Thema des Tages


Wissenschaft kompakt 


Wasser - wichtig und spannend zugleich - Teil 3

Nicht erst seit dem erneut sehr trockenen Sommer wissen wir, wie 
kostbar unser Wasser ist. Im heutigen Thema des Tages schauen wir 
genauer auf die Nutzung des faszinierenden Elements und seine 
begrenzte Verfügbarkeit.

Wasser ist die Grundlage unseres Lebens. Dies wurde bereits 
eindrucksvoll im ersten Teil der Tagesthemen-Reihe ?Wasser ? wichtig 
und spannend zugleich? vom 19.09.2022 hervorgehoben, als besondere 
Eigenschaften des Elements H2O (chemische Formel für Wasser) 
vorgestellt wurden. Teil 2 vom 11.10.2022 behandelte den sogenannten 
Wasserkreislauf der Erde, in dem das Wasser in verschiedenen 
Aggregatszuständen zirkuliert bzw. gebunden ist. 

Dabei wurde festgehalten, dass es sich bei diesem faszinierenden 
Kreislauf um ein geschlossenes System handelt, in dem kein Wasser 
verloren geht, also beispielsweise nicht unwiederbringlich ins 
Weltall entweicht. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wie Kohle oder 
Öl kann die Gesamtwassermenge demnach nicht aufgebraucht werden. Ein 
Großteil der Wassermenge (rund 97,5%) besteht allerdings aus 
Salzwasser. Das trinkbare Süßwasser macht gerade einmal einen Anteil 
von 2,5% der gesamten Wassermenge aus. Und davon ist wiederum ein 
großer Teil im Eis der Arktis und Antarktis gebunden oder befindet 
sich im Grundwasser tief unter der Erde. Trinkwasser ist folglich 
ungleich verteilt oder nicht zugänglich. Der für den Menschen frei 
verfügbare, sichtbare Teil beschränkt sich auf etwa 0,3%.

Zwar handelt es sich dabei immer noch um 4,2 Trillionen Liter Wasser,
was eine nicht zu fassende große Zahl mit 18 Nullen darstellt. 
Allerdings wird dieser Anteil in vielen Regionen der Erde bereits 
heute schon stärker genutzt, als dauerhaft verträglich ist. Eines der
wohl bekanntesten Beispiele ist der Aralsee, der aufgrund intensiver 
landwirtschaftlicher Nutzung dramatisch geschrumpft ist. Von 1960 bis
2007 fiel das Wasservolumen des Sees auf ein Sechzehntel des 
ursprünglichen Volumens, dabei stieg auch die Salinität (Salzgehalt) 
dramatisch an. Es kam zu einer menschengemachten ökologischen 
Katastrophe in der Region. 

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor: Giftige Stoffe wie 
chemische Abfälle, Düngemittel oder Pestizide in Abwässern von 
Industrie, Landwirtschaft und Haushalten verschmutzen das Süßwasser 
in Flüssen, Seen und im Grundwasser, wodurch dieses ungenießbar wird.
Auch im Aralsee reicherten sich jahrzehntelang Düngemittel und 
Pestizide an, die in der Folge massive Auswirkungen auf Mensch und 
Natur nach sich zogen. 

In Deutschland hört und liest man häufig, die Lage rund um das 
Trinkwasser sei unproblematisch. Über Jahrzehnte hinweg war der 
Trinkwasserverbrauch auch kein kritisches Thema. Rund 70% unseres 
Wassers stammt aus Grund- und Quellwasser, der Rest wird mit 
Oberflächenwasser, Uferfiltrat oder künstlich angereichertem 
Grundwasser gedeckt. In den vergangenen sehr trockenen Sommern wurde 
Trinkwasser jedoch zu einem knappen Gut. 

Der Wasserverbrauch ist hierzulande im Laufe der Jahrzehnte 
angestiegen: Während der durchschnittliche deutsche Haushalt im Jahr 
1890 noch mit 20 Litern am Tag auskam, sind es heute 127 Liter, im 
Jahr 1991 waren es sogar 144 Liter. Dies entspricht etwa 18% des 
gesamten Wassereinsatzes (Stand: 2016). Die Land- und Forstwirtschaft
sowie die Fischerei kommen lediglich auf 2%. Den Hauptteil des 
Wasserverbrauchs macht die Industrie mit rund 80% aus. Allerdings 
muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass etwa drei Viertel davon zu
Kühlzwecken genutzt wird und im Anschluss Flüssen und Bächen 
wiederzugeführt wird. Weltweit sieht die Verteilung der 
wassernutzenden Sektoren deutlich anders aus: Etwa 70% des 
Wasserverbrauchs entfallen hier auf den Agrarsektor, 20% auf die 
Industrie und 10% werden auf kommunaler Ebene verbraucht. 

Gerade während Dürren gibt es zunehmend Konflikte um das kostbare 
Nass. Denn das Wasser wird in trockenen Zeiten auch in Teilen 
Deutschlands knapp. Im Jahr 2018 führten viele Gewässer über lange 
Zeit nur noch wenig Wasser. In neun der fünfzehn größten Flüsse 
Deutschlands herrschte an über 100 Tagen extremes Niedrigwasser. Dies
stellte nicht nur für die Natur eine extreme Belastung dar. Auch 
Unternehmen, die zumindest teilweise von der Binnenschifffahrt 
abhängig sind, mussten die Produktion erheblich drosseln. Zudem wurde
das Kühlwasser knapp, denn trotz der andauernden Hitze und den 
gesunkenen Flusspegeln sind gesetzliche Vorschriften in Kraft, wonach
nur eine begrenzte Menge an Kühlwasser aus den Flüssen entnommen 
werden darf.

Nicht besser erging es den Landwirten. Bestimmte Obst- und 
Gemüsesorten wie z.B. Gurken müssen bewässert werden, sonst droht ein
kompletter Ernteausfall. Wird das Wasser für die Bewässerung aus dem 
Grundwasser oder aus Talsperren genutzt, kommt es dort zu sinkenden 
Pegeln. Darunter leiden dann auch weitere, an das Versorgungsnetz 
angeschlossene Parteien. 

Private Haushalte wurden in den Dürrejahren ebenfalls zum Sparen 
aufgefordert, um eine mögliche Rationierung des Trinkwassers 
möglichst zu verhindern. So wurden regional Garten- und 
Poolbewässerungen sowie das Autowaschen verboten.  

Mittlerweile ist der Wassermangel also auch in Deutschland 
angekommen, zumindest zeitweise. Aufgrund der Niederschläge seit der 
zweiten Augusthälfte diesen Jahres hat sich zumindest das 
Niedrigwasser in den Flüssen und die Trockenheit der Böden wieder 
weitestgehend entspannt. 

Weltweit gibt es jedoch Regionen, die erheblich stärker von 
Wasserarmut betroffen sind. Auch wir haben darauf einen gewissen 
Einfluss. Nicht nur beim Kochen, Duschen und Putzen sollte man 
sparsam mit dem Wasser umgehen, sondern auch das eigene 
Konsumverhalten im Blick behalten. Denn dieses kann die 
Wasserknappheit in bereits wasserarmen Regionen möglicherweise weiter
verschärfen, was in einem weiteren Thema des Tages in den kommenden 
Wochen weiter ausgeführt wird.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 22.10.2022

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