Themas des Tages

Wetter aktuell
Ex-Tropenstürme in Europas Wetterküche

Während der Übergangsphase von Sommer zu Herbst herrscht auf dem
Atlantik oftmals Hochkonjunktur bei den Tropenstürmen und Hurrikans.
Einige davon schaffen es über den Ozean bis nach Europa und wirbeln
als außertropisches Tief unser Wetter durcheinander.

Recht turbulent geht es aktuell im Wettergeschehen zu. Auch wenn sich
nicht alle Facetten des Geschehens bei uns in Deutschland bemerkbar
macht, so ist man auch hierzulande von dem ein oder anderen
Unwetterereignis nicht verschont geblieben. An vorderster Stelle sei
dabei der am vorgestrigen Donnerstag aufgetretene Tornado in der
Eifel genannt (siehe Thema des Tages vom Vortag, 22.09.2023,
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/9/22.html). Dieser
stand im Zusammenhang mit Ex-Hurrikan „Lee“, dessen Überreste sich zu
jenem Zeitpunkt als kräftiges Tiefdruckgebiet über dem europäischen
Nordmeer befanden, und dessen ausgeprägte Kaltfront uns überquerte.
An der Kaltfront kam es dann zur Bildung einer ausgeprägten
Gewitterlinie, in die auch die tornadoproduzierende Superzelle
eingelagert war.

Hier hatte also schon einer der ehemaligen Tropenstürme seine Finger
im Spiel. Aber auch danach geht die Geschichte noch weiter:
Rückseitig führt Ex-„Lee“ aktuell relativ kühle Polarluft nach
Deutschland, während bereits der nächste Ex-Tropensturm bzw.
-Hurrikan auf dem Atlantik herannaht. Dazu gleich mehr. Zunächst aber
führt dieses „Sitzen zwischen den Stühlen“ dazu, dass aktuell ein
neues Hochdruckgebiet namens „Rosi“ von den Azoren seinen
Einflussbereich bis zu uns nach Mitteleuropa ausweitet und sich dabei
noch verstärkt. Die Folge: Zunehmend trockenes und
sonnenscheinreiches Wetter, wobei gerade anfangs noch einige
Wolkenfelder mit von der Partie sind, die dem Sonnenschein im Wege
stehen.

Interessant wird es auch zu Beginn der neuen Woche. Dann kommt mit
Ex-„Nigel“ der nächste, bereits schon erwähnte, ehemalige Hurrikan
ins Spiel. Dieser zieht im Laufe der kommenden Tage vom Atlantik
voraussichtlich an Schottland vorbei Richtung Nordmeer und saugt
dabei aus Südwesten jede Menge Warmluft an, die uns im Anschluss auch
in Deutschland erreicht. Gleichzeitig bleibt mit der Warmluftzufuhr
der Hochdruckgürtel erhalten, der sich in der neuen Woche von den
Azoren bis nach Nordosteuropa erstreckt, wo Hoch „Rosi“ zu diesem
Zeitpunkt liegen wird. Damit bleibt Deutschland zunächst auch vom
Einfluss etwaiger Tiefausläufer – sprich: Fronten – verschont. Ins
Wettergeschehen übersetzt bedeutet das: Eine ganze Menge Sonnenschein
und nochmals spätersommerlich warme Temperaturen. Laut aktuellen
Modellprognosen könnte es demnach Mitte der kommenden Woche in
einigen Landesteilen nochmals auf bis zu 27?°C hochgehen mit den
Temperaturen.

Aber auch der Blick über die Grenzen sollte nicht unbeachtet bleiben:
Ex-„Nigel“ soll dann als ausgewachsenes Orkantief über die Britischen
Inseln ziehen. Je nach Variante wären entweder Schottland, oder aber
auch England inklusive Großraum London betroffen, die die volle
Orkanwucht zu spüren bekämen. Einige Szenarien könnte man durchaus
als „wild“ bezeichnen, aber die Prognosen sind auch dementsprechend
derart unsicher, dass erstmal weiteres Abwarten angesagt ist. Für
Details ist es ohnehin noch zu früh.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.09.2023

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