Thema des Tages
Wissenschaft kompakt
Rot, rot, rot sind alle meine Farben
Rote und violette Farben werden nicht nur beim Deutschen Wetterdienst
verwendet, um vor Gefahren zu warnen. Warum aber ist die Farbe Rot
oder Violett auch bei Hitze angebracht? Und wurden früher andere
Farben verwendet?
Beim Deutschen Wetterdienst wird die Farbe Rot für Unwetterwarnungen
und die Farbe Violett für extreme Unwetterwarnungen verwendet.
Hitzewarnungen werden in hellem, extreme Hitzewarnungen in dunklem
Violett ausgegeben. Und auch bei der Darstellung der Temperaturen
werden Rot und Violett benutzt, um damit Hitze und eine gefährliche
Wetterlage zu signalisieren. Je dunkler die Farbe, desto höher die
Gefahr.
Das führt bei Postings und Hitzevideos in den sozialen Medien häufig
zu sehr negativen Kommentaren über die Farbwahl ("Panik! Jetzt
alle!"), die darüber hinaus früher ja wesentlich seriöser gewesen
sei.
Was viele Kommentatoren dabei allerdings übersehen, ist, dass Hitze
eines der größten Unwetter überhaupt darstellt! Studien haben
eindeutig nachgewiesen, dass bei Hitze mehr Menschen sterben als
üblich. So berichtete das Gesundheitsamt Köln für seinen
Einzugsbereich (ca. 1 Millionen Einwohner) während der Hitzewelle im
August 2003 von einer Zunahme der Mortalität um 16,5% im Vergleich
zum Mittel der Augustwerte der vorangegangenen 3 Jahre. Eine Ad-hoc
Analyse des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg für den gleichen
Zeitraum, welche auf einer Erhebung der Todesfälle in mehr als 1000
Pflegeheimen beruht, geht bei einer konservativen Abschätzung von
einer im Vergleich zum Vorjahr um ca. 16-24 % erhöhten Mortalität aus
(siehe dazu auch "Die Auswirkungen der Hitzewelle 2003 auf die
Gesundheit" von Ch. Knoppe unter https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimastatusbericht/publikationen/ksb
2003_pdf/09_2003.pdf). Schätzungen zufolge gab es damals rund 3500
Hitzetote in Deutschland. Verglichen mit anderen Unwettern sind das
extrem hohe Zahlen.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass die
Hitzebelastung insbesondere Personen mit eingeschränkter
Anpassungskapazität aufgrund mangelhafter Fitness und nicht
notwendigerweise ?nur? ältere Mitbürger trifft. Es gibt darüber
hinaus Hinweise für eine Zunahme von Verkehrs- und Arbeitsunfällen
bei Hitze.
Daher kann die Farbwahl nur dazu beitragen, die Menschen davor zu
warnen. Eine Zunahme von markanten Hitzeereignissen ist angesichts
des Klimawandels mit dem Anstieg der Temperaturen wahrscheinlich
(siehe "Faktenpapier 2022: Was wir 2022 über das Extremwetter in
Deutschland wissen" unter https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelle_meldungen/220928/Faktenpap
ier-Extremwetterkongress_download.pdf).
Aufgeräumt werden muss auch mit der Behauptung, dass hohe
Temperaturen absichtlich farbintensiver dargestellt werden als
früher, um Panik zu erzeugen. So hat sich die Farbgebung in den
Hitzeclips des DWD in den letzten Jahren zwar tatsächlich ein wenig
geändert (Hinzunahme der Farbe Violett), in erster Linie sollten
damit aber Gebiete mit besonders hohen Temperaturen besser kenntlich
gemacht werden. Rot waren die Karten allerdings schon immer, wie Bild
1 zeigt. Und auch bei der ARD ist keine signifikant andere Farbgebung
zu erkennen, wenn man Bilder der Jahre 1997 und 2023 vergleicht
(siehe https://correctiv.org/faktencheck/2023/06/16/nein-die-tagesschau-mani
puliert-keine-wetterkarten/).
Das Bild zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.07.2023
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Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon