Thema des Tages
Wetter aktuell
Tropensturm MOCHA
Im Golf von Bengalen im nördlichen Teil des Indischen Ozeans wütet
aktuell der tropische Sturm MOCHA. Er wird am morgigen Sonntag in
Bangladesch und Myanmar auf Land treffen.
Die Saison von tropischen Wirbelstürmen im nördlichen Teil des
Indischen Ozeans dauert in der Regel von Mai bis November. Wobei nur
4 Prozent der weltweit auftretenden Stürme auch in der Region um
Indien entstehen. Der letzte Tropische Zyklon der in Myanmar auf Land
traf, wurde im April 2017 beobachtet. Damals traf MAARUTHA mit
Windgeschwindigkeiten von etwa 90 bis 100 Kilometern pro Stunde die
Küste.
Dieses Mal wird der tropische Zyklon weitaus schlimmere Folgen für
das Land haben, da MOCHA signifikant intensiver ist, als das bei
MAARUTHA der Fall war. Die Randbedingungen zur Entstehung eines
tropischen Wirbelsturms waren zu Beginn letzter Woche im südlichen
Golf von Bengalen alle vorhanden. Für die Entstehung eines tropischen
Wirbelsturms müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Meeresoberflächtentemperatur von mindestens 26 Grad bis zu einer
Tiefe von rund 50 Metern
- Potentiell labil geschichtete Atmosphäre
- Hohe relative Feuchte in der mittleren Troposphäre (bei 5 km Höhe)
- Bereits bestehende Störung in den unteren Atmosphärenschichten, in
dem organisierte Rotation und ein bodennahes Zusammenströmen der Luft
erfolgt (bodennahe Konvergenz)
- Geringe vertikale Windscherung zwischen Boden und oberer
Troposphäre (kleiner als 37 Kilometern pro Stunde)
- Eine gewisse Entfernung vom Äquator (ca. 500 Kilometer) wegen
der Corioliskraft
Bereits am 02. Mai 2023 hat der Indische Wetterdienst (India
Meteorological Department) eine mögliche Entwicklung eines tropischen
Sturms im Golf von Bengalen vorhergesagt und dementsprechende
Informationen veröffentlicht. Am 06. Mai konnte man dann einen ersten
zyklonalen Wirbel in den Satellitenbildern erkennen. Die zunehmende
Vorticity entlang einer Konvergenz mit steigenden
Windgeschwindigkeiten führte im weiteren Verlauf zu einer
Intensivierung des zyklonalen Wirbels. Das Joint Typhoon Warning
Center (JWTC) verlieh am 07. Mai 2023 dem Wirbel offiziell
Beobachtungsstatus. Die folgende Entwicklung der klassifizierten
tropischen Depression erfolgte dann Schlag auf Schlag. Innerhalb von
drei Tagen wurden aus der tropischen Depression aufgrund der warmen
Meerestemperaturen ein extrem gefährlicher Tropensturm (extremely
severe cyclonic storm) der Kategorie 4 auf der Saffir-Simpson Skala.
Vor allem die extreme Hitzewelle im April in Südostasien hat zu
erhöhten Meerestemperaturen geführt. Die Temperatur der
Wasseroberfläche im Golf von Bengalen liegt aktuell zwischen 28 und
32 Grad. Durch das hohe Dargebot an warmen Wasser hat die tropische
Zyklone enorm an Energie gewonnen.
Für die Seegebiete wurde bereits eine Warnung für außergewöhnlich
schwere See mit signifikantem Seegang von über 14 Metern
herausgegeben. Das ist nicht nur extrem gefährlich für kleine
Fischerboote. Bei so einem Seegang sind auch große Containerschiffe
gefährdet.
Im weiteren Verlauf verlagert sich der Sturm nordostwärts und wird am
morgigen Sonntag, den 14. Mai 2023 auf Land treffen. Besonders
betroffen sind dabei die Regionen im Süden Bangladeschs sowie im
Norden Myanmars. Beim Auftreffen auf Land werden immer noch
Windgeschwindigkeiten von 100 bis 150 Kilometern pro Stunde erwartet,
in Spitzen können Windgeschwindigkeiten von 180 bis 220 Kilometern
pro Stunde auftreten.
Eine weitere Gefahr vor allem für die Küsten ist die sogenannte storm
surge. Dabei wird der Meeresspiegel lokal angehoben. Es gibt zwei
hauptsächliche Ursachen für den Anstieg des Meeresspiegels in
Verbindung mit tropischen Zyklonen. Zum einen wird er durch
anhaltende starke Winde in Richtung der Küsten hervorgerufen. Hier
drückt der Wind das Wasser gegen das Festland wodurch sich das Wasser
aufstaut. Zum anderen wird im Kern des Wirbelsturms das Wasser durch
geringeren atmosphärischen Druck angehoben. Trifft der Sturm auf Land
sind beider Effekte am größten und es kann zu großflächigen
Überschwemmungen an der Küste führen.
Doch nicht nur die Küste Myanmars ist durch den tropischen Zyklon
MOCHA gefährdet, auch weiter im Landesinneren werden die extremen
Niederschlagsmengen zu Hochwasser führen. Bei Niederschlagsmengen von
100 bis 150 Millimetern innerhalb von 24 Stunden muss mit
großflächigen Überschwemmungen gerechnet werden. Örtlich werden durch
eingelagerte Konvektion auch deutlich höhere Niederschlagsmengen von
200 bis 400 Millimetern von den Modellen simuliert. Aktuelle
Information zur Entwicklung der tropischen Zyklone MOCHA gibt es auf
der Internetseite des Joint Typhoon Warning Centers.
M.Sc. Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2023
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