Thema des Tages

Frühjahrestrockenheit in Ostdeutschland

Heute wird nochmal auf die Frühjahrestrockenheit geschaut, die in den
neuen Bundesländern besonders stark ausgeprägt war.

Es wurde ja bereits in den vergangenen Tagen über das erneut sehr
trockene Frühjahr berichtet. Nur etwa zwei Drittel der im Frühjahr zu
erwartenden Niederschlagsmenge ist im Flächenmittel über ganz
Deutschland gefallen.

Am wenigsten Niederschlag ist in den neuen Bundesländern gefallen.
Dort gab es sogar neue Negativrekorde. In jedem der sechs
Bundesländer landete das Frühjahr in den Top 10. Ein Hauptanteil
daran trug der Monat März, der deutschlandweit einer der trockensten
Märzmonate seit Aufzeichnungsbeginn gewesen ist. Dabei ergab sich
ein deutliches Südwest-Nordost-Gefälle. Während im Flächenmittel über
Thüringen immerhin noch 18.2 l/qm (35 % vom Mittelwert 1961-90)
zusammenkamen, fielen in Mecklenburg-Vorpommern gerade einmal 0.9
l/qm (2 %).

Der Monat April war der niederschlagsreichste Frühjahresmonat.
Trotzdem konnte das Mittel zu erwartenden Niederschlag erneut nicht
erreicht werden. Mit Blick auf die verschiedenen Bundesländer fielen
zwischen 66 und 82 % der monatsüblichen Summe. Bleibt noch der Monat
Mai. Erneut fiel meist nur die Hälfte der Niederschlagssumme, die für
einen Maimonat nach Blick auf die vieljährige Statistik von 1961 bis
90 zu erwarten wäre.

Alle Monate zusammen genommen landete das Frühjahr 2022 in
Sachsen-Anhalt auf Platz 10 der trockensten Frühlingsjahreszeiten
seit Aufzeichnungsbeginn 1881. In Mecklenburg-Vorpommern reichte es
für den fünften Platz. In Sachsen-Anhalt und Sachsen belegte das
Frühjahr Platz 3 bzw. 2. Im Brandenburg und Berlin war 2022 mit 60.8
l/qm das trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Den ersten Platz belegten auch alle neuen Bundesländer
zusammengenommen.

Das Frühjahr 2022 reiht sich also nahtlos ein in die Liste der immer
trockener werdenden Frühjahre und setzte in Ostdeutschland neue
negative Spitzenwerte. Die Folgen lassen sich unschwer am Zustand der
Böden erkennen, wo in den betroffenen Gebieten bereits ein
erheblicher Wassermangel herrscht. Die Bodenfeuchte liegt zum Teil
nur noch bei 20 % als Mittel der oberen 60 cm.

Und auch wenn derzeit einige heftige Gewitter mit teils extremen
Starkregen über Teilen Deutschlands unterwegs sind, wird man davon in
den von der Dürre derzeit besonders betroffenen Regionen kaum etwas
abbekommen. Auch bis zum Ende der Woche und darüber hinaus, rechnen
die Wettermodelle mit nur wenig Niederschlag, sodass sich die
Dürreproblematik noch verschärfen dürfte.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.06.2022

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