Thema des Tages


Wiss. Kompakt


Wasser ist, rein wissenschaftlich betrachtet, eine chemische 
Verbindung aus den Elementen Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H). Die 
chemische Formel des sogenannten Wassermoleküls lautet H2O. 
Fachsprachlich korrekt ausgedrückt würde man Wasser auch als 
Dihydrogenmonoxid bezeichnen, nach der sogenannten IUPAC-Nomenklatur 
als Oxidan. Es ist klar, farb- und geruchlos. Sein Siedepunkt liegt 
bei 100 Grad Celsius, sein Schmelzpunkt bei 0 Grad Celsius Klingt 
erst einmal recht langweilig, ist es aber nicht. 

Wasser ist viel spannender, als es auf den ersten Blick erscheint. Es
umgibt uns tagtäglich und stellt die Grundlage unseres Lebens dar. 
Beim Duschen, Kochen oder Eisessen nimmt man seine Besonderheiten 
meist gar nicht mehr wahr. Doch in seinen unterschiedlichen Formen 
verursacht das vielfältige Molekül eindrückliche Phänomene.
 
Es kommt gasförmig in der Luft in Form von unsichtbarem Wasserdampf 
vor. Seine flüssige Form ist auf der Erde allgegenwärtig: rund 70% 
unserer Erde sind von Ozeanen, Flüssen und Seen bedeckt. In seiner 
festen Form tritt Wasser als Eis, Schnee, Hagel und Graupel oder Reif
auf. Es kommt also in allen drei Aggregatzuständen auf der Erde vor. 
Dies mag vielleicht nicht einzigartig sein, aber dennoch gibt es 
keinen anderen Stoff, der uns in allen drei Zuständen so präsent ist.

 
Ein weiteres, seltsam anmutendes Phänomen ist die sogenannte 
"Dichteanomalie". Diese sorgt dafür, dass gefrorenes Wasser auf 
seinen flüssigen Nachbarmolekülen schwimmt. In der Regel nimmt die 
Dichte der meisten Stoffe mit zunehmender Temperatur ab ? unabhängig 
vom Aggregatszustand. Anders ist es beim Wasser: Die höchste Dichte 
besitzt Wasser bei etwa 4 Grad Celsius unter Normaldruck. Dann wiegt 
ein Liter Wasser ein Kilogramm. Wird das Wasser nun erhitzt, dehnt es
sich aus und wird in der Folge leichter. Die besondere Eigenschaft 
des Wassers: Sinkt die Temperatur unter 4 Grad, wird Wasser ebenfalls
wieder leichter und dehnt sich aus ? selbst beim Wechsel in den 
festen Aggregatszustand. Der Grund für diese Besonderheit liegt in 
der Verkettung der Sauerstoff- und Wasserstoffatome benachbarter 
Wassermoleküle, also in den Kräften, die die verschiedenen 
Wassermoleküle untereinander zusammenhalten. Diese werden, ohne hier 
zu ausführlich in die Tiefen der Chemie eintauchen zu wollen, als 
sogenannte Wasserstoffbrückenbindungen bezeichnet. Nur so viel sei 
gesagt: Ohne diese Wasserstoffbrückenbindungen würde Wasser in seiner
uns bekannten Form auf der Erde nicht existieren. Und ohne diese 
besondere Eigenschaft hätte sich folglich kein Leben auf der Erde 
entwickelt.

Eine eher paradoxe Eigenschaft des Wassers stellt der sogenannte 
Mpemba-Effekt dar. Dieser beschreibt ein Phänomen, bei dem heißes 
Wasser unter geeigneten Bedingungen schneller gefriert als kaltes 
Wasser. Dies widerspricht ein Stück weit der eigenen Intuition. Einen
ausführlichen Artikel meines Kollegen Sebastian Altnau vom 19. 
Februar 2021 zu diesem außergewöhnlichen Effekt finden Sie im 
Tagesthemen-Archiv 
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/2/19.html). 

Wasser besitzt darüber hinaus eine hohe spezifische Wärmekapazität. 
Oder einfacher ausgedrückt: Wasser kann viel Energie aufnehmen, d.h. 
um Wasser zu erhitzen wird viel Energie benötigt. Insgesamt sind für 
die Erwärmung eines Kilogramms um 1 Grad 4200 Joule an thermischer 
Energie notwendig. Um beispielsweise die Temperatur des gesamten 
Bodensees um 10 Grad zu erhöhen - immerhin besteht dieser aus 48 
Billionen Litern Wasser - wären mehr als 2 Trillionen Joule 
(entspricht circa 558 Terrawattstunden) notwendig. Wie groß diese 
Energiemenge ist, zeigt sich im Vergleich zum Stromverbrauch in 
Deutschland, der im Jahr 2021 bei 508 Terrawattstunden lag. Die 
Energie, die für die Erwärmung des Bodensees notwendig wäre, könnte 
Deutschland also für mehr als ein ganzes Jahr (sofern sich der Autor 
in den Potenzen nicht verrechnet hat) mit Strom versorgen.
 
Wasser besitzt noch viele weitere physikalische Eigenschaften, die 
einiges an Spannung bieten, wie dem kühlenden Effekt beim Schwitzen 
oder seiner besonders starken Oberflächenspannung. Suchen Sie doch 
einfach mal in den Weiten des Internets. Dort werden Sie sicherlich 
fündig. Wie wichtig Wasser für unser Wetter ist, wird in einem 
weiteren Thema des Tages in den nächsten Wochen thematisiert.



MSc.-Met. Sebastian Schappert 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 19.09.2022

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