Thema des Tages
Wissenschaft kompakt
Leoniden - schwacher Sternschnuppenstrom
Das ganze Jahr über passiert die Erde Meteorströme und wir können
Sternschnuppen am nächtlichen Himmel beobachten. Dabei sind die
Perseiden und Leoniden die Bekannteren. Allerdings wird der Strom der
Leoniden immer schwächer.
Sternschnuppen können wir genau dann sehen, wenn die Erde auf ihrer
Umlaufbahn um die Sonne einen Meteorstrom durchquert. Diesen kann man
sich als Teilchenwolke vorstellen, die aus den Auflösungsprodukten
von Kometen oder seltener Asteroiden besteht und sich aus Staub, Eis
und Gesteinsresten zusammensetzt. Passiert die Erde nun auf ihrer
Umlaufbahn eine solche Teilchenwolke, können die meist sehr kleinen
Teilchen von nur wenigen Millimetern in die Erdatmosphäre eintreten.
Durch die hohe Geschwindigkeit beim Eintritt wird die Luft in der
Umgebung durch Reibung auf mehrere Tausend Grad Celsius erhitzt.
Aufgrund dieser starken Hitzeentwicklung verdampft das Teilchen und
die umgebenden Luftmoleküle werden ionisiert. Dies erzeugt den
allseits bekannten hellen Leuchtstreifen am Himmel, den wir als
Sternschnuppe kennen.
Die Aktivität eines Meteorschauers wird in der Regel mithilfe der
Kennzahl ZHR (zenithal hourly rate, engl.) beschrieben. Sie gibt die
Anzahl der Sternschnuppen an, die an einem sehr dunklen, wolkenfreien
Himmel zu beobachten wären, wenn der Punkt, in dem der Meteorschauer
seinen Anfang zu nehmen scheint ("Radiant"), über dem Beobachter im
Zenit steht.
Im November passiert die Erde den Strom der Leoniden. Der Name leitet
sich vom Sternbild des Löwen (lateinisch "Leo") ab, an dessen Radiant
sich der Meteorstrom befindet. Der Komet, dessen abgelöste Partikel
als Sternschnuppenschauer dabei auf die Erde niederprasseln, nennt
sich Tempel-Tuttle. Der Strom der Leoniden nimmt aufgrund der immer
breiteren Streuung der Partikel von Jahr zu Jahr ab, allerdings gibt
es etwa alle 32 Jahre einen Höhepunkt und so einen haben wir in
diesem Jahr. Berechnungen zufolge sind während des Maximums in einer
Stunde 300 bis 500 Meteore am Himmel zu sehen. Im Jahr 1966 gab es
beim Durchqueren einer besonders dichten Staubwolke einmal über 1000
Sternschnuppen. In diesem Jahr gehen die Astronomen von einer ZRH von
250 aus.
Der Aktivitätszeitraum der Leoniden startete bereits am 6. November
und wird am 30. November enden. Die besten Chancen auf viele
Sternschnuppen hat man in der Nacht vom 17. auf den 18. November,
dann passiert die Erde die dichteste Staubwolke. Auch die Mondphase
spielt dann mit, denn am heutigen Dienstag gegen Mittag hatten wir
Vollmond und nun wird es jede Nacht mit abnehmendem Mond etwas
dunkler. Und je dunkler der Himmel und die Umgebung ist, umso heller
erscheinen die Sternschnuppen.
Falls Sie nächste Woche keine Zeit haben oder Ihnen die
Sternschnuppen entwischen, dann können Sie Ihr Glück noch einmal im
Dezember versuchen. Dann nämlich passieren wir den Strom der
Geminiden.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.11.2022
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