Thema des Tages


Wetter aktuell
Warmluft kontra Kaltluft - Luftmassengrenze bringt ersten Schnee mit 
Glätte. Höchste Zeit für Winterreifen!

Der Winter kommt auf Stippvisite und bringt regional den ersten 
signifikanten Schnee. Nach den milden Wochen sind Winterreifen 
plötzlich gefragt!  

Derzeit duellieren sich Tief REGINA bei den Britischen Inseln und 
Hoch ERIK über Skandinavien um die Vorherrschaft über Europa. Dabei 
schiebt ERIK auf der Südflanke kalte Luft aus Sibirien nach 
Mitteleuropa. Auf der anderen Seite transportiert REGINA milde 
Atlantikluft von Westen dagegen. Die Luftmassengrenze liegt dabei 
direkt über Deutschland. Zumindest vorübergehend scheint ERIK mit 
seiner Kaltluft stärker zu sein, da sich die Luftmassengrenze langsam
vom Nordosten in die Mitte verlagert. Allerdings schafft es die 
Kaltluft nur etwa bis zur Linie Eifel-Bayerischer Wald. Wenn dann ab 
Sonntag Tief TATJANA mit Ihrem wellenden Frontenzug ins Spiel kommt, 
hat der aufgeriebene ERIK mit seiner Kaltluft keine Chance mehr. 
Demnach bleibt der Winter nur auf Stippvisite. Insgesamt wird aber 
nach dem Winterintermezzo das Temperaturniveau der vergangenen Tage 
nicht mehr erreicht und pendelt sich auf für die Jahreszeit normale 
Werte ein. 

Bei dem Duell der Luftmassen spielen aber nicht nur die Temperaturen 
eine Rolle. Im Umfeld der Luftmassengrenze sind auch viele Phasen des
Wassers vertreten. Demnach fällt auf der kalten Seite Schnee und auf 
der warmen Seite Regen, dazwischen oftmals auch eine Mischform. Bei 
nächtlichen Auflockerungen bzw. Aufklaren in der kalten Luft sinken 
die Temperaturen in den frostigen Bereich, sodass auch Eis in Form 
von gefrierender Nässe mitmischt.

Bei der Diskussion über das Akkumulieren des Schnees (Schneezuwachs, 
Schneehöhe) oder des nächtlichen Gefrierens gibt es aber einen 
gewichtigen Gegenspieler. Durch die milden Temperaturen der letzten 
Wochen ist der Boden noch sehr warm, sodass der der Schnee von unten 
rasch tauen wird. Eine nachhaltige Schneedecke ist demnach nur in den
höheren Lagen oder im Nordosten zu erwarten. Kurzzeitig ist bei 
kräftigen Schneefällen aber auch eine geschlossene Schneedecke bis in
tiefe Lagen in der Mitte des Landes möglich. Derzeit zeigen die 
Modelle vom Rothaargebirge über Nord- und Mittelhessen sowie 
Thüringen hinweg bis zur Oberpfalz und dem Bayerischen Wald die 
stärksten Schneefälle. Bei einem kalten Boden könnten im Hochwinter 
vom Hochsauerland bis zur Rhön sowie im Thüringer Wald durchaus 5 bis
15, gebietsweise bis 20 cm Schnee liegen bleiben. Aber nach den 
milden Wochen reicht es derzeit in tiefen Lagen höchstens kurzzeitig 
für eine Schneedecke. In mittleren Lagen könnten sich über wenige 
Stunden zumindest bis 3 cm anhäufen, in höheren Lagen und im Stau 
sind auch bis 10 cm möglich. Zudem kann es im Nordosten einwintern, 
da dort sogar tagsüber die Temperaturen nur wenig über dem 
Gefrierpunkt liegen und die Schneeschauer zumindest eine geringe 
Schneedecke hervorbringen können.

Weitere Infos zum vorübergehenden Wintereinbruch können auch dem 
Thema des Tages vom gestrigen Donnerstag, 17.11.22 entnommen werden.

Insgesamt ist es also höchste Zeit für Winterreifen. Die viel zu 
milden Temperaturen haben die O bis O-Regel etwas vernebelt. Die 
meisten Kraftfahrzeughalter verzichteten wegen der wenig winterlichen
Witterung der letzten Wochen bisher auf einen Reifentausch. Doch wie 
schnell der Winter mal zuschlagen kann, wird nun deutlich. Sollte es 
bei Schnee oder Glätte zu Unfällen durch Autos mit Sommerreifen 
kommen, so setzen die Autofahrer neben ihrem Leben auch ihren 
Versicherungsschutz teilweise oder sogar ganz aufs Spiel. Die 
Kaskoversicherung kann mit dem Verweis auf grob fahrlässiges 
Verhalten einen Teil der Leistung verweigern. Wenn ein Unfall auf 
falsch aufgezogene Reifen zurückzuführen ist, nimmt die 
Kfz-Haftpflichtversicherung den Fahrer in Mithaftung.

Autoreifen sind das Bindeglied zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Sie 
beeinflussen maßgeblich das Fahrverhalten eines Fahrzeugs. Reifen 
werden insbesondere auf die Beschaffenheit des Untergrundes, die 
Temperatur und die Belastung ausgelegt. In Mitteleuropa fahren Autos 
meist auf asphaltierten Straßen mit einer Oberflächentemperatur 
zwischen -15 °C und +60 °C. "Sommer"-Gummimischungen verhärten 
bereits bei niedrigen Plusgraden, wodurch sich die Haftung auf der 
Straße spürbar reduziert. Winterreifen bleiben in diesem 
Temperaturbereich weich und verfügen über ein spezielles 
Lamellen-Profil, das auf Schnee und Eis besonders gut greift - also 
bei Witterungsbedingungen, die überall in Deutschland und auch 
durchaus schon um den Gefrierpunkt herum anzutreffen seien, erklärte 
der ADAC.


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 18.11.2022

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