fallen. Ganz im
Westen sowie in den Niederungen handelt es sich meist um Regen. Im
Bergland fällt der Niederschlag oft als Schnee. Der Regen ist
allerdings aber auch teils gefrierend und es kommt gebietsweise zu
Glatteisbildung. Die Warnmeteorologen werden vorzeitig und
großflächig mit Warnpolygonen vor markantem Wetter (ockerfarbene
Warnungen) hantieren. Lokale Unwetterwarnungen (rote Warnungen) sind
dabei nicht ausgeschlossen. Ob eine Warnung „hochgestuft“ wird, wird
man dann im sogenannten Nowcasting anhand der Temperaturen in
Bodennähe und anhand der Niederschlagsmenge beurteilen. Wie glatt es
ganz lokal bei jedem Einzelnen tatsächlich wird, gleicht dabei
allerdings einem Blick in die Glaskugel. So oder so gilt vor allem
zur Hauptverkehrszeit höchste Vorsicht. Egal ob per Auto, mit dem
Fahrrad oder zu Fuß sollte man sich den örtlichen Begebenheiten
dementsprechend anpassen.

Vergleicht man in den Vorhersagemodellen das prognostizierte
signifikante Wetter (erste Abbildung: Vorhersage von Mittwoch,
06.12.2023; zweite Abbildung: Vorhersage von Donnerstag, 07.12.2023),
so sieht man deutliche Unterschiede hinsichtlich Niederschlagsphase
und Verlagerung. Ob die aktuelleren Modellläufe eher der Realität
entsprechen, wird sich zeigen.

Diese Niederschläge ziehen in den darauffolgenden Stunden und im
Laufe des Freitags dann weiter ostwärts. Nach Durchzug des
Niederschlagsgebiets setzt dann auch sukzessive eine Milderung von
Westen ein. Werden am heutigen Donnerstag am Niederrhein noch die
oben erwähnten 6 Grad erreicht, so steigen die Temperaturwerte am
zweiten Adventssonntag dort auf bis zu 11 Grad. Nach Osten hin hält
sich die kühlere Luft noch etwas länger. Ab spätestens Sonntag setzt
dann aber auch dort die Milderung ein. Bei teils kräftigem
Südwestwind und viel Regen am Sonntag und Montag, der an den Alpen
teils langanhaltend fällt, gehören die bestehenden Schneedecken
vergleichsweise schnell der Geschichte an.

M.Sc. Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.12.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel und das Archiv der „Themen des Tages“
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon