Thema des Tages

Wetter aktuell
Tiefdruckgebiete halten das Zepter in der Hand

Wechselhaft, windig und nass, war das Wetter in den vergangenen Tagen
und so wird es auch in den kommenden Tagen werden. Wo eine etwas
brisantere Lage droht und ob endlich ruhigeres Herbstwetter in Sicht
ist, kann im heutigen Thema des Tages nachgelesen werden.

JASPER, KNUD und LINUS sind derzeit die Protagonisten. Dabei handelt
es sich nicht um Nachwuchs im Berliner Zoo, sondern um die
Tiefdruckgebiete, die aktuell und in den kommenden Tagen das Wetter
in Deutschland beeinflussen. Sie sorgen dafür, dass keine Langweile
aufkommt und es wechselhaft sowie zeitweise windig bis stürmisch
bleibt.

Tief JASPER liegt derzeit (Stand: Mittwoch, den 15.11.2023, 7 Uhr)
über Polen und sorgte in den vergangenen Tagen unter anderem für die
ergiebigen Niederschläge im Süden des Landes. Verbreitet fielen dabei
von Sonntagmorgen, den 12.11.2023, 7 Uhr bis Mittwochmorgen den
15.11.2023, 7 Uhr vom Schwarzwald bis ins Chiemgau 40 bis 70 l/qm/72
h. Im Südschwarzwald wurden Mengen zwischen 100 und 150 l/qm/72 h
erreicht. Beispielsweise gab es in Dachsberg-Wolpadingen
(Baden-Württemberg) 155 l/qm/72 h und in Vöhrenbach 150 l/qm/72 h
(Baden-Württemberg). Auch im Allgäu fielen in Staulagen teils über
100 l/qm. Spitzenreiter sind dort Oberstdorf-Rohrmoos (Bayern) mit
122 l/qm/72 h und Balderschwang (Bayern) mit 130 l/qm/72 h. Sonst
wurden meist zwischen 10 und 40 l/qm/72 h registriert. Nur in der
Norddeutschen Tiefebene gibt es einige Gebiete mit weniger
Niederschlag.

Tief KNUD, das sich von Westengland in die westliche Ostsee
verlagert, sorgt heute verbreitet für einige Schauer, im Süden und in
der Mitte kann es sogar zu kurzen Gewittern kommen. Östlich der Elbe
bleibt es weitgehend trocken. In der Nacht ziehen sich die
schauerartigen Niederschläge in den Norden und Osten zurück. Sonst
sind Schauer eher die Ausnahme. Hier und da kann es auflockern.

Der dritte Protagonist, Tief LINUS, kommt dann im Laufe des
Donnerstags ins Spiel. Zunächst lässt die Niederschlagsneigung nach
und vorrangig südlich der Donau und in Nordseenähe gewinnt die Sonne
die Oberhand. Gegen Nachmittag kündigt sich im Westen und Südwesten
dann der Tiefausläufer von Tief LINUS an.

Dieser sorgt in der Nacht zum Freitag vor allem in der Südhälfte für
ordentlich Rabatz. Gebietsweise regnet es kräftig und der Wind lebt
deutlich auf. Südlich einer Linie Saarland-Bayerischer Wald drohen
Sturmböen zwischen 70 und 85 km/h (Bft 8-9) zunächst aus Südwest,
später aus West bis Nordwest bis ins Flachland. Im Alpenvorland, in
Oberschwaben und generell in höheren Lagen sind schwere Sturmböen bis
100 km/h (Bft 10) denkbar. Orkanböen (Bft 12) drohen in den
Gipfellagen. Einen groben Überblick zu den erwartbaren Böen gibt die
folgende Grafik.

Es muss jedoch deutlich darauf hingewiesen werden, dass sich die
Modellberechnungen derzeit noch unterscheiden, was in der nächsten
Darstellung deutlich wird. Zu diesem Thema gibt es einige
Informationen im gestrigen Thema des Tages.

Doch das Tief hat, wie gesagt, nicht nur ordentlich Wind im Gepäck,
sondern auch einiges an Niederschlag. Die Schneefallgrenze sinkt
dabei bis Freitagfrüh von anfangs über 1000 m auf etwa 600-800 m ab.
Eine Schneedecke bildet sich allerdings nur in den Hochlagen aus, da
die Böden noch viel zu warm sind. Die Niederschlagsmengen liegen
südlich des Mains in der Fläche bei 5 bis 15 l/qm/12 h. In einem
Streifen, dessen genaue Lage noch nicht sicher ist (abhängig von der
genauen Zugbahn des Tiefs), werden Mengen zwischen 20 und 40, teils
bis 60 l/qm/12 h berechnet.

In der Nordhälfte des Landes passiert in der Nacht zum Freitag nicht
viel und es bleibt deutlich ruhiger. Auch im Süden zieht der Sturm am
Morgen rasch ab, leicht wechselhaft bleibt es aber dennoch. Wer die
Hoffnung hegt, dass sich deutschlandweit endlich mal wieder ruhiges
Herbstwetter einstellt, der muss an dieser Stelle enttäuscht werden.
Zwar wird es am Samstag vorübergehend etwas freundlicher, doch
bereits zum Abend zieht von Westen ein neues Niederschlagsgebiet
heran und der Wind frischt etwas auf. Nun ja, die Hoffnung stirbt
bekanntlich zuletzt.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.11.2023

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