Thema des Tages
Wetter aktuell
Januar bisher im Norden und Westen viel zu nass
Nun hat sich in Deutschland zwar der Winter vielerorts durchgesetzt
und die Niederschläge sind nicht mehr so kräftig, aber vor allem die
ersten zwei Januarwochen brachten in einigen Landesteilen viel Regen.
Der Winter hat in Deutschland oftmals Einzug gehalten und die
Temperaturen haben sich mittlerweile auf ein für Mitte Januar
übliches Temperaturniveau eingependelt. Doch mit der Änderung der
Großwetterlage von West zyklonal auf Trog Mitteleuropa hat sich die
Niederschlagsaktivität deutlich gelegt. Zudem fallen die
Niederschläge nun immer häufiger in fester Form. Dadurch kann sich
die Hochwassersituation, die sich vor allem an den kleinen und
mittelgroßen Flüssen West-, Mittel- und Norddeutschlands (zum
Beispiel Lahn, Wupper, Ruhr, Wümme) eingestellt hatte, zunehmend
entspannen.
Vor allem über die Nordwesthälfte und Teilen des Ostens zogen in den
ersten zwei Januarwochen einige Niederschlagsgebiete hinweg und
dieser Niederschlag fiel fast durchweg als Regen. Verbreitet kamen
dabei 40 bis 80 l/qm, was in etwa der Niederschlagsmenge entspricht,
die sonst im gesamten Januar fällt. In einigen Regionen kam somit
überdurchschnittlich viel Regen vom Himmel. In großen Teilen
Schleswig-Holsteins, im Emsland, in West- und Mittelhessen sowie vom
Ruhrgebiet bis zur Mosel regnete es zwischen 90 und 120 l/qm. Den
Vogel abgeschossen haben aber das Bergische Land, das Sauerland und
der Schwarzwald, denn dort prasselten örtlich über 200 l/qm nieder.
Beispielsweise wurden in Meinerzhagen (Nordrhein-Westfalen) bisher
242 l/qm registriert. Aber auch in Wipperfürth (Nordrhein-Westfalen)
mit 238 l/qm, in Hückeswagen an der Bevertalsperre
(Nordrhein-Westfallen) mit 219 l/qm, oder in Todtmoos
(Baden-Württemberg) mit 237 l/qm fiel einiges an Regen. Da verwundert
es wenig, dass es in diesen Bereichen zu mittleren Hochwasser kam.
Glücklicherweise ging mit den Niederschlägen kein Abschmelzen einer
Schneedecke einher, denn sonst hätte überregional eine größere
Hochwasserlage gedroht.
Eher wenig Regen gab es hingegen in weiten Teilen des Südens und
insbesondere im Großteil Bayerns sowie im Thüringer Becken gab es nur
5 bis 25 l/qm Niederschlag. Da dieser bis in hohe Lagen als Regen
fiel, konnte sich für die Wintersportler auch keine brauchbare
Schneedecke am Alpenrand ausbilden. Am wenigsten Regen fiel in
Gottfrieding (Bayern) mit 6 l/qm, aber auch am Münchner Flughafen
wurden beispielsweise nur 9 l/qm gemessen. Dies entspricht nur einem
Siebtel bzw. Fünftel dessen, was im ganzen Januar fällt. Ein wenig
aufgebessert kann die Niederschlagsbilanz dort noch werden, denn bis
zum Ende des Monats ist noch Zeit.
Betrachtet man den prozentualen Anteil des aktuell bis heute Morgen
(19.1.2023, 8 Uhr MEZ) gefallenen Niederschlags im Verhältnis zum
vieljährigen Mittel, so fällt auf, dass es in Bayern wie vermutet
bisher viel zu trocken war. Im Norden, Westen und Osten hingegen
fielen bisher schon 200 bis 300 % des bis zu diesem Zeitpunkt
üblichen Niederschlags. Der Januar wird in diesen Regionen also
deutlich zu nass ausfallen.
Interessant ist auch, dass der Schwarzwald, in dem bis verbreitet um
150 l/qm gefallen sind, prozentual gar nicht so sehr heraussticht,
denn dort fallen in einem durchschnittlichen Januar bis zu 200 l/qm.
Auch die geringen Niederschläge im Thüringer Becken werden
relativiert, denn auch dort liegt zum Beispiel in Erfurt die mittlere
Niederschlagsmenge im Januar bei gerade einmal 25 l/qm.
In den kommenden Tagen kommt noch weiterer Niederschlag hinzu,
allerdings fällt dieser oftmals als Schnee und wird damit gebunden,
sodass sich zunächst keine neue Hochwassersituation einstellen
dürfte.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.01.2023
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