Themas des Tages

Wetter aktuell
„Altweibersommer“ mit seinen typischen Wetterphänomenen nimmt Fahrt
auf!

Es ist Herbst und man merkt es nicht?! Wer genau schaut, kann sehr
wohl herbstliche Wetterphänomene erkennen. Denn Bodenfrost, Tau sowie
Nebel oder Hochnebel sind regional ein Thema und stehen im Kontrast
zum sehr warmen und sonnigen Wetter tagsüber. Der Altweibersommer ist
da, um auch etwas zu bleiben!

Hoch ROSI dominiert die Wetterküche in weiten Teilen Europas! ROSI
hat sich über Osteuropa eingenistet und spannt ein großräumiges
Hochdruckgebiet von Nordwestrussland bis nach Griechenland sowie von
Russland bis zur Iberischen Halbinsel auf. Die Tiefdruckgebiete um
den ehemaligen Wirbelsturm NIGEL westlich von Norwegen müssen
notgedrungen über Nordwesteuropa ihre Kreise ziehen. Neben NIGEL
tummeln sich dort derzeit auch noch Tiefs südwestlich von Island und
westlich von Irland. Auch deren Tiefausläufer können kaum in das
Hoheitsgebiet von Hoch ROSI eindringen und streifen somit höchsten
den Norden Frankreich, Benelux und den Nordwesten Deutschlands. Eine
gewisse Tiefdrucktätigkeit ist ansonsten noch im östlichen
Mittelmeerraum zu finden und sorgt so von Süditalien über
Griechenland hinweg bis zur Türkei und Israel für einen eher
unbeständigen Wettercharakter.

Deutschland liegt auf der Südwestflanke von ROSI. Allenfalls der
Nordwesten gerät zeitweise in die sogenannte Frontalzone naher
Tiefausläufer, sodass dort auch mal dichtere Wolken durchziehen
können, die vereinzelt auch ein paar Regentropfen abladen.

Ansonsten sind bis Freitag in weiten Teilen des Landes die
hochreichenden Strömungsbedingungen antizyklonal geprägt.
Entsprechend dominiert Absinken, das heißt, die Luft sinkt aus
größeren Höhen zum Boden ab und erwärmt sich dabei. Potentielle
Wolkentröpfchen verdunsten und die Sonne kann scheinen. Wenn das
Wörtchen „Wenn“ nicht wäre.

Die seit dem 23. September länger Nächte als Tage zusammen mit
Hochdruckeinfluss lassen nachts typische herbstliche Wetterphänomene
wie Nebel oder Hochnebel sowie Tau und Bodenfrost auf dem Spielfeld
zu, während tagsüber häufig warmes und sonniges Wetter herrscht.

Genau dies ist auch derzeit zu beobachten. In der Nacht auf den
Montag gab es vor allem in einem Streifen vom Südschwarzwald über die
Alb und dessen Vorland bis zur Oberpfalz, dem Erzgebirge und
Thüringer Wald sowie teils bis in die Lausitz hinein tiefe
einstellige Werte in Bodennähe, vereinzelt wurde sogar Bodenfrost
gemessen. Dies war z.B. in Bad Lobenstein (-0,8 Grad), Geislingen
(-0,8), Sigmaringen-Laiz (-0,8 Grad), Rottweil (-0,9 Grad), Hof (-1,0
Grad), Lenzkirch-Ruhbühl (-1,3 Grad) und Deutschneudorf-Brüderwiese
(-2,0 Grad) sowie weitere der Fall. Dazu bildete sich vor allem in
Teilen Brandenburgs und Sachsen örtlich Nebel. Diesen Phänomenen
stehen die Höchstwerte von 16 und 22 Grad am Sonntag gegenüber.

In den kommenden Tagen wird Frost in Bodennähe weniger ein Thema
sein. Dagegen kann sich der Nebel oder Hochnebel wohl etwas
ausbreiten. Durch das nächtliche Auskühlen kondensiert die
Feuchtigkeit zu Tau und/oder es bildet sich Bodennebel
(Strahlungsnebel, vgl. Link). Ist nun wie derzeit kaum Wind vorhanden
und die Luft sinkt aus der Höhe ab, kann sich eine kräftige Inversion
ausbilden. Unter Inversion versteht man in der Meteorologie die
Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs
in einer mehr oder weniger dicken Schicht (vgl. Link). Genau an
dieser Schicht bildet sich in Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit
regional Hochnebel, der sich teilweise über den gesamten Tag hinweg
halten kann. Ob nun viel Sonne oder Hochnebel, die Temperaturen
steigen tagsüber stetig auf für die Jahreszeit deutlich
überdurchschnittliche Werte an, die am Donnerstag und Freitag 19 bis
29 Grad erreichen. Insgesamt bleibt somit vielerorts ein großer
Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht erhalten.

Die beschriebenen Witterungsbedingungen beschreiben somit in ganzer
Fülle den sogenannten Altweibersommer.

Der Begriff „Altweibersommer“ geht auf das altdeutsche Wort „weiben“
zurück, was weben bedeutet und beschreibt beständige frühherbstliche
Hochdrucklagen über Mitteleuropa, die besonders häufig Mitte
September bis Anfang Oktober auftreten und mit sommerlichen
Temperaturwerten am Tag und kühlen Nächten (starke Taubildung, oft
Strahlungsnebel) einhergehen (vgl. Link). Der Altweibersommer ist,
wie die Schafskälte, eine im mittleren Jahresgang der Lufttemperatur
ausgeprägte Singularität. Die Bezeichnung „Altweibersommer“ erscheint
dabei aus meteorologischer Sicht weder frauenfeindlich noch
despektierlich.

Das Bild zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
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Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.09.2023

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