Thema des Tages


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DENISE macht Rabatz am Mittelmeer

Das Tief VALERIE, das zur besseren Kommunikation auch den 
international gültigen Namen DENISE trägt, hatte nicht nur starken 
Regen bzw. Schneefall im Gepäck, sondern sorgte auch für starke 
Mistralwinde und eine Sturmflut an der Adriaküste. Die Entwicklung 
sowie die Auswirkungen dieses Tiefdruckgebietes werden im heutigen 
Thema des Tages betrachtet.

Die Zyklogenese von DENISE begann am 21. November über dem Norden 
bzw. der Mitte Italiens sowie der Adria. Die Entwicklung fand an der 
südlichen Flanke des ursprünglich auf den Namen VALERIE getauften 
Tiefdruckkomplexes, welches sich zu diesem Zeitpunkt über den 
Britischen Inseln befand, statt. Ursächlich für die Entwicklung war 
ein dazugehöriger Tiefdruckkomplex in der Höhe, an dessen südlicher 
Flanke ein Randtrog in den westlichen Mittelmeerraum vordrang. 
Innerhalb dieses Trogs gelangten kühle Luftmassen nach Süden und 
begünstigten die voranschreitende Zyklogenese. 
Der Kerndruck fiel im Laufe des 22. November für mehrere Stunden 
unter 990 hPa. Bis zum Abend zog das Tiefdruckgebiet bis zur 
nördlichen Adria. Auf der Rückseite kamen starke Mistralwinde in 
Gang, die sich in Form von schweren Sturmböen bis hin zu Orkanböen 
auch in Richtung Sardinien und Korsika ausdehnten. Die höchste 
Windgeschwindigkeit wurde hierbei mit mehr als 140 km/h an der 
exponiert gelegenen Station Cap Pertusato gemessen.
Der Mistral ist ein böiger und kalter Fallwind, der durch die 
Kanalwirkung des Rhonetals in Südfrankreich weitere Beschleunigung 
erfährt.
Auch der Scirocco kam an der südlichen Flanke des Tiefdruckgebietes 
in Gang, wobei es sich hierbei um einen heißen und trockenen 
Wüstenwind im Mittelmeerraum handelt. Dieser äußerte sich unter 
anderem durch den Transport von Saharastaub in Richtung Griechenland.

Aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten tobten meterhohe Wellen über
das Mittelmeer. Des Weiteren sorgten die starke Flut in Kombination 
mit einem starken Wind, der das Wasser von Osten in Richtung 
Adriaküste drückte, für eine Sturmflut. In der Stadt Venedig kam es 
zu einem Acqua alta (italienisch für hohes Wasser), das jährliche 
winterliche Hochwasser, bei dem unter anderem der berühmte 
Markusplatz regelmäßig unter Wasser steht. Das seit 2020 bestehende 
Hochwasserschutzsystem MOSE wurde auf eine Bewährungsprobe gestellt 
und konnte eine noch größere Überschwemmung verhindern.
Wie eingangs erwähnt, sorgte DENISE nicht nur für Wind auf dem 
Mittelmeer und an dessen Küsten. Die Advektion warmer und feuchter 
Luftmassen an der Ostflanke des Tiefdruckgebietes löste starke 
Niederschläge insbesondere in der Po-Ebene aus, wobei örtlich 
dreistellige Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden gemessen 
werden konnten. Anders als zunächst angenommen, drehten die Winde 
weiter südlich gen Osten und drückten daher die feuchtwarmen 
Luftmassen nicht gegen den Alpenhauptkamm. Daher kam es auch nicht zu
einer ausgeprägten Staulage an den Südalpen, was unter Mithilfe des 
orografischen Auftriebs zu hohen Neuschneemengen hätte führen können.
Dennoch kamen entlang des Alpenhauptkamms Neuschneemengen von mehr 
als 40 cm innerhalb von 24 Stunden zusammen.


M.Sc. Tanja Sauter/Dipl.-Met. Jens Winninghoff 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 24.11.2022

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