Thema des Tages


Wissenschaft Kompakt
Permafrost in Deutschland?

Gibt es eigentlich Permafrost auch in Deutschland? Dieser Frage gehen
wir im heutigen Thema des Tages nach.

Von Permafrost (oder Dauerfrost) wird gesprochen, wenn die Temperatur
des Bodens in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren 
ununterbrochen unter null Grad Celsius liegt. Der Untergrund kann 
dabei aus Gestein, Sedimenten oder Erde bestehen und unterschiedlich 
große Eismengen enthalten. Meist reicht der Permafrost einige hundert
Meter tief ins Erdinnere, im nordöstlichen Sibirien sogar bis zu 
einer Tiefe von circa 1,6 Kilometer. Grundvoraussetzung für eine 
solch mächtige Schicht sind eine geringe isolierende Schneedecke und 
eine fehlende Vereisung. Durch die gute Isolationswirkung tritt 
Permafrost auch unter Moor und Wald auf. Teilweise erreicht er dort 
sogar seine größte Mächtigkeit.

Bereits im Jahr 2019 schrieb meine Kollegin Magdalena Bertelmann ein 
Thema des Tages über die möglichen Auswirkungen, die ein Auftauen der
Permafrostböden zur Folge haben könnten (siehe 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/5/17.html). Wussten
Sie aber, dass es selbst in Deutschland Permafrost gibt? 

Nun ist es sicherlich kein Geheimnis, dass es auf der Zugspitze 
alpinen Permafrost gibt. Allerdings findet man in einer Geröllhalde 
am Südhang des Berges Dornburg nördlich von Limburg an der Lahn im 
Westerwald in Hessen ebenfalls ?ewiges Eis?. Dabei handelt es sich um
ein recht seltenes Phänomen. Dabei wirkt die Geröllhalde 
wärmeisolierend. In einer Tiefe von etwa 50 Zentimeter bis zu zwei 
Meter findet man sodann massives Eis. Das darunterliegende Erdreich 
ist sogar bis zu acht Metern Tiefe gefroren. Natürlich schmilzt das 
Eis im Sommer ab und der gefrorene Erdboden taut bis zu einer Tiefe 
von rund zweieinhalb Metern auf. Im Winter bildet sich das Eis jedoch
neu und auch der Boden friert wieder vollständig zu.
 
Aber wie erklärt sich dieser Effekt? 
Prinzipiell lässt es sich mit der Neigung der Halde und den 
Basaltsteinen recht gut erklären. Durch die Steilheit der Halde 
entsteht ein sogenannter Kamineffekt. Die Steine besitzen hingegen 
große Lücken, wodurch ein stetiger Luftzug ermöglicht wird. Zudem 
isolieren sie die Halde nach außen hin. Aufgrund dieser Isolation ist
die Luft im Innern der Halde wärmer als die Außenluft und steigt 
deshalb auf (wärmere Luft ist leichter als kältere). Entsprechend 
muss von außen kalte und feuchte Luft nachströmen. Diese kühlt 
wiederum die Steine ab und es bildet sich aufgrund des 
Wasserdampfgehaltes Eis. Dabei wird erneut Wärme frei (sogenannte 
latente Wärme), die ebenfalls aufsteigt und der Prozess wiederholt 
sich. 

Im Sommer kehrt sich der Prozess dann um. Die Luft innerhalb der 
Halde ist aufgrund des kühlenden Eises kälter als die Außenluft. 
Entsprechend sinkt die Luft ab und tritt am Fuße aus der Halde 
heraus, wodurch dort dann ein eisiger Luftzug spürbar wird. Von oben 
strömt nun wärmere Außenluft nach, die in der Folge vom bestehenden 
Eis ebenfalls abgekühlt wird. Die in der Außenluft enthaltene Feuchte
kann dann selbst im Sommer gefrieren und ersetzt so zumindest einen 
Teil des geschmolzenen Eises. 

Seit 1927 ist die Halde Teil des ?Naturschutzgebiets Dornburg?. Davor
hatte sich eine Brauerei in der Nähe niedergelassen, um diese als 
Kältequelle zu nutzen. Aber der Westerwald ist nicht der einzige Ort 
im Bereich der Mittelgebirge, wo sich ewiges Eis hält. Neben dem Harz
und der Rhön findet man dieses auch im Thüringer Wald, im Schwarzwald
sowie im Böhmischen Mittelgebirge im Norden von Tschechien. Dass 
diese Blockhalden besonders sind, sieht man nicht nur an ihrem Eis. 
Es haben auch bestimmte Tierarten seit der Eiszeit dort überdauern 
können, die sonst nur an Gletscherrändern vorkommen (z.B. 
Alpenspitzmaus).


MSc.-Met. Sebastian Schappert 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 03.02.2023

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