Thema des Tages


Wetter aktuell

Sommersturmtief POLY

Ein veritables Sturmtief mitten im Sommer streift am morgigen 
Mittwoch den Nordwesten Deutschlands und sorgt in der Nordwesthälfte 
für deutlich auffrischenden Wind, an der Nordsee und in deren Umfeld 
können zeitweise orkanartige Böen oder Orkanböen auftreten.

Im Laufe der kommenden Nacht entwickelt sich über der südlichen 
Nordsee ein kleinräumiges, aber zunehmend markantes Tief, das sich am
Mittwoch von den Niederlanden über Ostfriesland und die Deutsche 
Bucht nach Schleswig-Holstein und Dänemark und in der Nacht zum 
Donnerstag weiter nach Südschweden verlagert. Das Tief wird 
voraussichtlich auf den Namen POLY getauft. Es intensiviert sich und 
baut vor allem an seiner Süd- und Westflanke einen starken 
Luftdruckgradienten auf. Damit einhergehend frischt der Südwestwind 
in den westlichen Landesteilen bereits in der zweiten Nachthälfte zum
Mittwoch allmählich auf, wenn das Tief mit seinem Kern noch in etwa 
über dem Ijsselmeer liegt. Der Höhepunkt der Windentwicklung wird 
etwa von den Mittagsstunden bis in den Mittwochabend hinein erwartet 
und verlagert sich vom Nordwesten in den Norden bzw. Nordosten 
Deutschlands. Dabei dreht der Wind im Tagesverlauf auf West, auf der 
Rückseite des Tiefkerns auf der Nordsee vorübergehend auch auf 
Nordwest. 

Der Schwerpunkt der Windentwicklung liegt nach aktuellem Stand der 
Vorhersagen auf der Nordsee und im angrenzenden Binnenland. Es 
beginnt in Ostfriesland in den späten Vormittagsstunden bzw. mittags,
nachmittags verlagert sich das Hauptwindfeld zunehmend nach 
Schleswig-Holstein und klingt dort in den Abendstunden allmählich ab.
In dem genannten Bereich besteht ein erhöhtes Risiko für das 
Auftreten von orkanartigen Böen oder Orkanböen. Südlich des genannten
Bereiches im Nordseeumfeld bis zu einer Linie etwa von der Eifel bis 
zum Harz und nach Vorpommern muss ab den Frühstunden des Mittwochs 
bis in den Nachmittag, nach Nordosten hin bis in den Abend oder die 
erste Nachthälfte zum Donnerstag hinein mit Sturm- oder schweren 
Sturmböen gerechnet werden. Hinsichtlich der Zugbahn des Tiefs und 
vor allem auch der Position und Ausprägung des Sturmfeldes bestehen 
durchaus noch gewisse Unsicherheiten, die hoffentlich mit weiterer 
Annäherung des Ereignisses reduziert werden können. Im Verlauf des 
heutigen (Dienstag-) Abends soll die aktuell bestehende 
Vorabinformation aktualisiert werden bzw. in konkrete 
Unwetterwarnungen münden. Ein wachsames Auge auf die Entwicklung der 
Wetter- und Warnsituation mit Hilfe unserer Homepage www.dwd.de oder 
auch unserer WarnWetter-App ist also vor allem im Norden ratsam.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es im Zusammenhang mit 
dem Tief und dessen Frontensystem, das Deutschland ab der zweiten 
Nachthälfte von West nach Ost überquert, neben dem zumindest im 
Norden deutlich auffrischenden Wind auch zu Regenfällen kommt. 
Insbesondere im Vorfeld, also östlich der Front treten dabei teils 
eingelagerte Gewitter auf. Da das Frontensystem aber voraussichtlich 
bereits in den Mittagsstunden den Osten überquert hat, wird die 
instabil geschichtete und feuchtere Luftmasse recht zügig nach Osten 
abgedrängt und damit ziehen auch etwaige Gewitter mit Sturm- oder 
schweren Sturmböen ab. Im Südosten, vor allem südlich der Donau, 
herrschen dagegen gradientschwächere Bedingungen und die instabile 
Luftmasse wird nicht ausgeräumt, so dass sich im Tagesverlauf dort 
weitere Schauer und lokal auch kräftige Gewitter entwickeln können. 
Aufgrund der windschwächeren Umgebung liegt dort der Fokus auf dem 
Starkregen, lokal eng begrenzt ist auch unwetterartiger Starkregen 
nicht ausgeschlossen.

Solch eine Sturmentwicklung sieht man eher im Herbst und ist für die 
Sommermonate eher untypisch. Das führt dazu, dass die Auswirkungen in
Anbetracht der vollbelaubten Bäume und der teils durch Trockenstress 
vorgeschädigten bzw. geschwächten Bäume auch in den Gebieten, wo 
"nur" Sturm- oder schwere Sturmböen erwartet werden, erheblich sein 
können. Zu den erwarteten Schäden gehören daher abgeknickte oder 
entwurzelte Bäume sowie Bruch auch teils stärkerer Äste, die dann zu 
Verkehrsbehinderungen auf Straßen und im Schienenverkehr führen 
können.


Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 04.07.2023

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