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Was, wo und wie misst eine Wetterstation? (Teil 2)

Der Deutsche Wetterdienst betreibt etwa 200 automatisierte 
hauptamtliche Wetterstationen. Wie diese Wetterstationen ihre 
Wetterdaten erfassen, schauen wir uns heute genauer an. 

Jedem sind sie schon einmal begegnet, die Messwerte der 
Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Sie gehören zur 
Standardinformation in den stündlichen Wetterberichten im Radio und 
geraten bisweilen auch in die Schlagzeilen, wenn wieder einmal an 
einem bestimmten Ort ein neuer Temperaturrekord erreicht wurde oder 
es in einer Region besonders viel geregnet hat. Der DWD betreibt 
hierfür das Bodenmessnetz, bestehend aus dem "hauptamtlichen 
Stationsnetz" mit etwa 200 Wetterstationen sowie weiteren 
ehrenamtlich betreuten Wetter- und Niederschlagsstationen (siehe Teil
1, veröffentlich am 21.11.2022).

An einer hauptamtlichen Wetterstation werden kontinuierlich 
Lufttemperatur, Erdbodentemperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, 
Windrichtung- und stärke, Niederschlagsmenge und -dauer, 
Niederschlagsart, Schneehöhe, Wolkenuntergrenzen und -bedeckungsgrad,
Sichtweite, Sonnenscheindauer und Lufthygiene gemessen. Heutzutage 
geschieht dies alles vollautomatisch und in vielen (wenn auch nicht 
allen) Situationen können diese Automaten die früheren Tätigkeiten 
eines Wetterbeobachters adäquat ersetzen. Wie diese automatischen 
Messgeräte die genannten Wetterparameter erfassen, schauen wir uns 
nun genauer an.

Lufttemperatur und Erdbodentemperatur

Die Lufttemperatur wird in 2 Metern Höhe über dem Erdboden gemessen 
und alle 10 Minuten an die DWD-Zentrale übertragen. Zusätzlich wird 
der Tageshöchst- und -tiefstwert gespeichert. Die Temperatur wird mit
einem Temperatursensor ermittelt, der aus einem dünnen Platindraht 
besteht. Gemessen wird dessen elektrischer Widerstand, der sich 
linear mit der Temperatur ändert und bei 0°C genau 100 Ohm beträgt. 
Um die Qualität der Messungen sicherzustellen, werden zwei baugleiche
Sensoren parallel betrieben. Da die Lufttemperatur "im Schatten" 
gemessen werden muss, befinden sich die Temperatursensoren zusammen 
mit den Feuchtesensoren in einer kleinen, aus Kunststoff bestehenden,
weißen Lamellen-Wetterhütte. Diese dient als Strahlungs- und 
Wetterschutz. Da sich die Wetterhütte bei starker Sonneneinstrahlung 
erwärmen kann, ist ein Lüfter eingebaut, der die Messfühler stets mit
Umgebungsluft umströmt. Zusätzlich findet eine Temperaturmessung 5 cm
über dem Erdboden statt, welche vor allem nachts von großer Bedeutung
ist, z.B. für die Landwirtschaft (nächtlicher Frost in Bodennähe) 
oder zur Abschätzung möglicher Gefährdung vor Straßenglätte. Zudem 
wird die Erdbodentemperatur in 5, 10, 20, 50 und 100 cm Tiefe 
gemessen. Sie ist besonders bei Vorhersagen für die Land- und 
Bauwirtschaft von Bedeutung.

Luftfeuchte

Die Luftfeuchtigkeit wird mithilfe eines Polymer-Sensors bestimmt. 
Dieser Spezialkunststoff ändert mit der Feuchtigkeit seine 
elektrische Kapazität. Dabei unterscheidet man zwischen absoluter 
Luftfeuchtigkeit, die den Gehalt an Wasserdampf in der Luft (in g/m³)
angibt, und der relativen Luftfeuchtigkeit (in %). Da warme Luft 
deutlich mehr Wasserdampf enthalten kann als kalte Luft, hängt die 
relative Luftfeuchtigkeit von der Temperatur ab. Bei 100% relativer 
Luftfeuchtigkeit ist die Luft gesättigt und ein weiterer 
Feuchteeintrag würde zu flüssigem Wasser kondensieren.

Sichtweite

Damit wären wir bei der Sichtweite. Ist die Luft mit Wasserdampf 
gesättigt, kondensiert der überschüssige Wasserdampf zu flüssigem 
Wasser (oder resublimiert bei sehr kalten Temperaturen zu Eis). Die 
Sicht wird dadurch herabgesetzt, wobei man bei einer Sichtweite unter
8 km von Dunst und bei unter 1 km von Nebel spricht. Gemessen wird 
die Sichtweite mithilfe von Streulicht. Befinden sich Luftpartikel in
der Luft, wird ein Lichtstrahl (z.B. von einem Autolicht oder einer 
Taschenlampe) auch von der Seite sichtbar und zwar umso stärker, je 
mehr Partikel sich in der Luft befinden. Dieses Prinzip nutzt der 
Sichtweitensensor, der ein Lichtbündel aussendet, von dem ein Teil 
des Lichts von Partikeln in der Luft gestreut wird. Das gestreute 
Licht wird von einem Empfänger in einem definierten Streuwinkel 
gemessen. Je mehr gestreutes Licht am Empfänger ankommt, desto 
schlechter ist die Sichtweite.

Luftdruck

Der Luftdruck wird in Hektopascal (1 hPa = 100 Pa) gemessen. Auf 
älteren Messgeräten findet man manchmal auch die Einheit Millibar 
(mbar), was gleichbedeutend mit 1 hPa ist. Moderne Messgeräte 
verwenden für die Erfassung des Luftdrucks ein mikromechanisches 
Messelement aus Silizium, etwa so groß wie ein Fingernagel. Bei 
Druckänderungen verformen sich Deckel und Boden des Fühlers, wodurch 
sich dessen elektrische Kapazität ändert. Um den Luftdruck auf 
Meeresniveau zu erhalten, muss der tatsächliche (von der 
topographischen Höhe abhängige) Stationsluftdruck mithilfe einer 
Reduktionsformel extrapoliert werden.

Windrichtung- und stärke

Wind wird in 10 Metern Höhe über dem Erdboden gemessen. Neben den 
typischen Schalenkreuz-Anemometern werden heutzutage immer häufiger 
Ultraschall-Anemometer angewendet. Diese bestehen aus vier 
Ultraschall-Wandlern, die Ultraschallwellen sowohl aussenden als auch
empfangen können. Aus der Dauer der Schallausbreitung wird die 
Windgeschwindigkeit ermittelt. Da das Anemometer eine drehbare Achse 
besitzt, kann gleichzeitig die Windrichtung erfasst werden.

Die noch verbleibenden Wetterparameter (Niederschlag, Schneehöhe, 
Sonnenscheindauer, Wolkenbedeckung und -untergrenze, Lufthygiene) und
deren Messmethoden werden im dritten und letzten Teil dieser Serie 
beschrieben.


Dr. rer. nat. Markus Übel 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 27.11.2022

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