Thema des Tages


Wissenschaft kompakt
Tag der Seefahrer

An jedem 25. Juni wird der Tag der Seefahrer gefeiert. Initiiert 
wurde er im Jahre 2011 von der IMO, der International Maritime 
Organization. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto: 
Seefahrer, MARPOL und die Meeresumgebung.

Die ersten gesicherten Anzeichen von Seefahrern gibt es bereits um 
40.000 vor Christus in Australien. Zwar bestand zur damaligen Zeit 
eine fast vollständige Landverbindung zwischen Südostasien und 
Australien, aber ein etwa 100 km breiter Meeresgraben trennte die 
Landmassen etwa in Höhe des Timorgrabens und der heutigen Straße von 
Makassar. Um vom einen auf den anderen Kontinent zu wechseln, mussten
die Menschen den Ozean überwinden und können somit als erste 
Seefahrer angesehen werden.
 
Etwa 7000 vor Christus begannen die Menschen Boote zu bauen, mit 
denen man auch auf die hohe See fahren konnte. Vom europäischen 
Festland aus wurden so die Kanaren sowie griechische und italienische
Inseln besiedelt. Auch die Hochseefischerei hat in dieser Zeit 
wahrscheinlich ihren Anfang. Seither wurden die Meere etliche Male 
überwunden und neue Kontinente entdeckt.

Auch heute hat die Seefahrt einen wichtigen Stellenwert. Jedes Jahr 
steigert sich die Anzahl an Schiffen in der Welthandelsflotte. Sie 
werden aber nicht nur mehr, sondern auch größer. Im Jahre 2014 gab es
laut Jahresbericht der deutschen Marine 4198 Schiffe mit einer dwt 
von mehr als 100.000. 2016 waren es bereits 4356 Schiffe. Alle 
Handelsschiffe auf dieser Welt konnten im Jahr 2016 1.716,1 Millionen
dwt transportieren. Die Abkürzung dwt steht für deadweight tonnage 
und bedeutet so viel wie Tragfähigkeit oder Ladefähigkeit.

Während die Schiffe immer größer werden, braucht es immer weniger 
Seefahrer, um sie zu bedienen. Dabei wachsen aber sowohl der Umfang 
ihrer Aufgaben als auch die damit verbundene Verantwortung. 
Heutzutage müssen Seefahrer nicht nur nautische Kenntnisse besitzen, 
sondern oft auch technisch ausgebildet sein, um die riesigen 
Maschinen bedienen und zumindest rudimentär zu warten und reparieren 
zu können. Um die besonderen Herausforderungen an die Seefahrer zu 
würdigen, wurde 2011 ein Gedenktag ins Leben gerufen.

In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto: Seefahrer, MARPOL und 
die Meeresumgebung. Während die meisten Menschen die Ozeane nur 
während des Urlaubs besuchen und oft nur die küstennahen Abschnitte 
zu sehen bekommen, reisen Seefahrer über weite Teile des Meeres. 
Dabei bekommen sie einen größeren Überblick über den Zustand der 
Meere. Dass die Fahrten nicht ohne Einfluss auf die Umwelt 
stattfinden, versteht sich von selbst. Jedoch hat die Zunahme des 
Schiffsverkehrs dazu geführt, dass internationale Abkommen zum Schutz
der Meere und ihrer Bewohner geschlossen werden mussten.

MARPOL (von maritime pollution) ist ein solches internationales 
Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe. Es
wurde bereits vor knapp 50 Jahren am 02.11.1973 beschlossen und 
umfasst in 20 Artikeln allgemeine Verpflichtungen der Vertragsstaaten
und grundsätzliche Regelungen bei der Seeschifffahrt.
 
Aufgrund dieser Übereinkunft wurden auch in Deutschland Gesetze zum 
umweltgerechten Verhalten in der Schifffahrt erlassen, die es 
erlauben, Verstöße zu ahnden. Doch die besten Gesetze nützen nichts, 
wenn es niemanden gibt, der auf ihre Einhaltung achtet. Daher sind 
die Seefahrer angehalten, Verstöße zu melden.
 
Nicht immer ist eine Belastung der Meeresumwelt auf Böswilligkeit 
zurückzuführen. Manchmal spielt auch das Wetter eine Rolle. In großen
und kleinen Stürmen hat schon der ein oder andere Frachter Container 
verloren, die später auch an Land gespült wurden. Einige Container 
treiben aber auch auf dem offenen Meer und gehen später unter.
 
Zwar sind die Schiffe heute mit modernster Technik ausgestattet und 
es gibt einen ganzen Zweig der Meteorologie, der sich ausschließlich 
und intensiv mit dem sogenannten Routing befasst, der die Schiffe um 
gefährliches Wetter herum leitet. Aber manchmal verzögert sich die 
Ent- und Beladung in den Häfen und auf den Meeren bilden sich 
Schlangen mit wartenden Schiffen. Kommt dann ein Sturmtief, kann die 
Besatzung oft nichts mehr tun, als abzuwarten und auf das Beste zu 
hoffen..


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 25.06.2023

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