Thema des Tages


Wissenschaft kompakt

Löcher in der Luft?

Wer kennt es nicht, wenn das schnelle Absinken des Flugzeugs ein 
mulmiges Gefühl in der Magengegend auslöst? Auf vielen Flugreisen ist
man sogenannten Turbulenzen ausgesetzt. Grund genug, einen genaueren 
Blick auf dieses im Volksmund als "Luftlöcher" bezeichnete Phänomen 
zu werfen.

Aktuell laufen in den meisten Bundesländern die Osterferien. Dies 
macht sich auch in der Tourismusbranche bemerkbar, es zieht die Leute
raus aus den eigenen vier Wänden. Um möglichst schnell zum Urlaubsort
zu gelangen, bietet sich - je nach Entfernung - eine Flugreise an. 
Bereits beim Start der großen Metallkiste stellt sich dann dieses 
aufregende Gefühl ein, wenn die Maschine das Rollfeld entlang rollt, 
die Turbinen aufheulen, das Flugzeug unter großer Beschleunigung auf 
das Ende der Startbahn zurast und der eigene Körper in den Sitz 
gedrückt wird. Dann hebt die Maschine ab, Adrenalin schießt durch die
Adern. Der Blick aus dem Fenster lässt die umliegende Landschaft mit 
zunehmender Höhe rasch kleiner aussehen. Nach wenigen Minuten 
verspürt man allmählich eine Beruhigung, die Beschleunigung des 
Flugzeugs lässt nach und der eigene Puls normalisiert sich wieder. 
Das kann jedoch täuschen. 
Die meisten Flugreisenden werden es schon erlebt haben. Aber nicht 
nur Menschen mit Aviophobie, also der Angst vorm Fliegen, jagt es 
einen Schrecken ein. Die Rede ist von einem Phänomen, das im 
allgemeinen Volksmund als "Luftloch" bezeichnet wird. Dabei handelt 
es sich allerdings keinesfalls um ein Loch in der Luft, sondern um 
Turbulenzen. Diese sorgen für ein schnelles Auf- oder Absteigen wie 
bei einer wilden Achterbahnfahrt und können das Flugzeug gut 
durchschütteln. Da der Mensch recht sensibel auf Änderungen der 
Gewichtskraft reagiert, entsteht vor allem beim überraschenden 
Absinken der Maschine ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Wer 
angeschnallt ist, muss sich aber keine Sorgen machen. Die schweren 
Metallkolosse sind konstruiert, um den auf sie einwirkenden Kräften 
standzuhalten. Aber wodurch treten solche Turbulenzen in der Luft 
auf?
In und um Wolken herrschen teils starke Auf- und Abwinde. Durchquert 
nun eine Passagiermaschine eine Wolke mit einer hohen Geschwindigkeit
(diese variiert je nach Flughöhe und Windverhältnissen, in 6 bis 11 
km beispielsweise über 800 km/h relativ zur Erdoberfläche), so 
erfährt die Maschine rasch aufeinanderfolgende Auf- und Abwinde, die 
sie samt Passagieren gründlich durchschütteln. 
Aber auch in wolkenfreier Luft kann es turbulent zugehen. Bei 
fehlender Luftfeuchtigkeit beispielsweise können Aufwinde auch ohne 
sichtbare Wettererscheinungen in Form von Wolken auftreten. In diesem
Fall spricht man von "Blauthermik". Treffen Luftmassen mit 
unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten oder ?richtungen in größeren 
Höhen aufeinander, kommt es ebenfalls zu Turbulenzen. Meist treten 
diese Arten der Turbulenz überraschend auf, da sie in der Regel keine
sichtbaren Wettererscheinungen mit sich bringen und somit mit bloßen 
Augen nicht erkennbar sind. 

Gebirgszüge wie zum Beispiel die Alpen in Europa, die Rocky Mountains
in Nordamerika oder auch das Himalaya-Gebirge in Asien müssen bei 
Anströmung ihrer Flanken von Luftmassen überquert werden. Dadurch 
kommt es zu einem erzwungenen Aufsteigen der Luftmassen, was selbst 
in großen Höhen noch registriert werden kann. Rückseitig der Gebirge 
sinkt die Luft wieder ab. Überquert also ein Flugzeug einen 
Gebirgszug, muss ebenfalls mit entsprechenden Turbulenzen gerechnet 
werden.  

Ein weiterer Ort, an dem es zu turbulenten Störungen in der 
Atmosphäre kommt, ist an sogenannten Frontalzonen oder Fronten, also 
dort, wo warme und kalte Luftmassen großflächig aufeinandertreffen. 
Heute liegt ein schwacher Tiefausläufer (also eine Front) über 
Benelux und Frankreich und beeinflusst zunehmend auch die Westhälfte 
Deutschlands. Allerdings sind die Luftmassenunterschiede vorder- und 
rückseitig dieser Front nicht allzu groß und die Höhenwinde nicht 
allzu stark, weswegen sich auch die Turbulenz im Bereich der Front in
Grenzen hält. 

Der Deutsche Wetterdienst unterstützt die Luftfahrt grundsätzlich mit
vielen meteorologischen Informationen, auch mit Turbulenzvorhersagen,
mit Wetterbeobachtungen im Luftraum und an Flugplätzen sowie mit 
Warnungen vor diversen Wettererscheinungen. Diese können über 
Briefingsysteme oder die FlugWetter-App abgerufen werden. Darüber 
hinaus werden verschiedene Dienstleitungen wie zum Beispiel die 
individuelle Flugwetterberatung oder Flugwetterseminare angeboten.**


M.Sc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 06.04.2023

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