Thema des Tages


Wissenschaft kompakt
Wasser - wichtig und spannend zugleich - Teil 2

Nicht erst seit dem erneut sehr trockenen Sommer wissen wir, wie 
kostbar unser Wasser ist. Im heutigen Thema des Tages wird der 
sogenannte Wasserkreislauf vorgestellt, der nicht nur für das Leben 
auf der Erde, sondern auch für unser Wettergeschehen eine große 
Bedeutung besitzt.

Bereits im Thema des Tages vom 19.09.2022 wurden die Eigenschaften 
von Wasser beschrieben, die das Molekül so besonders und in 
mancherlei Hinsicht sogar einzigartig machen. Dabei wurde auch 
erwähnt, dass rund 70% unserer Erde mit Wasser bedeckt sind. 
Schätzungsweise handelt es sich dabei um 1,4 Milliarden 
Kubikkilometer Wasser, wobei ein Kubikkilometer bereits eine Billion 
Litern entspricht. Insgesamt ergeben sich daraus also 1,4 Trilliarden
Liter Wasser, eine Zahl mit 21 Nullen. Eine unvorstellbar große Menge
an Wasser also! 
Diese enorme Wassermenge ist dabei Teil eines geschlossenen Systems, 
bei dem kein Wasser verloren geht ? dem sogenannten 
"Wasserkreislauf". Bereits in der Schule wird das Wissen über diesen 
vermittelt. Laut Definition versteht man darunter "die Summe der 
weltweiten durch Niederschlag, Verdunstung und Abfluss bedingten 
Wassertransporte über Land und den Ozeanen". 
Kurze Auffrischung gefällig? Scheint die Sonne, erwärmt sich die 
Erdoberfläche und somit auch die unmittelbar darüber liegende 
Luftschicht. Dabei verdunstet Wasser vom Boden, aber auch aus 
Ozeanen, Flüssen und Seen oder von der Vegetation und wird zu 
Wasserdampf. Die erwärmte Luft, die leichter ist als vergleichsweise 
kältere, steigt in der Folge zusammen mit dem Wasserdampf in höhere, 
aber auch kältere Luftschichten auf. Dabei kühlt sie sich ab. Da 
kältere Luft jedoch weniger Wasserdampf speichern kann als wärmere, 
wird ab einer gewissen Höhe und Abkühlung die sogenannte 
Taupunkttemperatur (siehe DWD-Lexikon https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?nn=10334
6&lv2=102672&lv3=102734) erreicht, bei der die Luft gesättigt ist und
Kondensation einsetzt. Dann bilden sich viele winzige 
Wassertröpfchen, die wir als Wolke wahrnehmen. In großen Höhen, wo 
die Temperatur deutlich unterhalb des Gefrierpunktes liegt, können 
auch kleine Eiskristalle entstehen, die in ausreichender Menge 
Eiswolken bilden. Die Tröpfchen bzw. Eiskristalle können unter 
geeigneten Bedingungen weiter anwachsen und kollidieren, bis sie 
schließlich groß und schwer genug sind, um zu Boden zu fallen. Der 
Niederschlag in Form von Regen, Schnee, Graupel oder Hagel, der den 
Erdboden erreicht, versickert schließlich wieder im Boden, fließt in 
Flüsse, Seen und die Meere ab oder wird von der Vegetation 
aufgenommen. Dann kann das Wasser erneut verdunsten, womit sich der 
Wasserkreislauf schließt. Das Grundwasser gehört ebenfalls zum 
Wasserkreislauf. Regenwasser, das durch die Böden und 
Gesteinsschichten in den Untergrund sickert (Infiltration), füllt 
unsere Grundwasserbestände auf. 
Das Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie im DWD (kurz: WZN 
https://www.dwd.de/DE/leistungen/wzn/wzn.html) kommt zu dem Schluss, 
dass jedes Jahr auf der Erde durch Niederschläge, Verdunstung und 
Abfluss mehr als 500.000 Kubikkilometer Wasser bewegt werden. Dies 
macht zwar nur einen kleinen Teil der weltweit vorhandenen 
Wassermassen aus, entspricht aber immerhin 10.000 Mal der gesamten 
Wassermenge des Bodensees, der rund 48 Billionen Liter umfasst. Im 
globalen Mittel kann man so von einer Niederschlagssumme von rund 
1000 Liter pro Quadratmeter pro Jahr sprechen. Zum Vergleich: In 
Deutschland fallen im Schnitt rund 800 Liter pro Quadratmeter. 
Eine riesige Menge an Wasser wird also Jahr für Jahr in diesem 
Kreislauf umgewälzt. Auch der Klimawandel wird zumindest an der 
Gesamtmenge an Wasser, die sich im Umlauf befindet, nichts ändern. Zu
Veränderungen kommt es dennoch und diese machen sich bereits heute 
schon bemerkbar, beispielsweise in der Verteilung der Niederschläge. 
In einigen Regionen wird es weniger, in anderen Regionen dagegen mehr
Niederschläge geben, die dort mitunter auch heftiger ausfallen 
können. 
In Dürreperioden trocknen die Böden wiederrum stark aus und können 
dann bei plötzlich auftretenden Starkregenereignissen nur begrenzt 
Wasser aufnehmen. Statt zu versickern, fließt das Wasser 
oberflächlich ab und trägt dabei möglicherweise Erde und Gestein ab 
(Bodenerosion) oder sorgt für Überschwemmungen. Darüber hinaus können
sich der fehlende Wassernachschub und hohe Verdunstungsraten bei 
Dürren, aber auch das auf den trockenen Böden meist nur oberflächlich
abfließende Wasser sowie eine übermäßige Grundwasserentnahme negativ 
auf den Grundwasserspiegel auswirken. In der Folge kann zukünftig 
auch in Deutschland regional und vorübergehend die Gefahr von 
Engpässen bei der Wasserverfügbarkeit entstehen. 
So macht es durchaus Sinn, auch die Nutzung unserer Wasserressourcen 
genauer unter die Lupe zu nehmen. Dies soll dann in einem weiteren 
Thema des Tages in den kommenden Wochen thematisiert werden.


MSc.-Met. Sebastian Schappert 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 11.10.2022

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