Thema des Tages

Der „Blob“ im Pazifik

In den letzten Jahrzehnten wurden immer wieder ungewöhnlich hohe
Temperaturen der Meeresströmungen beobachtet. Dieses Phänomen kann
sowohl im Pazifik als auch im Atlantik festgestellt werden.

Im Juni veröffentlichten Wissenschaftler der Universität Hamburg eine
Studie über die Ursache der Hitzewellen im Nordpazifik. Der
sogenannte „Blob“, eine Warmwasserblase im nordöstlichen Pazifik,
wurden in den letzten Jahrzehnten immer häufiger beobachtet. Seit
2000 traten 31 marine Hitzewellen in diesem Bereich auf mit einer
Erwärmung der Wassertemperatur auf bis zu sechs Grad über dem
langjährigen Mittel, unabhängig vom El-Nino Phänomen. Zuletzt wurde
der „Blob“ in den Jahren 2019 bis 2021 beobachtet. Dabei umfasste die
Warmwasserblase eine Fläche von bis zu drei Millionen
Quadratkilometern.

Die Hitzewellen in den Ozeanen haben massiven Einfluss auf das marine
Ökosystem. Kälte liebende Tiere verenden entweder unmittelbar durch
die erhöhten Temperaturen oder werden zur Abwanderung gezwungen.
Gleichzeitig sind einige Raubfische durch die Wärme aktiver und
benötigen mehr Nahrung. Dies hat direkte Auswirkungen auf die
Nahrungskette. Weniger Angebot bei größerem Bedarf reduziert den
Bestand von den verbleibenden kleineren Fischen und Plankton. Fehlen
diese Lebewesen sind auch andere Tiere wie Seevögel davon betroffen,
die keine Nahrung mehr finden und dadurch verhungern. Zwischen Mitte
2015 und Anfang 2016 wurde zehntausende tote Trottellummen in Alaska
aufgefunden. Zusätzlich fördert die Wärme die Bildung von giftigen
Algenblüten. Bei der Zersetzung dieser Algen wird dem Wasser
Sauerstoff entzogen, was wiederum das Leben vieler unterschiedlicher
Lebewesen beeinträchtigt oder diese sogar tötet.

Die Ursache dieser Hitzeblasen im Meer scheint nun geklärt zu sein,
und sie ist zu 99% menschengemacht. Durch den Anstieg der
Treibhausgase in der Atmosphäre und die dadurch hervorgerufene
Erderwärmung haben sich die Luftdrucksysteme über unserem Planeten
bereits verändert. Die Hochdruckgebiete über den Meeren im Winter
haben sich verstärkt. Durch die verstärkte Absinkbewegung wird die
Wolkenbildung über dem Pazifik erschwert. Durch die fehlenden Wolken
wird die Sonneneinstrahlung tagsüber kaum noch beeinträchtigt. Nachts
fehlt dann zwar die Wärmeabstrahlung der Wolken und die
Meeresoberfläche kann stärker abkühlen als bei vorhandener Bewölkung,
aber dieser Effekt kann die Erwärmung tagsüber selbst im Winter nicht
kompensieren. Somit konnte die Wassertemperatur in den letzten 25
Jahren im Pazifik im Durchschnitt um 0,05 Grad Celsius pro Jahr
ansteigen. Der Zeitraum mit sommerlichen Bedingungen hat sich im
gleichen Zeitraum um 37 Tage verlängert.

Das Phänomen der marinen Hitzewellen und verstärkenden
Hochdruckgebiete ist aber nicht auf den Pazifik beschränkt. Auch über
dem Atlantik weitet sich das Azorenhoch in den Wintern immer weiter
aus. Mit der Ausdehnung des Azorenhochs gehen niederschlagsarme
Winter in Südeuropa einher. Bei einer normalen Ausdehnung des
Azorenhochs werden im Winter Tiefdruckgebiete, die für Spanien und
Portugal den meisten Niederschlag bringen, vom Nordatlantik zur
Iberischen Halbinseln geführt. Bei einer stärkeren Ausdehnung des
Hochs werden die Tiefs auf andere Bahnen gelenkt und steuern immer
häufiger auf Nordeuropa zu. So wie auch im letzten Winter, der in den
Mittelmeerregionen teils extrem trocken war.

Analysen von Wissenschaftlern der Woods Hole Oceanographic
Institution aus Massachusetts stellten fest, dass vor 1850 übermäßige
Ausdehnungen des Azorenhochs im Schnitt alle zehn Jahre auftraten,
seit 1980 kommt es etwa alle vier Jahre zu übergroßen
Hochdruckgebieten. Die extreme Flächenzunahme des winterlichen
Azorenhochs in den letzten 25 Jahren geht dabei über die natürlichen
Klimaschwankungen hinaus. Diese Erkenntnis stimmt mit den Studien aus
Deutschland überein. Die Analyse der Klimamodelle zeigte, dass die
Wahrscheinlichkeit des „Blobs“ zwischen 2019 und 2021 ohne den
menschlichen Einfluss bei unter einem Prozent liegt.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.07.2022

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