Thema des Tages
Wetter aktuell
Regen, Regen und noch mehr Regen
Die meisten Menschen mögen Regen nicht besonders. Doch statt des
ersehnten sonnenreichen Frühlingswetters regnet es zurzeit recht
häufig. Aber wie entsteht dieser Regen eigentlich? Woher kommt das
ganze Wasser? Und was gibt es am Regen eigentlich nicht zu mögen?
Derzeit zeigt sich der Himmel vielerorts grau in grau, immer wieder
fällt kühles Nass vom Himmel. Mancherorts regnet es kräftiger, es
kübelt oder schüttet wie aus Eimern, anderenorts fällt hingegen
weniger Regen, es tröpfelt, nieselt oder fieselt. Häufig bekommt man
als Meteorologe dann die Frage gestellt, wann denn der Regen endlich
aufhört und sich der Sommer einstellt. Wann wird der erste
Freibadbesuch möglich sein? Vor allem an freien Tagen oder im Urlaub
können die meisten Menschen Regen überhaupt nicht gebrauchen.
Dabei ist Regen doch eigentlich gar nicht so schlecht. Immerhin
spendet er Leben, ohne Regen wäre kein Leben auf der Erde möglich.
Und gerade in ihrer aktuellen Wachstumsphase benötigt die Natur viel
davon, die Bäume bilden dichtes Blattwerk aus, überall blühen
Pflanzen und die Wiesen erstrahlen in saftigem Grün. Henry David
Thoreau wusste bereits: "Ein einziger sanfter Regen macht das Gras um
viele Nuancen grüner". Man nimmt auch wieder häufiger Petrichor wahr
- den erdigen Duft des Regens. Dieser ruft bei der einen oder dem
anderen schöne Momente aus der Kindheit ins Gedächtnis, was wiederum
für ein positives Selbstwertgefühl sorgen kann. Allergiker schätzen
einen schönen Guss ebenfalls, denn im Anschluss ist die
Pollenkonzentration geringer und sie können wieder frei durchatmen.
Außerdem wird dem Regen auch ein leistungssteigernder Effekt
nachgesagt. Der Autor dieses Artikels kann dies übrigens bestätigen,
joggt er doch viel lieber im Regen als bei sengender Hitze und
brennender Sonne. Und spätestens wenn man Kinder voller Freude mit
Anlauf in Pfützen springen sieht, kann man gar nicht anders? man muss
den Regen einfach lieben!
Aber wie entsteht das kühle Nass denn eigentlich? Es kann ja schlecht
aus dem "Nichts" in unserer Atmosphäre auftauchen. Bereits in der
Schule wird das Wissen über den Wasserkreislauf vermittelt. An dessen
Anfang steht die Verdunstung von Wasser. Scheint die Sonne, erwärmt
sich die Erdoberfläche und somit auch die bodennahe Luftschicht.
Dabei verdunstet Wasser vom Erdboden, aber auch aus Meeren, Flüssen,
Seen oder der Vegetation und wird zu Wasserdampf. Der größte Teil des
verdunsteten Wassers stammt übrigens aus den riesigen Ozeanen.
Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise kalte, steigt
in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, aber auch
kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da kältere Luft
jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, wird ab einer
gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte Taupunkttemperatur (siehe
DWD-Lexikon) erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und
Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige
Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo
die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können
auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge
Eiswolken bilden. Häufig entstehen Niederschläge durch komplexe
Vorgänge, bei denen auch die Eisphase eine Rolle spielt. Bleiben wir
der Einfachheit halber aber bei den sogenannten Wasserwolken: Wann
regnet es nun aus den Wolken?
Damit die winzigen Wassertröpfchen schließlich zu Regentropfen
anwachsen, reicht die Kondensation von Wasserdampf alleine allerdings
nicht aus. Wesentlich effektiver ist das Zusammenfließen (Koaleszenz)
von Wolkentröpfchen. Beinhaltet die Wolke nun unterschiedlich große
Tropfen, sinken die Größeren schneller ab als die Kleinen. Dabei
kollidieren sie miteinander, was das Tropfenwachstum weiter
beschleunigt. Erreicht der Tropfen schließlich eine kritische Masse,
sodass seine Sinkgeschwindigkeit die Geschwindigkeit der
aufsteigenden Luftmasse, die ihn in der Schwebe hält, übersteigt,
fällt der Tropfen zum Erdboden. Mangelt es allerdings an
Feuchtigkeit, bilden sich keine ausreichend großen Tropfen, womit es
unter den Wolken trocken bleibt.
Das gesamte Wasservolumen der Atmosphäre umfasst übrigens rund 12.900
Kubikkilometer, was sich viel anhört, aber lediglich 0,0009 Prozent
des auf der Erde vorhandenen Wassers entspricht. Der Durchsatz an
Wasser in der Atmosphäre ist mit rund 500.000 Kubikkilometern pro
Jahr allerdings deutlich größer. In der Folge lässt sich leicht
berechnen, dass das Wasser der Atmosphäre jedes Jahr rund 39-mal
komplett ausgetauscht wird, also etwa alle 9 Tage.
Warum regnet es überhaupt unterschiedlich stark? Dies liegt vor allem
daran, dass warme Luft deutlich mehr Wasserdampf aufnimmt als kalte.
An einem schwül-warmen Sommertag liegt deshalb viel Wasserdampf in
der Atmosphäre vor, sodass sich unter passenden Bedingungen große
Wolken bilden können, die schwere Tropfen ausbilden. In tropischen
Regenwäldern ist es dagegen ganzjährig feucht-warm, sodass dort fast
täglich starke Schauer auftreten.
Und was passiert nun mit dem Regen, der auf den Erdboden fällt?
Dieser versickert schließlich wieder im Boden, fließt in Flüsse und
Seen ab oder wird von der Vegetation aufgenommen. Dann kann das
Wasser erneut verdunsten, womit sich der Wasserkreislauf schließt.
Vielleicht denken sie beim nächsten Regen einfach mal an seine
positiven Eigenschaften. Falls Ihnen dies kein Trost spenden sollte,
seien Sie einfach an die folgende Redewendung erinnert: "Nach dem
Regen folgt Sonnenschein" oder wie die Norddeutschen sagen: "Regen
ist erst, wenn die Heringe auf Augenhöhe vorbeischwimmen."
M.Sc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.05.2023
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