Thema des Tages

Wetter aktuell
Deutschland kommt nicht zur Ruhe…

Auch wenn der Titel des Textes sicherlich auf so manches Themengebiet
zutreffen würde, wollen wir uns an dieser Stelle auf das Wetter
beschränken. Und das hat derzeit einiges zu bieten!

Verantwortlich für die in der Überschrift erwähnte Ruhestörung ist
eine stark ausgeprägte westliche Höhenströmung, unter der wir uns
mehr oder weniger schon seit Wochen befinden. Mit ihr werden immer
wieder atlantische Tiefdruckgebiete mit ihren Ausläufern nach Europa
gesteuert.

Aktuell ist Sturmtief JASPER an der Reihe, das am heutigen Montag von
den Britischen Inseln über die Nordsee Richtung dänische Küste zieht.
Sein Frontensystem zieht am heutigen Montag über Deutschland mehr
oder weniger hinweg. ‚Mehr oder weniger‘ deshalb, weil diese Aussage
nicht für alle Regionen des Landes zutrifft. Über den Süden des
Landes zieht die Warmfront von JASPER zwar rasch hinweg (oder hat
dies schon getan), seine Kaltfront bleibt aber über dem äußersten
Süden nahezu liegen und kommt kaum noch südwärts voran.

Der Grund liegt darin, dass die Kaltfront im Süden zunehmend parallel
zu den Isobaren, also den Linien gleichen Luftdrucks, liegt. Genauer
gesagt, bekommt die Front in der westlichen Strömung eine mehr und
mehr West-Ost-Ausrichtung. Da der Wind (ganz grob) entlang der
Isobaren weht, wird es für ihn damit immer schwieriger, die Front
voranzutreiben. Anders sieht es im Norden Deutschlands aus, wo die
Front noch eher von Nord nach Süd verläuft und damit die
Schubkomponente des Westwindes deutlich größer ist.

Und das hat natürlich Folgen für das damit verbundene Wetter: Während
das frontale Regengebiet in der Nordhälfte im heutigen Tages- und
kommenden Nachtverlauf ostwärts abzieht, kam und kommt es im Süden zu
anhaltenden Niederschlägen. Vor allem im Schwarzwald und im südlichen
Alpenvorland kam von gestern Mittag bis heute Mittag schon einiges an
Niederschlägen runter: vielfach 25 bis 40 l/qm, im Oberallgäu bis 50
l/qm und im Südschwarzwald lokal noch etwas mehr innerhalb von 24
Stunden.

Doch damit nicht genug. Bis Dienstag werden nochmals ähnlich hohe
Mengen erwartet, wobei in den Staulagen von Schwarzwald und Allgäu
auch deutlich über 50 l/qm in 24 Stunden fallen können. Im
Oberallgäu, wo die Regenfälle erst im Laufe des Mittwochs abklingen,
sind bis dahin sogar um 100 l/qm in 48 Stunden nicht ausgeschlossen.
Insgesamt ist die Prognose – gerade was die Spitzenmengen angeht –
immer noch recht unsicher. Das hat vor allem auch mit der Lage des
strömungsparallelen Tiefausläufers zu tun, die von Modell zu Modell
leicht unterschiedlich vorhergesagt wird. Mal liegt sie etwas
nördlicher, mal etwas südlicher. Diese kleinen Unterschiede haben
allerdings einen großen Einfluss auf die Niederschlagsentwicklung.

Dass aber noch einiges an Wasser vom Himmel fällt, ist klar. Dazu
kommt noch die Schneeschmelze in den Alpen, denn in der von JAPSER
mitgebrachten milden Meeresluft konnte die Schneefallgrenze auf über
2000 m ansteigen. Besonders im Schwarzwald und Allgäu können in der
Folge Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer treten. Auch sind dort
einzelne Erdrutsche nicht ausgeschlossen. Spätestens am Mittwoch
dürften sich die Regenfälle dort aber, wie gesagt, deutlich
abschwächen beziehungsweise sogar abklingen.

Und was passiert sonst so in Deutschland? Auch im großen Rest des
Landes wird es in den kommenden Tagen immer wieder Regen geben, denn
wir verbleiben – wer hätte es geahnt – unter Tiefdruckeinfluss. Dazu
wird es immer wieder windig bis stürmisch, in den Hochlagen muss
zeitweise auch mit schweren Sturmböen gerechnet werden und es bleibt
für Mitte November recht mild.

Stellt sich abschließend noch die Frage, wo denn eigentlich die für
ruhiges Wetter bekannten Hochdruckgebiete sind? Die tummeln sich weit
südlich von uns in deutlich wärmeren Gefilden (wer will’s ihnen
verdenken). Ihre Ausflüge zu uns sind aus heutiger Sicht weiterhin
allenfalls von kurzer Dauer.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.11.2023

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