Thema des Tages


Wetter aktuell

Was uns zu Beginn des neuen Jahres erwartet


Im gestrigen Thema des Tages ging es um die Rekordwärme zu Silvester.
Heute werfen wir einen Blick in die Glaskugel und schauen, wie es zu 
Beginn des neuen Jahres mit dem Wetter weitergeht.


Während die USA mit Wintersturm "Elliot" über die Feiertage einen der
heftigsten Schneestürme in den vergangenen 50 Jahren erlebt haben, 
wird es bei uns zu Silvester für die Jahreszeit außergewöhnlich mild.
Doch wie geht es im neuen Jahr weiter? Eines vorweg, die Kälte aus 
den USA wird nicht zu uns kommen. Dennoch wirkt sie sich auf unser 
Wetter aus. Die Kaltluft über Kanada und den USA fließt aktuell über 
Neufundland auf den warmen Atlantik. Dort facht sie die 
Tiefdruckbildung an. Dies hat zur Folge, dass tiefer Luftdruck auch 
in höheren Luftschichten ungewöhnlich weit nach Süden ausgreifen kann
und sogar die Azoren erreicht. Für gewöhnlich befindet sich dort ein 
Hochdruckgebiet. Dieses Hoch ist nun nach Osten über das Mittelmeer 
verschoben. Somit wurde die im gestrigen Thema des Tages beschriebene
Südwestwetterlage, die diese außergewöhnlich milde subtropische Luft 
heranführt, erst möglich gemacht. Die neusten Modelläufe sagen bis zu
22 Grad am Oberrhein vorher.

Auch das Neujahr beginnt außergewöhnlich mild. Am Oberrhein können 
nochmals bis zu 20 Grad erreicht werden. Dabei könnte sogar der 
bisherige Januar-Allzeitrekord von 20,5 Grad in Pidingen aus dem Jahr
2015 übertroffen werden. Dazu gibt es in der Südhälfte viel Sonne. Im
Norden und Nordwesten bleibt es bei stürmischen Böen und etwas Regen 
kühler. Zu Beginn der neuen Woche bringt dann eine Kaltfront 
Abkühlung. Winterlich wird es dabei allerdings nicht. Allenfalls in 
den Gipfellagen der Mittelgebirge und in den Alpen könnten ein paar 
Schneeflocken fallen.

Danach wird die Vorhersage deutlich unsicherer. Es zeigt sich jedoch 
ein Trend Richtung einer zumindest vorübergehenden Hochdrucklage, bei
der sich wahrscheinlich insbesondere die höheren Luftschichten wieder
deutlich erwärmen. Ob sich die Warmluft auch in den Niederungen 
richtig durchsetzen kann oder ob es eine Inversionswetterlage mit 
Nebel und Hochnebel bei mäßig warmen Temperaturen in den Niederungen 
und mit Sonne und milden Wetter im Bergland gibt, ist noch unsicher.

Doch wann kommt der Winter zurück? Bis zum Ende des seriösen 
Vorhersagezeitraums am Freitag nächster Woche ist kein Wintereinbruch
in Sicht. Im Gegenteil, es bleibt eher mild bis sehr mild. 

Um danach noch etwas aus dem "Modellrauschen" herauszulesen, muss man
sich einer besonderen Ensembletechnik bedienen. Die Unsicherheiten 
bei der Wettervorhersage kann man teilweise umgehen indem ein 
Wettermodell mehrerer Male mit leicht veränderten Anfangsbedingungen 
im Rahmen der Messungenauigkeiten gerechnet wird. Man nennt dies dann
ein Modellensemble. Spätestens nach 5 bis 7 Tagen gehen die 
Vorhersagen der Ensemblemitglieder meist deutlich auseinander. Um 
dann noch gemeinsame Strukturen in der großräumigen Wetterlage zu 
erkennen, wird eine sogenannte Clusteranalyse gemacht. Dabei werden 
ähnliche Strukturen in den Ensembles zu jeweils einem Cluster 
zusammengefasst. Für die weitere Entwicklung deuten die 
Clusteranalysen entweder auf eine höhenwarme Hochdruckwetterlage oder
auf ein erneutes Aufleben einer eher milden Westwetterlage hin. Wobei
im letzteren Fall zumindest für das Bergland die Möglichkeit besteht,
auf einer Tiefrückseite vorübergehend mal Schnee abzubekommen. 
Allerdings sind diese Vorhersagen noch etwas mit Vorsicht zu 
genießen.


Dipl.-Met. Christian Herold 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 29.12.2022

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