Thema des Tages


Wetter aktuell
Des Regens schöner Klang


Nach vielen heißen, sonnigen und trockenen Sommerwochen kam er 
endlich, der langersehnte Regen!

Plitsch, plitsch, plitsch-platsch, plitsch-platsch-platsch, 
plitschplatschplitschplatsch ? das Geräusch prasselnden Regens auf 
dem Dachfenster schien zunächst unwirklich. Ist das noch Traum oder 
schon Realität? Egal, weiterschlafen, der Wecker hat noch nicht 
geklingelt. Klackklackklackklackklack ? bei diesem wundervollen 
Klang, der seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr zu hören war, war
es unmöglich, wieder in die Traumwelt zurückzukehren. Mit müden Augen
wurde sich also aus dem Bett gekämpft, ran ans Fenster und mit einem 
Mal war die Müdigkeit wie verflogen: Es waren nicht nur einzelne 
Regentropfen, die auf die Scheiben prasselten und herabperlten?, nein
es regnete Bindfäden. Und unwillkürlich kam die britische Gastfamilie
in den Kopf, die stets zu sagen pflegte "it's raining cats and dogs" 
😉? 
Da war klar: Ein Blick aus dem Fenster genügt nicht, ab nach Draußen!
Die Balkontür kaum offen, stieg ein bekannter und doch fast 
vergessener, herrlicher Geruch in die Nase. Oh wie schön ist 
Petrichor! Eigentlich kein Wunder, dass versucht wird, diesen 
anziehenden Duft des Regens in Parfums einzufangen ?  aber ob das 
gelingt?! Die Regentropfen plätscherten sanftmütig auf die 
Holzdielen, sammelten sich in den Untersetzern der Kräutertöpfe und 
selbst der trockenheitserprobte Feigenkaktus schimmerte doch trotz 
dunkler Nacht in einem saftigeren Grün als sonst, oder nicht?
Nun erst fiel der Blick aufs Handy, "4:07" leuchtete in hellen 
Ziffern auf und ließ vorahnen, dass an Einschlafen bis zum Klingeln 
des Weckers in gut einer Stunde nicht mehr zu denken war. Dann konnte
doch auch noch ein kurzer Blick aufs Radarbild geworfen werden, oder?
Und tatsächlich: Zwei bis drei Stunden würde es bestimmt noch regnen!
Herrlich!

Und so verging die Zeit, bis das Klingeln des Weckers den müden Geist
und die wieder müde gewordenen Augen aufschreckte und aus dem 
Dämmerzustand in den aktiven Modus katapultierte. So ähnlich ging es 
wohl auch dem PC, der gut 1,5 Stunden später aus dem Stand-By-Modus 
zum Leben erweckt wurde und die ganzen Facetten, Hintergründe und 
Prognosen präsentierte: 
Ein Radarbild (siehe Abbildung 1), das nicht nur in ganz Hessen, 
sondern auch angrenzend in NRW, Thüringen und Baden-Württemberg 
farbige Flächen zeigte ? wann gab es das zuletzt?  

Die Heldin, die sich das auf die Fahne schreiben kann, war schnell 
ausgemacht: PEGGY. Das Tief über Großbritannien hatte eine 
langgestreckte Tiefdruckrinne ausgebildet, die quer über Deutschland 
lag und in der eben genau dieses großflächige Regenband eingelagert 
war. Tiefdruckzone respektive Regenband verlagerten sich langsam von 
Südwest nach Nordost, wobei es dort, also im Norden und Osten, am 
Nachmittag nochmal interessant werden würde: Die Nähe zu Hoch QUINTIN
(siehe Abbildung 2) sorgt für eine "Gegenstromlage" (Ostwind am 
Boden, Südwestwind in der Hohe), sodass das Regengebiet dort kaum 
noch weiter vorankommen sollte und über mehrere Stunden teils große 
Regenmengen prognostiziert wurden. 
Auch wenn sicherlich auch dort der Regen für viele eher Segen statt 
Fluch ist, so bergen Summen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter
eine gewisse Gefahr; Straßen können beispielsweise überflutet werden 
und Keller volllaufen.

Und während der Regen im Westen und Südwesten längst abgezogen ist 
und sich auch hier, beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, beim 
Blick gen Westen aufgelockerte Bewölkung zeigt (siehe Abbildung 3), 
ist sich das Kollegium einig: Danke Peggy!


Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 08.09.2022

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