Thema des Tages


Wissenschaft Kompakt
Neue Bilder aus dem All

Es wird langsam ernst: Mit den ersten Bildern der neuen 
Meteosat-Satelliten der dritten Generation läutet die Organisation 
EUMETSAT eine neue Ära der Satellitenfernerkundung ein. Auch wenn es 
immense Summen Geld kostet: Davon profitieren alle. 


Es ist Zeit für eine Wachablösung im All. Seit Anfang 2004 - und 
damit seit fast 20 Jahren - liefern uns die Satelliten der zweiten 
Generation von "Meteosat" Wetterbilder aus dem All. Dabei befinden 
sich diese Satelliten auf einer sogenannten geostationären 
Umlaufbahn. Das bedeutet im physikalischen Sinne nichts weiter, als 
dass diese Satelliten sich exakt mit der Drehgeschwindigkeit der Erde
selbige umkreisen und damit jederzeit denselben Punkt der 
Erdoberfläche beobachten. Damit sind sie auch ziemlich weit entfernt,
denn die Umlaufbahn, auf der das möglich ist, befindet sich 36 000 km
über der Erdoberfläche. Das entspricht ungefähr dem dreifachen des 
Erddurchmessers.


An Bord eines solchen Satelliten befindet sich ein entsprechendes 
Instrument, mit dem die Erdbeobachtung durchgeführt wird. Bei den 
alten Satelliten der zweiten Generation war dies das sogenannte 
"SEVIRI". Dieses Akronym steht für "Spinning Enhanced Visible and 
Infrared Imager" und beschreibt damit schon ganz gut die 
Funktionsweise des Instrumentes. Mittels schneller Eigenrotation 
wurde der Satellit stabilisiert und dann bei jedem Überstreifen der 
Erdoberfläche Zeile für Zeile ein Bild über mehrere Spektralkanäle 
aufgenommen.


Mit der neuen dritten Generation ändert sich nun auch das 
Instrumentarium, mit dem die Bilder vom Satelliten aufgenommen 
werden. Bereits gestartet ist dabei der Satellit "MTG-I" mit einem 
"Flexible combined Imager" (FCI) sowie einem neuartigen Blitzdetektor
an Bord, den es bei der zweiten Generation noch nicht gab. Der FCI 
ersetzt dabei das SEVIRI-Instrument der zweiten Generation und hat 
insgesamt 16 Spektralkanäle (vorher: 12), von denen 8 Stück im 
sichtbaren bzw. nahen Infrarot-Bereich arbeiten (vorher: 3) und am 
Äquator eine Auflösung von 1 km haben. Zwei spezielle Kanäle arbeiten
dabei sogar mit der doppelten Auflösung von 500 m. Die restlichen 
Kanäle befinden sich im Infrarotbereich und haben eine Auflösung von 
2 km am Äquator, wobei auch hier 2 Kanäle mit der doppelten Auflösung
von 1 km "gesamplet" werden können, wie es in der Fachsprache heißt. 
Dabei arbeitet der FCI auch noch schneller als SEVIRI und kann alle 
zehn Minuten ein neues Bild liefern. Das SEVIRI-Instrument hat dafür 
noch 15 Minuten gebraucht. 


Eines der ersten veröffentlichten Bilder wurde am 18. März dieses 
Jahres aufgenommen und zeigt im Vergleich zum MSG-Satelliten eine 
deutliche Zunahme an Detailreichtum, zum Beispiel bei bestimmten 
Wolkenarten oder dem sichtbaren Staub- und Sedimenttransport. Durch 
die vielen neuen Spektralkanäle besonders im sichtbaren Bereich ist 
so ein ganz neuer Informationsreichtum geschaffen worden, der sich 
unter anderem in einer ganz neuen Bildqualität äußert. 


Die neuen Daten helfen den Meteorologen nicht nur bei der 
Kürzestfristvorhersage wie z.B. von Gewittern oder bei der jetzt 
deutlich besser werdenden Nebelerkennung, sondern fließen auch in 
Wettermodelle ein. Durch die neue Menge und Qualität sollte 
dementsprechend bald auch ein wahrnehmbarer Sprung nach oben 
bezüglich der Vorhersagegüte wahrnehmbar sein. Mit Hilfe weiterer 
Satelliten und zusätzlichem, neuen Instrumentarium soll es in Zukunft
auch noch neue Informationen über atmosphärische Parameter wie 
Wasserdampfgehalt, chemische Bestandteile, Aerosolgehalt, aber auch 
Vertikalprofile der Atmosphäre. 


Auch wenn die MTG-Mission insgesamt 3,2 Mrd. ? schwer ist ? dabei 
handelt es sich um eine Investition, von der am Ende alle 
profitieren. Zum einen in Form besserer Wettervorhersagen, aber auch 
durch neue Forschungsergebnisse, die erst durch die neue 
Satellitengeneration ermöglicht werden. Übrigens: Auch der Deutsche 
Wetterdienst ist daran beteiligt. Ein Teil der etwa 140 Mio. ? Etat, 
die für Beiträge an europäische und internationale Organisationen 
gedacht sind, fließt unter anderem nach Darmstadt zu EUMETSAT. 



M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 09.05.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel, eventuell im Text erwähnte Bilder und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon